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Der Attentäter - The Assassin

Der Attentäter - The Assassin

Titel: Der Attentäter - The Assassin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
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an - jenen seltsamen Gesichtsausdruck, der ihm bei Mason aufgefallen war, bevor Fosters Kugeln ihn in die Brust trafen. Sein Blick wirkte, als hätte er jemanden erkannt. Wenn er sich nicht getäuscht hatte, lief das auf eine interessante Frage hinaus. Wen hatte Mason erkannt? Wenn Foster wirklich nicht mehr als ein »Handlanger« war, und sein Alter sprach dafür, musste der Blick Crane gegolten haben.
    Womöglich hatte es nichts zu bedeuten. Vielleicht war sie bei einer seiner früheren Festnahmen dabei gewesen. Oder er hatte den Blick falsch interpretiert. Trotzdem beschäftigte ihn die Sache, genau wie der Zeitpunkt der Polizeiaktion.
    Der Stau löste sich auf, und der Fahrer bog erst auf die US- 29 North ab, dann nach rechts auf die K Street. Von dort war es nur noch ein Katzensprung bis zu Harpers Haus an der Q Street, ganz in der Nähe des Dupont Circle. Als der Wagen am Bordstein parkte, gab Harper dem Fahrer seine Anweisungen und öffnete die Tür. Er wandte sich noch einmal zu Kealey um. »Wir sehen uns morgen. Falls Sie Zeit haben, sollten Sie mit Kharmai reden. Und noch etwas …«
    »Ja?«
    »Machen Sie keinen weiteren Ärger. Wenigstens bis morgen früh.«

    Rachel Ford saß mit gesenktem Kopf hinter ihrem Schreibtisch. Ihre Ellbogen waren auf das polierte Rosenholz gestützt, und die Finger mit den kurz geschnittenen Nägeln massierten mit kreisförmigen Bewegungen ihre Schläfen. Bis auf das schwache Licht einer einzigen Lampe war der Raum abgedunkelt. Sie hatte gerade zwei Kopfschmerztabletten genommen und wartete darauf, dass die Wirkung des Medikaments einsetzte. Hoffentlich waren es nicht die ersten Anzeichen einer voll ausgewachsenen Migräne. Sie war müde und verärgert darüber, dass ausgerechnet sie die einzige Person in der Führungsetage der CIA zu sein schien, die etwas Mumm hatte. Harper hatte seinen Schützling Kealey beharrlich verteidigt, und der Direktor war weich geworden. Wahrscheinlich hätte sie damit rechnen müssen, aber sie war trotzdem wütend. Sie zuckte zusammen, als der pochende Schmerz plötzlich schlimmer wurde. Was konnte sie noch tun, um Andrews davon zu überzeugen, dass Ryan Kealey für die CIA nur ein Klotz am Bein war?
    Es hatte eine Zeit gegeben, in der sie sich nicht eingemischt hätte. Für zwei Legislaturperioden hatte sie im Geheimdienstausschuss des Kongresses gesessen, wo sie mit zwanzig Kollegen für die Kontrolle der Nachrichtendienste zuständig gewesen war, darunter auch die National Security Agency und die CIA.
    Während dieser Zeit hatte sie die Erfahrung gemacht, dass hohe Geheimdienstler, die vor dem Ausschuss aussagen mussten, selten mit der vollen Wahrheit herausrückten. Gelegentlich machte sie Druck, wenn es ihr unumgänglich schien, doch meistens hatte sie den Schlapphüten viel Freiraum gelassen. Und weil sie eine der höchsten Positionen in dem Ausschuss bekleidete, hatten sich andere ihre Nachgiebigkeit zu eigen gemacht.

    Der Grund für ihre Nachsicht war simpel. Als überzeugte Patriotin hielt sie die diversen Geheimdienste im Sinne der Sicherheit des Landes für absolut unverzichtbar. Dadurch fand sie sich in einer etwas unbehaglichen Position. Sie persönlich hätte die Geheimdienste am liebsten frei schalten und walten lassen, damit sie ihre Arbeit erledigen konnten, doch die Aufgabe des Ausschusses bestand eben darin, ihre Aktivitäten zu kontrollieren und darauf zu achten, dass gewisse Grenzen nicht überschritten wurden. Es war ein Dilemma, doch irgendwie hatte sie es geschafft, einen Ausgleich zwischen persönlichen und beruflichen Interessen herbeizuführen.
    Während der letzten Monate hatte sich ihre Sicht der Dinge allerdings drastisch verändert. Seit ihrer Nominierung für den zweithöchsten Posten bei der CIA hatte sie mit wachsender Sorge zur Kenntnis genommen, in welchem Ausmaß sich in der Führungsetage Apathie und Unfähigkeit breitgemacht hatten. Die Apathie erschien ihr fast verständlich, denn die CIA war ein aufgeblähter bürokratischer Apparat, und auf den untersten Stufen der Leiter war selbst ein gewisses Maß an Unfähigkeit entschuldbar. Auf keinen Fall zu tolerieren war dagegen der erstaunliche Mangel an Disziplin bei Aktionen im Irak und in Afghanistan.
    Um sich schnell zu informieren, hatte sie jedes erreichbare Dokument studiert, das in einem Zusammenhang mit den Aktivitäten der Abteilung für Spezialaufträge stand. Was sie las, kam einer Offenbarung gleich; bisher hatte sie fast keine Ahnung gehabt, was

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