Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Attentäter - The Assassin

Der Attentäter - The Assassin

Titel: Der Attentäter - The Assassin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
Vom Netzwerk:
doch es wurde bestätigt, dass der irakische
Außenminister am Ort des Geschehens gestorben war, zusammen mit einem französischen Sicherheitsbeamten und den beiden noch nicht identifizierten Tätern. Nach weiteren vierzig Kilometern wurde von einer steigenden Opferzahl und vom Tod eines bekannten amerikanischen Unternehmers berichtet.
    »Zwölf Tote?«, fragte Raseen, als wäre sie sich erst jetzt des Ausmaßes der Folgen ihrer Tat bewusst geworden. »Ist das möglich?«
    »Ja«, antwortete Vanderveen. Dass unter den Opfern ein Amerikaner war, sah er als positive Neuigkeit, denn tote Landsleute würden den amerikanischen Präsidenten weiter verunsichern und ihn zu einer emotionalen Reaktion veranlassen, wenn die Täter als iranische Staatsbürger identifiziert wurden. Vielleicht war das unterdessen schon passiert; bei so einem Vorfall stand der französische Geheimdienst unter enormem Druck, schnell Resultate zu liefern.
    Die Tatsache, dass die Täter Iraner gewesen waren, würde natürlich zu Spekulationen führen, und al-Douris Mann in New York würde sie weiter anheizen. Demnach arbeitete Teheran hinter den Kulissen daran, die irakische Regierung zu zersetzen und die amerikanische Strategie im Mittleren Osten zu unterminieren. Wenn die Medien das breittraten, würde der iranische Präsident lautstark Teherans Unschuld beteuern und sich durch seine berüchtigten unbedachten Äußerungen die Chance nicht entgehen lassen, sein Land weiter ins Gerede zu bringen.
    Mit dem Anschlag auf al-Maliki und dem Mord an Tabrizi waren zwei Absichten verbunden. Erstens ging es darum, die prominentesten Befürworter der amerikanischen Präsenz auszuschalten und das von Schiiten dominierte Parlament zu
schwächen. Das zweite Ziel war praktisch schon erreicht - obwohl al-Maliki den Anschlag überlebt hatte, war eine weitere Radikalisierung auf Seiten der Sunniten und Schiiten unvermeidlich, was die gewalttätigen Auseinandersetzungen weiter anheizen würde.
    Doch die beiden Anschläge waren nur ein Vorspiel; der Erfolg ihres Projektes hing ganz und gar von ihrer Aktion bei dem bevorstehenden Treffen bei den Vereinten Nationen in New York ab. Durch die Ermordung der wichtigsten Repräsentanten der schiitischen Allianz würde das irakische Parlament jede Glaubwürdigkeit verlieren und das Land im Chaos versinken. Das war dann al-Douris Chance, die Macht an sich zu reißen. Im Hinblick auf die Zeit danach waren bereits Versprechungen gemacht und Schmiergelder gezahlt worden. Auf den Anschlag auf amerikanischem Boden würde unmittelbar ein nie dagewesener Ausbruch der Gewalt im Irak folgen - angeheizt von Syrern, die in die Westhälfte des Landes einsickern würden. Die Gewalt würde auf Seiten der Bevölkerung unweigerlich zu Verzweiflung führen, und damit würde der Ruf nach einem starken Mann lauter werden. Dafür war bereits ein bekannter sunnitischer Kandidat auserkoren, doch mit seiner Inthronisierung würde tatsächlich al-Douri an die Macht zurückkehren. Natürlich würde er hinter den Kulissen agieren, was jedoch nichts daran änderte, dass er die Fäden in der Hand hielt. Nur wenige würden es wagen, sich ihm zu widersetzen. Im Mittleren Osten hatten die Leute ein langes Gedächtnis, und die Männer, die jetzt noch amerikanische Interessen repräsentierten, würden sich schnell wieder einreihen, wenn die alte Garde in die Hauptstadt zurückkehrte.
    So hatte man es Vanderveen vor ein paar Tagen erklärt, als al-Umari bereits tot im ersten Stock des Hauses in Tartus lag.
Es war ein extrem ehrgeiziges Projekt, und der Plan hatte noch Schwachstellen. Wenn die amerikanische Regierung den Köder schluckte und den Iran für die Anschläge verantwortlich machte, konnte das zu einem offenen Konflikt führen. Man würde Truppen aus dem Irak abziehen, um sie im Iran einzusetzen, doch nicht zu leugnen war, dass die Amerikaner in diesem Fall in einem weiteren Land der Region präsent waren. Als Vanderveen al-Douri darauf hinwies, hatte der nur leicht verärgert mit einer wegwerfenden Handbewegung darauf reagiert.
    »Kann die Lage überhaupt noch schlimmer werden?«, hatte er gefragt. »Die Amerikaner haben sich bereits alles unter den Nagel gerissen, was unser ist. Von mir aus können die Iraner ruhig auch leiden, das ist ihr Problem. Uns bietet sich jetzt eine Riesenchance, und wir müssen sie nutzen, ohne Rücksicht auf mögliche Konsequenzen.«
    Vanderveen hatte seine Zweifel für sich behalten, die genauso groß waren wie al-Douris

Weitere Kostenlose Bücher