Der Attentäter - The Assassin
bleiben«, sagte Brenneman. »Bitte reden Sie weiter.«
»Ja, Mr President.« Sie schlug ihren Schnellhefter auf und atmete tief durch, um ihre Nerven zu beruhigen. »Lassen Sie mich am Anfang beginnen, Sir. Diese Geschichte beginnt nicht mit dem Bombenanschlag auf das Babylon Hotel, sondern mit Anthony Masons Waffenlieferungen in Hafenstädte des Nahen Ostens, wo sie von niemand anderem als Will Vanderveen in Empfang genommen wurden. Zu dieser Zeit benutzte er den Namen Erich Kohl. Im Laufe der nächsten sechs Monate …«
Sie redete fast zwanzig Minuten lang und erklärte die Verbindungen zwischen Raschid al-Umari, Arshad Kassem, Anthony Mason und Vanderveen. Außerdem sprach sie über die denkbare Iran-Connection. Kealey beobachtete sie von der anderen Seite des Tisches und musste neidlos anerkennen, wie gekonnt sie die Fäden verknüpfte. Noch nie war ihm ihr englischer Midland-Akzent so aufgefallen wie hier, wo er seltsam deplatziert wirkte.
Am Schluss ihres Vortrags kam Kharmai auf Thomas Rühmann zu sprechen. »Er ist eigentlich österreichischer Staatsbürger, lebt aber in Deutschland, wo er einflussreiche Freunde im Kabinett hat. Obwohl er einen Vorstandsposten bei einigen der renommiertesten deutschen Unternehmen hat, verdächtigen wir ihn schon lange, Waffen an eine Reihe von Regierungen und Rebellengruppen zu verkaufen. Ich muss nicht eigens betonen, dass es uns lieber wäre, wenn seine Kunden diese Waffen nicht hätten. Die deutsche Regierung drückt ein Auge zu, weil er gelegentlich für sie gearbeitet hat, aber zugleich ist ihnen die Geschichte etwas peinlich. Sie behalten ihn genau im Auge.«
Brenneman nickte. »Was wollen Sie damit sagen? Schützen sie ihn direkt?«
»In gewisser Weise schon, Sir. Lassen Sie mich ein Beispiel
anführen. Vor drei Jahren entdeckte unser Außenministerium, dass Rühmann in den Verkauf von zweihundert tragbaren Starburst-Raketen an Adrian al-Ghoul verwickelt war, einen hohen Repräsentanten der Hamas. Danach kam al-Ghoul zufällig ums Leben. Kurz nachdem der Waffenverkauf ans Licht kam, hat unser Außenministerium auf offiziellem Weg eine Anhörung verlangt. Auf unserer Seite erwartete man volle Kooperationsbereitschaft seitens der Deutschen, doch uns wurde die Tür vor der Nase zugeknallt. Offenbar hat Rühmann seitdem die Zahl seiner einflussreichen Freunde vergrößert, weshalb es noch schwieriger geworden ist, an ihn heranzukommen.«
»Aber warum? Warum sollten sie sich solche Mühe geben, ihn zu schützen? Und was wollen Sie damit sagen, dass es ihnen peinlich ist?«
Auf die Frage antwortete Kealey. »Sir, erinnern Sie sich an den Vorfall in Al Qaqaa im Jahr 2003?«
Brenneman dachte einen Augenblick nach. »Vage. Frischen Sie meine Erinnerung auf.«
»Al Qaqaa ist ein Waffendepot etwa dreißig Kilometer südlich von Bagdad. Im Jahr 2003 wurde berichtet, mehr als dreihundertachtzig Tonnen an Sprengstoff, darunter HMX und RDX, seien aus dem Lager verschwunden. Das sind etwa vierzig Lastwagenladungen. Zuerst wurde die Geschichte von der New York Times gebracht. Wie nicht anders zu erwarten, schob man sich gegenseitig die Schuld zu. Die UN-Waffeninspektoren sagten, im Januar des Jahres sei das Material noch in dem Depot gewesen, und jetzt seien die amerikanischen Truppen dafür zuständig, es zu bewachen. Das Pentagon seinerseits beschuldigte die Waffeninspektoren, aber die Geschichte wurde nie geklärt. Ein kleiner Teil des Sprengstoffs tauchte später bei Anschlägen auf unsere Soldaten auf, aber der Rest
ist spurlos verschwunden. Hinterher gab es eine Menge Diskussionen darüber, was sich sonst noch in Al Qaqaa befunden haben könnte.«
»Was hat Rühmann damit zu tun?«
»Er war zu dieser Zeit im Irak«, antwortete Kharmai. »Tatsächlich war er der UN-Waffeninspektor, der für die letzte Bestandsaufnahme in Al Qaqaa vor dem Verschwinden des Sprengstoffs verantwortlich war. Natürlich wurden Fragen gestellt, aber er hat seinen Posten bei den Vereinten Nationen aufgegeben, bevor sein Name in diesem Zusammenhang fiel. Seitdem haben seine guten Beziehungen verhindert, dass er ins Rampenlicht gezerrt wurde. Die Deutschen wollen die ganze Geschichte nur vergessen.«
»Okay«, sagte Brenneman. »Zusammenfassend könnte man also sagen, dass es zumindest eine indirekte Verbindung Rühmanns zu al-Umari und Vanderveen gibt, die gemeinsam für den Mordanschlag auf den irakischen Premierminister verantwortlich waren.«
»Genau«, bestätigte Kharmai.
»Aber
Weitere Kostenlose Bücher