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Der Attentäter - The Assassin

Der Attentäter - The Assassin

Titel: Der Attentäter - The Assassin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
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bedächtig. »Verstehe. Okay, her mit der Schrotflinte.«
    »Nein. Ich erledige das.« Sie streckte die Hände aus. »Sie haben keine Handschuhe.«
    »Sicher?«
    Sie antwortete nicht. Er blickte ihr nach, als sie mit der Winchester in der Hand über das Feld ging, und fragte sich, ob sie es sich anders überlegen würde, aber sie steuerte zielstrebig auf den Waldrand zu.
    Bei Bessons Leiche angekommen, kniete sie nieder. Offenbar wollte sie sich vergewissern, ob er tatsächlich tot war, denn sie schien seinen Puls zu überprüfen, aus dieser Entfernung war es schwer zu sagen. Er war sich sicher, dass sie routiniert vorgehen würde. Tatsächlich durchsuchte sie Bessons Taschen nach Munition und nahm die leere Patrone aus der Schrotflinte, bevor sie den Toten in eine Sitzposition hievte, was für eine
kleine und zarte Frau ziemlich schwer sein musste. Danach blieb nur noch eines zu erledigen. Sie trat vier Schritte zurück und hob die Waffe.
    Kurz darauf explodierte, was von Bessons Kopf noch übrig war. Er hörte das Krachen der Schrotflinte, Dutzende von Vögeln flogen erschreckt auf. Dann beobachtete er fasziniert durch das Zielfernrohr seines Gewehrs, wie sie die Leiche in die gewünschte Position brachte. Sie nahm sich Zeit und hielt gelegentlich inne, um aus verschiedenen Perspektiven das Resultat ihrer Bemühungen zu betrachten. Als sie schließlich zufrieden war, legte sie die Schrotflinte einige Schritte neben die Leiche und machte sich auf den Rückweg.
    Während sie näher kam, betrachtete er ihr Gesicht. Sie war zu dicht an die Leiche herangekommen, die rechte Seite ihrer weißen Jacke war mit Blut verschmiert, das sich mit dem Regen mischte und an dem Nylon herabrann. Falls es ihr aufgefallen war, ließ sie es sich nicht anmerken. Als sie neben ihm stand, gab sie ihm die leere Patrone. Die kalte Luft hatte ihre Wangen etwas gerötet, aber ihre Miene war unergründlich.
    Nachdem sie die Zielscheiben und Patronenhülsen eingesammelt hatten, verstauten sie beides in dem Rucksack, zusammen mit Raseens blutverschmierter Jacke. Auf dem Rückweg hielten sie kurz in Castillon-la-Bataille an, auf einer Brücke über die Dordogne. Nachdem er den Rucksack mit ein paar Backsteinen beschwert hatte, warf Vanderveen ihn in das trübe Wasser.
    Kurz nach Mitternacht waren sie wieder in Paris.

20
    Washington, D.C.
    Kealeys Augen öffneten sich gegen seinen Willen. Durch das Fenster mit den nur halb zugezogenen Vorhängen, das auf die Pennsylvania Avenue ging, sickerte graues Licht. Von irgendwoher kam ein leises, monotones Geräusch, und er musste erst richtig wach werden, bis er begriff, dass Regentropfen gegen die Scheibe schlugen.
    Er drehte sich auf die andere Seite und vergrub das Gesicht im Kopfkissen. Der Boden war übersät mit leeren Flaschen. In der letzten Nacht war er über den Inhalt der Minibar hergefallen, was er an dem pochenden Kopfschmerz und dem schlechten Geschmack in seinem Mund merkte. Als er sich fragte, wie es zu dem Exzess kommen konnte, fiel ihm Naomi Kharmais unglückliche Frage ein. Und alles, was sich im Anschluss daran abgespielt hatte.
    Er verdrängte die Gedanken sofort, quälte sich aus dem Bett und ging auf unsicheren Beinen ins Bad. Dabei stieß er mit dem rechten Fuß gegen eine halb volle Whiskeyflasche. Er fragte sich, wo sie herkam, in der Minibar gab es keine großen Flaschen. Im Bad füllte er einen Plastikbecher mit Leitungswasser und kippte es hinunter, um den Becher sofort neu zu füllen. Als er ihn zum dritten Mal an die Lippen setzte, klopfte es an der Tür.
    »Verschwinden Sie«, rief er, aber es klopfte erneut.
    »Sind Sie das, Kealey? Machen Sie auf.«

    Die Stimme kam ihm bekannt vor, er versuchte sich zu erinnern. Als es ihm einfiel, fluchte er leise, ging aber zur Tür.
    Auf der Schwelle stand Samantha Crane, mit einem wütenden Blick, die Hände in die Hüften gestemmt. Sie trug eine weite graue Jogginghose, neue Balance-Laufschuhe und ein marineblaues Sweatshirt mit der Aufschrift »Pennsylvania State University«. Wenn sie in dem Bundesstaat aufgewachsen war, erklärte das vielleicht den Akzent, der ihm am Vortag aufgefallen war. Ihr langes blondes Haar war nass, ein paar Strähnen hingen ihr ins Gesicht. Offensichtlich war sie unterwegs vom Regen überrascht worden.
    Er zeigte auf ihr Outfit. »Waren Sie joggen, oder läuft man beim FBI heutzutage immer so rum?«
    Die Frage überraschte sie, aber sie fing sich schnell. »Geht Sie nichts an. Ich will den …«
    Sie

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