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Der Attentäter - The Assassin

Der Attentäter - The Assassin

Titel: Der Attentäter - The Assassin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
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und er wusste, dass ihm nicht viel Zeit blieb, um die nötigen Informationen zu sammeln.
    Er klaubte seine Jeans auf und suchte in den Taschen nach dem abhörsicheren Mobiltelefon, das Harper ihm gegeben hatte. Als er es gefunden hatte, rief er Kharmai an, deren Stimme verschlafen klang. Nachdem er sie auf den neuesten Stand gebracht hatte, meldete er sich bei Harper. Danach verschwand er im Bad, wo er schnell duschte und sich die Zähne putzte. Zwanzig Minute später, als er fertig angezogen war, musste er immer noch an Samantha Crane denken. Mit dieser Frau stimmte etwas nicht.

21
    Fairfax County, Virginia
    Das Liberty Crossing Building in McLean, Virginia, beherbergte die Logistikzentrale des im August 2004 gegründeten National Counterterrorism Center. Im Erdgeschoss gab es keine abgetrennten Büros, sondern nur einen großen Raum mit hellen Schreibtischen und Flachmonitoren darauf, im ersten Stock dagegen gläserne Raumteiler zur Abgrenzung der einzelnen Arbeitsbereiche. Von hier hatten hochranginge Vertreter von vierzehn Sicherheits- und Geheimdiensten ein wachsames Auge auf ihre fleißigen Untergeben im Erdgeschoss. Dort arbeitete Naomi Kharmai, umgeben von vierzig anderen Analysten, als sie plötzlich Ryan Kealey durch die Glastür auf der anderen Seite des Raums hereinspazieren sah.
    Angesichts ihrer ungeschickten Frage vom Vorabend war sie versucht, sich unter dem Schreibtisch zu verkriechen. Aber sie blickte einfach weiter auf den Monitor und tat so, als wäre sie ganz in ihre Arbeit vertieft.
    Fast die ganze Nacht hatte sie wach gelegen und darüber nachgedacht, was Harper ihr am Telefon erzählt hatte. Das erklärte alles, von Kealeys auffällig veränderter äußerer Erscheinung bis hin zu seiner Unwilligkeit, über die letzten zehn Monate zu reden. Zuerst war sie wütend gewesen. Sie konnte nicht fassen, dass Harper sie ahnungslos so einer Situation ausgesetzt hatte. Außerdem wusste sie jetzt ziemlich genau, warum man sie nach London versetzt hatte. Immerhin hatte
sie eine wichtige Rolle gespielt bei den Ereignissen des letzten Jahres, und wenn man diese in der Führungsetage unter den Teppich kehren wollte, war es nur unangenehm, wenn sie vor Ort war und lästige Fragen stellte.
    Dass man sie abgeschoben hatte, war ärgerlich, aber sie kannte ihren Platz und hätte es trotz ihrer Halsstarrigkeit als unangemessen empfunden, auf Harper loszugehen. Außerdem war ihr Zorn seit dem klärenden Telefonat auch schon fast verraucht. Statt ihr eigenes Schicksal zu beklagen, hatte sie über Kealey nachgedacht. Darüber, wie er sich in jener Nacht gefühlt und was er seitdem durchgemacht haben musste.
    Es war offensichtlich, dass er nicht mehr der Alte war, doch sie konnte nicht abschätzen, in welchem Ausmaß er psychisch Schaden genommen hatte. Er gehörte zu den Männern, die ihrer Natur nach dazu neigen, alles in sich zu verschließen, doch damit schob man das Unvermeidliche nur hinaus. Irgendwann, wie stark der Betreffende auch sein mochte, musste die brisante Mixtur aus Zorn, Schmerz und Schuldgefühlen ein Ventil finden. Das passierte zwangsläufig und war das Endresultat jeder ähnlichen Tragödie. Diese brutale Wahrheit zeigte sich in der steigenden Selbstmordrate bei Soldaten, die im Mittleren Osten an Kampfeinsätzen teilgenommen hatten. Sie glaubte nicht, dass es bei Kealey so schlimm kommen würde, aber vielleicht hatten die Verwandten der toten Soldaten das bis zum bitteren Ende auch gedacht. Sie selbst hatte in ihrem Leben auch schon einiges einstecken, aber noch nie unter einer solchen Trauer und einem solchen Schuldgefühl leiden müssen. Und jetzt, während sie darüber nachdachte, was Kealey durchmachte, betete sie, dass ihr Ähnliches erspart bleiben möge.
    Sie schüttelte die quälenden Gedanken ab, denn Kealey war fast bei ihr. Er nickte ihr zu und sagte guten Tag.

    »Hallo«, sagte sie mit einem bemühten Lächeln. »Du bist spät dran.«
    »Ich hatte nicht damit gerechnet, dass du so schnell etwas herausbekommen würdest.« Sie hatte ihn vor einer halben Stunde in Langley angerufen. »Ich bin sofort losgefahren.«
    »Ich hatte befürchtet, Landrieu würde dich nicht reinlassen.«
    Kealey blickte finster drein. »Ist er da?«
    »Gesehen habe ich ihn nicht.« Ihr Lächeln verschwand, und sie wandte den Blick ab. »Hör zu, Ryan, ich weiß, dass du nicht darüber reden willst. Aber ich möchte mich für gestern Abend entschuldigen. Harper hatte mir nichts davon …«
    »Schon gut,

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