Der Attentäter - The Assassin
zu verschaffen. Und
dann - das fehlte gerade noch - kommt dieser Kealey, marschiert in das Gebäude und greift den Verdächtigen an. Ist das richtig?«
Harper runzelte die Stirn. »Nein, das stimmt nicht. Er hat seine Waffe nicht benutzt.«
»Sind Sie sicher?«, fragte Ford skeptisch. »Für mich sieht’s nicht so aus, als hätten Sie den Mann unter Kontrolle.«
»Ganz sicher«, antwortete Harper gereizt. »Kealey war die einzige Person dort, die überhaupt ein Interesse daran hatte, dass Mason lebend festgenommen wurde. Er hätte nur im äu ßersten Notfall geschossen.«
»Bei Gott, hoffentlich haben Sie recht«, sagte Andrews. »Wo ist er jetzt?«
»Unter der Dusche. Seit seiner Rückkehr aus dem Irak hatte er noch keine Gelegenheit dazu.«
»Und dieser Laptop? Was ist das für eine Geschichte?«
»Schwer zu sagen, ob wir etwas damit anfangen können. Ich habe ihn der technischen Abteilung überlassen, aber es könnte eine Weile dauern. Wahrscheinlich hat Mason die relevanten Dateien gelöscht. Ich halte nicht gerade vor Spannung den Atem an.«
Andrews tippte nachdenklich mit der Spitze eines billigen Stifts auf die Schreibtischplatte. »Ich sehe nicht, warum wir uns da einmischen mussten«, sagte er schließlich. »Unsere Aufgabe war und ist es, die Leute zu identifizieren und zur Strecke zu bringen, die den Bombenanschlag auf das Babylon Hotel verübt haben. Den ersten Teil haben wir in Rekordzeit absolviert. Und zwar ohne Kealeys Hilfe, wie ich hinzufügen könnte.«
»Wir wissen, dass Kassem …«
»Kealey hat nichts als Probleme verursacht«, sagte Andrews etwas lauter. »Dieser Unsinn, den er in Falludscha angestellt
hat, belastet unsere Beziehungen zu den Militärs, und jetzt pfuscht er auch noch dem FBI ins Handwerk. Was soll daran für uns hilfreich sein?«
Als Harper zum Fenster schaute, sah er Ford zustimmend nicken. Nicht zum ersten Mal verwunderte ihn, wie flüchtig das Gefühl der Dankbarkeit war. Kein Jahr war es her, da hatte Ryan Kealey mindestens fünfhundert Menschenleben gerettet. Wahrscheinlich noch mehr. Zu den potenziellen Opfern hatte auch David Brenneman gehört, der Präsident der Vereinigten Staaten. Und jetzt wollte die CIA Kealey wegen eines unbedeutenden Ärgernisses fallen lassen. Der fehlgeschlagene Einsatz an der Duke Street zeitigte beim FBI bereits Konsequenzen, und wenn man Kealey anschwärzte, würden sich die Medien noch mehr auf die Story stürzen, was für das FBI alles nur schlimmer machte. Daran konnte man in der dortigen Führungsetage kein Interesse haben. Wahrscheinlicher war, dass man die schmutzige Wäsche erst im Fall einer echten Krise waschen würde, wenn die CIA ihrerseits etwas gegen das FBI in der Hand hatte, das man dort lieber unter den Teppich kehren wollte.
»Hören Sie«, fuhr der Dirktor fort, jetzt wieder etwas leiser. »Ich weiß, dass Sie und Kealey schon lange befreundet sind. Ich verstehe das, und ich weiß, was Kealey für uns getan hat. Glauben Sie’s mir, ich weiß es wirklich zu würdigen. Aber die Dinge haben sich geändert, und im Moment schadet er mehr, als er nutzt. Vielleicht wäre es für alle am besten - auch für ihn -, wenn er den Job freiwillig quittiert. Weiß Gott, er hat genug durchgemacht.«
Fords selbstgefälliger Gesichtsausdruck verschwand, und sie wandte sich Andrews zu, ganz offensichtlich überrascht. Bestimmt hatte sie erwartet, dass Andrews einen härteren Kurs einschlagen würde.
»Darum kann ich ihn nicht bitten«, sagte Harper, dessen Zorn wuchs, als er den Direktor die Stirn runzeln sah. »Mein Gott, haben Sie je darüber nachgedacht, was passiert wäre, wenn Vanderveen letztes Jahr Erfolg gehabt hätte? Wenn er alle drei erwischt hätte, Brenneman, Chirac und Berlusconi? Was hätte das für ein Licht auf uns geworfen?«
»Verstehe, aber …«
»Ich weiß genau, was passiert wäre. Man hätte Unsummen in die Sicherheit investiert, aber wir hätten keinen Penny gesehen. Alles wäre beim Heimatschutzministerium oder beim NCTC gelandet. Für uns hätte der Geheimdienstausschuss harte Konsequenzen gefordert.« Und Sie wären Ihren Job los gewesen, hätte Harper beinahe hinzugefügt. Er wandte den Blick ab und versuchte, seine Gefühle unter Kontrolle zu bekommen. »Nur wegen Kealey haben wir all das vermeiden können. Außer einem festen Job bei uns hat er nichts dafür verlangt, und ich sehe nicht ein, warum ich ihn jetzt wegen einer kleinen Meinungsverschiedenheit mit dem FBI rauswerfen sollte. Und was sie
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