Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Attentaeter von Brooklyn

Der Attentaeter von Brooklyn

Titel: Der Attentaeter von Brooklyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beynon Rees
Vom Netzwerk:
versucht, Menschen vor dem zu retten, was ihr Araber uns angetan habt.«
    Omar Jussuf atmete langsam. »Es tut mir leid um Ihren Bruder.«
    »Wollen Sie mir etwa erzählen, dass die Terroristen des 11. September gar keine richtigen Moslems waren? Wie diese ganzen Geschichten in den Zeitungen, die mit Entschuldigungen für die Araber aufwarten?«
    »Nein, es waren Moslems, und es stimmt auch, dass viele Moslems mit dem, was sie getan haben, einverstanden waren.« Omar Jussuf blickte zum blassen, glänzenden, glatt rasierten Doppelkinn des Wärters auf. »Aber ich gehöre nicht zu ihren Unterstützern, und mein Sohn auch nicht.«
    »Sind Sie sich da sicher?«
    »So sicher wie Sie, dass Ihr Bruder ein Held war.«
    Das Doppelkinn wackelte, und der Wärter trat einen Schritt zurück. Mit dem Klemmbrett deutete er auf eine offene Tür am Ende des Flurs. »Da rein«, brummte er.
    Hinter einer Plexiglastrennscheibe stützte Ala die Ellbogen auf einen Tresen. Aus seinen geröteten Augen schien sich die Müdigkeit frische Falten in sein Gesicht gegraben und die Farbe aus seiner Haut gesogen zu haben. Er zeigte die verzweifelte Ermüdung eines Schlaflosen, der eine weitere schlaflose Nacht hinter und einen langen Tag schrecklicher Erschöpfung vor sich hat. Als Omar Jussuf sich setzte, nahm er den Hörer neben der Trennscheibe in die Hand.
    »Einen Morgen der Freude, Papa.« Seine Stimme klang rissig und trocken. Er lächelte Chamis Sejdan matt zu. Der Polizeichef verschränkte die Arme vor der Brust und neigte den Kopf.
    »Einen Morgen des Lichts, mein Sohn.« Omar Jussuf fiel auf, dass Ala immer noch das gleiche Hemd trug, in dem man ihn verhaftet hatte. Er hatte irgendwie damit gerechnet, seinen Jungen in einem orangefarbenen Overall anzutreffen, und dachte, dass es vielleicht ein gutes Zeichen war, dass man ihn nicht in die Anonymität einer Gefängnisuniform gezwungen hatte. »Wie ist es dir ergangen?«
    »Ich war mit der indischen Sergeantin und diesem Schweinehund von einem Muskelprotz, dem palästinensischen Sergeant, lange auf dem Bezirksrevier.« Alas Blicke wanderten hektisch hin und her, als würde er gejagt. »Dann hat man mich hierhergebracht.«
    Omar Jussuf wunderte sich, wie erbittert sein Sohn Hamsa gegenüber war. »Wie ist es denn so?« Er hob das Kinn. »Hier drinnen?«
    »Ich sitze mit einem Haufen anderer Männer in einer kleinen Zelle. Alle versuchen sich möglichst nah an den Gittern aufzuhalten, glotzen in den Flur, warten darauf, dass jemand kommt und sie freilässt. Sie sehen aus wie Leute auf der Straße, die ungeduldig auf den Bus warten. Alle sind nervös und gereizt und reden viel. Alle wollen den anderen dauernd erzählen, wie man sie verhaftet hat und dass jemand garantiert eine Kaution für sie aufbringt. Alles stinkt, und es liegt etwas in der Luft, das mein Asthma schlimmer macht.« Ala keuchte und kratzte sich beinah rachsüchtig den Stoppelbart. »Und es juckt mich überall. Das macht mich wahnsinnig.«
    »Mein Junge, du kannst dem jetzt ein Ende machen«, sagte Omar Jussuf. »Sag der Polizei, wo du warst, als Nisar umgebracht wurde.«
    »Das kann ich nicht, Papa.«
    Die Beule an Omar Jussufs Hinterkopf pochte.
    »Glaubst du etwa, die Polizei hätte mich das nicht die ganze Nacht lang gefragt?«, fuhr Ala fort. »Der Schweinehund Sergeant Abajat glaubt, dass ich Nisar getötet habe.«
    »Bestimmt nicht.«
    »Er piesackt mich, damit ich es zugebe. ›Erzähl uns die wahre Geschichte; erzähl uns, wie du es getan hast; du bist rausgegangen, um die Mordwaffe loszuwerden, und als du wiedergekommen bist, war dein Vater da; wo hast du sie also versteckt?‹ Amerika ist voll mit Arabern wie ihm. Sie wollen ihren amerikanischen Patriotismus beweisen und tun so, als ob alle anderen Araber Kriminelle sind. Warum also nicht mir den Mord anhängen? Schließlich bin ich doch nur ein stinkender Araber.«
    »Du lässt es zu, dass deine Abneigung gegen diesen Mann das überschattet, worauf du dich konzentrieren solltest. Du musst dein Alibi preisgeben.«
    »Entschuldige, wenn ich deine Geduld strapaziere, Papa, aber es gibt jemanden, den ich schützen muss.«
    »Bei Allah, du meinst, dass du wirklich weißt, wer den Mord begangen hat?«
    Chamis Sejdan beugte sich vor und griff zum zweiten Hörer. Er hob eine Augenbraue zum Zeichen, dass Ala fortfahren möge.
    »Das meine ich nicht mit jemanden schützen.« Ala schüttelte heftig den Kopf. »Als der Mord geschah, war ich mit einer Frau zusammen. Ich mache

Weitere Kostenlose Bücher