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Der Attentaeter von Brooklyn

Der Attentaeter von Brooklyn

Titel: Der Attentaeter von Brooklyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beynon Rees
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einen Moment glaubte er zu ersticken. Er trank einen Schluck Wasser. »Danke für das Essen«, sagte er. »Es war sehr gut.«
    »Möge es Ihnen mit doppelter Gesundheit tief in Ihrem Herzen wohl bekommen.« Hamsa zog eine Visitenkarte aus seiner Brieftasche und reichte sie Omar Jussuf. »Meine Handynummer. Für den Fall, dass Ihnen etwas Wichtiges einfällt, Ustas .«
    Hamsa begleitete Omar Jussuf über die Avenue zurück zur U-Bahn-Station. Die Wolken waren immer noch formlos und eintönig, verdunkelten den Himmel, aber die beigen Klinker der Reihenhäuser in den Seitenstraßen sahen hell aus. Der Polizist deutete auf eine mit Bäumen bestandene Straße. »Die Häuser in diesen Straßen sind teuer«, sagte er. »In dem Block wohnen viele Griechen. Die Araber wohnen meistens direkt an der Avenue, über den Läden, wo die Wohnungen billig sind.«
    »Wo wohnen Sie denn?«
    »Da am Ende des Blocks. Damit meine Frau es nicht weit zur Kirche hat.«
    Der rechteckige, mit grauem Granit verkleidete Turm einer Kirche schnitt durch den niedrigen grauen Himmel.
    »Sie ist Christin?«
    Hamsa grunzte und pulte sich Hähnchenreste aus den Zähnen.
    »Was sagt denn Ihr Stamm in Bethlehem dazu, dass Sie eine Christin geheiratet haben?«, fragte Omar Jussuf.
    »Immer noch besser als eine Flüchtlingsfrau aus dem Lager, in dem Sie leben, zu heiraten.« Hamsa deutete auf die roten Schleifen an den Bäumen. »Diese Woche ist Valentinstag. Erinnern Sie sich noch daran, dass die Christen zu Hause in Beit Jala den immer gefeiert haben?«
    Omar Jussuf nickte. »Man soll dann seiner Frau oder seiner Verlobten einen Kartengruß schicken.«
    »In Amerika ist die ganze Sache kommerzialisiert, Ustas . Am Valentinstag beschenken die Kinder in der Schule alle in ihrer Klasse mit Karten und kleinen Schokoladentüten.«
    »Und jeder muss eine rote Schleife um den Baum vor seiner Haustür binden?«
    »Nicht überall, aber hier organisiert das das Nachbarschaftskomitee. Ist ja auch besser als Graffiti über tote Märtyrer, nicht wahr?« Hamsa lächelte. »Was ist mit dem Valentinsgruß des unglücklichen Nisar? Wer ist Rania?«
    Omar Jussuf dachte an den ängstlichen Blick, den sein Sohn auf den Liebesbrief geworfen hatte, das Wiedererkennen, das er angesichts des rosa Briefpapiers in dem Beweisbeutel an den Tag zu legen schien. »Das ist ein ziemlich gewöhnlicher Name. Rania kann jede sein.«
    »Ich glaube nicht, dass es ein Brief der Königin von Jordanien war.« Hamsa runzelte die Stirn. »Hier ist Ihre Station, Ustas .«
    »Ich möchte meinen Sohn besuchen.«
    »So Allah will, werden Sie morgen mit ihm reden können. Aber nicht jetzt.«
    »Verstecken Sie sich nicht hinter Allah. Warum wollen Sie es nicht?«
    »Ich mag ja Amerikaner sein, aber wir reden Arabisch miteinander, und es wäre rüde von mir, gleich damit herauszuplatzen, dass die Antwort ›nein‹ lautet.«
    Omar Jussuf reckte verärgert das Kinn. »Sie haben doch selbst gesagt, dass dies nicht der Nahe Osten ist. Mein Sohn hat Rechte, genau wie ich. Ich bitte Sie als einen Amerikaner darum, mir das Recht einzuräumen, meinen Sohn zu sehen.«
    Der Polizist grinste trübe. »So Allah will.«
    »Verdammt noch mal, Hamsa. Ich will ihn sehen.«
    »Nehmen Sie den R-Zug bis zur nächsten Haltestelle und steigen Sie in die N-Linie um«, sagte Hamsa. »So kommen Sie schneller nach Manhattan zurück.«
    »Glauben Sie etwa, ich hätte es so eilig, aus Brooklyn zu entkommen?«
    Als Omar Jussuf die schmutzige Treppe hinter dem U-Bahn-Schild hinabstieg, hörte er Hamsas Stimme, langsam und tief. »Nein, Ustas . Mir können Sie jedenfalls nicht entkommen.«
    Am Fuß der Treppe überlegte Omar Jussuf, dass er eine ganze Reihe von Fahrten nach Brooklyn würde machen müssen, um seinen Sohn zu sehen. Er entschloss sich, eine Zehnerkarte zu kaufen. Er legte einen Zwanzigdollarschein in die Schale am Fahrkartenschalter und erhielt ein gelb-blaues Ticket. Der Kartenverkäufer, der den Blick senkte, als Omar Jussuf ihm einen guten Tag wünschte, kam ihm irgendwie bekannt vor.
    Omar Jussuf steckte die Karte ins Drehkreuz. Als er hindurchging, merkte er, dass auf dem kleinen elektronischen Display $ 2.00/$ 16.00 Bal. angezeigt wurde. Der Automat hatte zwei Dollar Fahrgeld abgezogen, aber auf der Karte waren nur noch sechzehn Dollar übrig. Omar Jussuf hielt an und sah zu dem Angestellten im Kartenhäuschen zurück. Der Mann hielt Omar Jussufs Blick stand. Er war mittleren Alters, hatte ein verkniffenes,

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