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Der Attentaeter von Brooklyn

Der Attentaeter von Brooklyn

Titel: Der Attentaeter von Brooklyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beynon Rees
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schienen den Tod so wenig zu fürchten, dass manche glaubten, dass sie Haschisch genommen haben müssten, und sie deshalb Haschischin nannten. ›Assassin‹ ist eine Verballhornung des Wortes. Aber in Wirklichkeit waren sie wie die heutigen Leute von der Hamas, vom islamischen Dschihad und der Al Kaida. Sie begingen wahnsinnige Taten, weil sie glaubten, dass sie im Paradies dafür belohnt werden würden.«
    »Die Jungfrauen, die dunkeläugigen Huri und so weiter?«
    Omar Jussuf biss in ein Stück Baklava und zermahlte die Pistazien zwischen den Backenzähnen. »Nicht immer dreht sich alles nur um Sex, Sergeant Abajat.«
    Hamsa winkte ab. »Na klar, sie kriegen einen Sitzplatz direkt neben Allah, und auch ihre Verwandten haben freien Eintritt ins Paradies. Aber ich glaube, die meisten jungen Männer interessieren sich eher für Jungfrauen, egal wie sehr sie den Herrn des Universums oder die Kochkünste ihrer Mama lieben.«
    »Wie ich sehe, sind Sie kein Scheich.«
    »Und ich sehe, dass Sie kein Assassine sind.«
    »Mein Sohn auch nicht.«
    »Nisar wurde wahrscheinlich nicht von jemandem umgebracht, der sich die Freuden des Paradieses erhoffte. In dieser Gegend haben die meisten Morde ganz einfach etwas mit Drogenhandel zu tun.«
    Omar Jussuf versteifte sich. »Mein Sohn hat mit solchen Sachen nichts zu schaffen. Was fällt Ihnen ein?«
    »Selbst wenn es nicht stimmt, basierte der Ruf der Assassinen doch darauf, dass sie mit Haschisch berauscht waren. Vielleicht haben diese Jungs den Namen ihrer Teenagerbande nur zum Scherz wieder aufleben lassen, ganz wie Sie sagen. Aber vielleicht war der Scherz auch eine geheime Anspielung auf die Tatsache, dass sie mit Drogen handelten.«
    »Sie wollen mich provozieren. Das ist doch verrückt.«
    »Entschuldigen Sie, aber selbst in Brooklyn bekommen wir kopflose Leichen nicht jeden Tag zu Gesicht. Das ist verrückt.« Hamsa beugte sich über den Tisch vor, und Omar Jussuf wich auf seinem Stuhl zurück. »Und zufälligerweise ist das eine Verrücktheit, die auch Sie irgendwie betrifft, Ustas .«
    Omar Jussuf konnte Hamsas Blick nur mit Mühe standhalten. Er fürchtete, dem Polizisten gegenüber zu offen gewesen zu sein, und spürte, dass er in Panik geriet. Vielleicht benutzt er die Information über die Assassinen, um Ala den Mord anzuhängen, oder sogar gegen mich, um sich für das zu rächen, was damals in Bethlehem zwischen mir und seinem Onkel vorgefallen ist, dachte er.
    »Es waren intelligente Jungs. Deshalb basierte ihr kleiner Klub ja auch auf ihrem Interesse für Geschichte. Sie sind nicht rumgelaufen und haben Steine auf die Israelis geworfen. Bildung war ihr Lohn, nicht das Paradies.« Omar Jussuf spielte mit dem dreieckigen Baklavastück auf seinem Teller. In Bethlehem hatte die Intifada Leute, die vorher anscheinend friedlich gewesen waren, zu Gewalttätern und Märtyrern gemacht. Aber nicht diese Jungs, dachte er. Da bin ich mir sicher.
    Eine Polizeisirene näherte sich. Hamsa beobachtete, wie die blauen und roten Lichter am Fenster vorbeiwischten, und sah dann Omar Jussuf streng an. »Nach dem 11. September dämmerte dem FBI, dass sich Bay Ridge in Little Palestine verwandelt hatte. Man schickte Agenten los, um sämtliche Gemeindevorstände zu überprüfen. Man fand ein paar, die mit Leuten verheiratet waren, deren Vettern damals in Ramallah Nachbarn von jemandem gewesen waren, der im Knast saß, weil er in der Hamas war. Solcher Blödsinn halt. Aber das machte die Leute hier sehr misstrauisch. Es führte dazu, dass die Bullen die Araber verdächtigten, und brachte die Araber gegen die Bullen und das FBI und schließlich gegen ganz Amerika auf. Eines Tages wird das noch ganz böse enden, Ustas .«
    »Lehnen die Leute hier auch Sie ab?«
    »Das Polizeikorps misstraut allen Arabern. Die Einwanderungsbehörde, das FBI, jedermann in der Strafverfolgung hat die arabische Gemeinde auf dem Kieker, und das gilt für arabische Bullen genauso. Und die Araber auf der Straße sehen in mir einen Verräter, der für ihre Verfolger arbeitet.« Hamsa schlug mit der Kante seiner schweren Faust auf den Tisch. »Ich fürchte mich vor niemandem. Ich befürchte lediglich, dass jemand aus Palästina hierherkommt und das Viertel als Basis für schreckliche Aktionen benutzt. Falls das passiert, kommt die Bundespolizei zurück, und dann werden sie Little Palestine in Grund und Boden stampfen. Möge Allah das missfallen.«
    Der Sirup im Baklava verklebte Omar Jussufs Speiseröhre, und für

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