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Der Attentäter - The Assassin

Der Attentäter - The Assassin

Titel: Der Attentäter - The Assassin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
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er in ein paar Tagen erfahren, doch bis dahin war noch jede Menge zu tun.
    Nach einer halben Stunde, in der sie immer wieder scheinbar planlos abgebogen war, parkte Raseen auf einmal geschickt zwischen einer Honda und einem schwarzen Citroën ein. Sie stieg aus und forderte Vanderveen mit dem Zeigefinger auf, es ebenfalls zu tun. Sie bewegte sich lässig durch die Menschenmenge und ging auf eine Boulangerie zu. Jetzt erkannte Vanderveen, dass sie im Kreis gefahren und wieder im achten Arrondissement waren - nicht weit entfernt sah er den Renault.
    In der kleinen Bäckerei war es zu warm nach der kühlen Außentemperatur. Es roch nach Zucker und Hefe. Vanderveen
fragte sich schon, was sie hier zu suchen hatten, als sein Blick auf die Bedienung hinter der Theke fiel. Dunkles Haar, weißer Cardigan … Die Frau von der Caféterrasse.
    Raseen folgte seinem Blick und lächelte. »Sie ist eine Freundin.« Ihr Französisch hatte einen starken Akzent. »Keine persönliche Freundin, wenn ich ehrlich sein soll. Eine Sympathisantin unserer Sache.«
    Vanderveen nickte und folgte ihr eine schmale Holztreppe hinauf. Sein Unbehagen wuchs. Hier war er einfach nicht in seinem Element, obwohl ihm die Stadt sehr vertraut war und er bestens Französisch sprach. Er kannte die Leute nicht, mit denen er zu tun hatte, und war dadurch im Nachteil. Die Geräusche der gut besuchten Bäckerei wurden schwächer, als sie eine weitere Treppe hinaufstiegen und schließlich im zweiten Stock standen.
    »Machen Sie die Tür zu«, befahl Raseen. Er tat es, während sie das einzige Fenster schloss, damit der Lärm des nachmittäglichen Verkehrs auf der Rue Tronchet nicht mehr so laut war. Sie ging zu einem reich mit Schnitzereien verzierten Kleiderschrank, öffnete die schwere Eichentür und beugte sich weit vor, sodass von ihrem Körper von der Taille an aufwärts nichts mehr zu sehen war.
    Während sie beschäftigt war, blickte Vanderveen sich um. In der Mitte des Raums stand ein Tisch mit Kunststoffbeschichtung, an einer Wand gab es Schränke und ein Waschbecken. Eine weiß gestrichene Holztür führte ins Bad. Das Bett stand ein gutes Stück vom Fenster weg, an der Seitenwand des Kleiderschranks. In der Küche fuhr er mit dem Finger über die Arbeitsflächen. Verstaubt. Er öffnete den Kühlschrank. Nur das Nötigste. Es war offensichtlich, dass die Wohnung nicht oft benutzt wurde, und das war ein gutes Zeichen. Wenn jede
Woche mehrere Unbekannte im Treppenhaus zu sehen waren, erregte das eher Verdacht, als wenn nur alle paar Monate ein neues Gesicht auftauchte.
    Raseen schloss die Tür des Kleiderschranks mit dem Fuß. Sie hielt Papiere und Fotos in den Händen, legte den Stapel auf den Tisch und wies auf einen Stuhl.
    »Setzen Sie sich bitte, Mr Vanderveen. Wir haben eine Menge Arbeit vor uns.«
    Er schaute sie lange an. Durch die Verwendung seines Namens stellte sie klar, dass al-Tikriti nicht nur ihn informiert hatte. Das Unbehagen, das sie im Auto empfunden hatte, war spurlos verschwunden. Sie blickte ihn ohne jede Ängstlichkeit an. Ihr jetziges Verhalten passte zu dem, was man ihm erzählt hatte. Aber er glaubte noch etwas zu erahnen, etwas, das ihn sehr ansprach und das er als ihre wahre Natur bezeichnet hätte. Er vermutete, dass sie noch fähiger und gefährlicher war, als Männer wie al-Tikriti glaubten.
    »Wenn wir zusammenarbeiten wollen, müssen wir die Förmlichkeiten hinter uns lassen.« Er lächelte sie an, weiterhin grübelnd, wie viel sie wusste. »Nennen Sie mich Will.«
    Sie schaute ihn an, mit einem schwer zu deutenden, unerschütterlichen Ausdruck, ohne das Lächeln zu erwidern. Dann zuckten ihre Mundwinkel, und ihre Augen verrieten eine Spur von Belustigung. Sie wusste genau, wer er war, er konnte es an winzigen Reaktionen ablesen. Und es beunruhigte sie nicht im Geringsten.
    »Also gut. Aber setzen Sie sich bitte. Wir haben nicht viel Zeit und reichlich zu tun, Will.«
     
    Zwei Stunden arbeiteten sie ohne Unterbrechung. Raseen hatte sich detaillierte Notizen gemacht, schien sie aber nicht zu
benötigen. In einem leisen und selbstbewussten Ton klärte sie ihn über die Zielperson auf, ihre persönlichen Gewohnheiten, ihren Terminplan und die Sicherheitsmaßnahmen. Seit dem Gespräch mit al-Tikriti in Tartus wusste Vanderveen, dass die Informationen von einer hochrangigen Quelle in der irakischen Regierung stammten.
    Außerdem erzählte Raseen ihm von den Männern, die den Mordanschlag durchführen sollten. Diesem Punkt galt

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