Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Attentaeter von Brooklyn

Der Attentaeter von Brooklyn

Titel: Der Attentaeter von Brooklyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beynon Rees
Vom Netzwerk:
mir Sorgen um ihren guten Ruf.«
    »Ihr guter Name ist dir wichtiger als deine Freiheit?«
    »Ich habe dem Muskelprotzbullen schon gesagt, dass ich auf mein Recht auf einen Anwalt verzichte. Ich will nicht zugeben, wo ich war, und einen anderen Ausweg gibt es für mich nicht.« Ala saugte an seiner Oberlippe.
    »Ohne Rechtsanwalt hängt man dir den Mord an. Man könnte dich für immer einsperren.« Omar Jussuf schlug mit den Handflächen auf den Tresen. Der Wärter steckte den Kopf zur Tür herein und warf ihm einen warnenden Blick zu.
    Alas Stimme wurde sanfter. »Ich liebe sie. Ich bin bereit, mich für sie zu opfern.« Sein Gesicht nahm einen seligen Ausdruck an, doch seine Unterlippe zuckte.
    »Sie wird mit Sicherheit darauf vorbereitet sein, dass du deine Geschichte erzählen kannst. Sie wird dein Alibi bestätigen.«
    »Sie ist Araberin, Papa. Sie kann nicht einfach sagen: ›Klar, ich war bei ihm.‹« Ala kratzte sich die schwarzen Locken und seufzte.
    Er hat Angst, dass jemand sie umbringt. Um sie dafür zu bestrafen, dass sie die Familienehre beschmutzt hat, weil sie sich allein mit einem unverheirateten Mann getroffen hat, dachte Omar Jussuf.
    »Sag mir, wer sie ist, mein Sohn. Ich werde sie überreden, dass sie dich aussagen lässt. Dann kommst du frei. Ich werde an ihre Liebe zu dir appellieren.«
    »Sie liebt mich nicht, Papa.«
    »Warum nicht?«
    Ala stieß ein müdes Lachen aus. »Rede ich mit meinem Vater oder mit meiner überaus stolzen Mutter? Ich wirke auf Frauen nicht gerade unwiderstehlich, weißt du.« Der Junge kaute mit den Schneidezähnen auf seinen Lippen. Das Weiße in seinen Augen war bläulich und grün verschattet und rot unterlaufen.
    Sie liebt mich nicht . Omar Jussuf dachte an das rosa Briefpapier in der knochigen Hand des Sergeants, der Liebesbrief mit seinen freimütigen Worten aus der Tasche der Leiche. Er erinnerte sich an den schmerzlichen Gesichtsausdruck Alas, als der arabische Polizist aus dem Brief den Namen »Rania« vorgelesen hatte. Es musste das gleiche Mädchen sein, das mit Ala zusammen war, als Nisar ermordet wurde. Aber sie hatte Nisar gewollt. Omar Jussuf spürte die verzweifelte Einsamkeit seines Sohnes durch das Plexiglas. »Du und Nisar wart Nebenbuhler um die Liebe eines Mädchens?«
    Ala blickte abrupt auf, und seine gehetzten, ungesunden Augen waren weit aufgerissen und blickten trotzig. Omar Jussuf erkannte darin etwas von der Stärke und Verzweiflung, die der Junge während der langen polizeilichen Vernehmung empfunden haben musste. »Glaubst du, ich hätte Nisar umgebracht, weil er mich in der Liebe ausgestochen hat, Papa?«
    »Natürlich nicht. Aber ich will die Wahrheit wissen. Sag sie mir.«
    Der Junge lehnte sich auf dem billigen Plastikstuhl zurück, starrte die gekalkten Wände und die Plakate an, auf denen die Verwandten von Gefangenen auf ihre Rechte hingewiesen wurden. »Du denkst immer noch an Nisar und Raschid als intelligente, junge Schüler, Papa, aber sie haben sich verändert.«
    »Warum?«
    Ala machte eine vage Handbewegung. »Die Intifada, du weißt schon.«
    »Ich weiß etwas über deine Intifada.«
    »Das war ja nicht so toll, nicht wahr? Mit den Jungs auf die Straße gehen und Steine auf die Israelis werfen. Die Assassinen, wie wir uns nannten, alle vier.« Ala wandte sich an Chamis Sejdan. »Wir haben am Rand des Lagers einen Armeejeep mit Steinen beworfen.«
    »Ich weiß nicht, warum ihr das getan habt«, murmelte Omar Jussuf. »Das sah dir oder den anderen Jungs gar nicht ähnlich.«
    »Alle haben es gemacht.«
    »Andere Kinder wären zumindest weggelaufen, bevor der zweite Armeejeep ihnen folgte und sie verhaftet wurden.«
    Ala kaute auf dem Daumennagel herum. »Irgendwie wollten wir wohl verhaftet werden, glaube ich. Damit wir uns wie alle anderen auch als Teil des Kampfes fühlen konnten. Steine werfen? Na ja, wie du selbst sagst, das sah uns gar nicht ähnlich.«
    Verhaftet und in einem Zelt auf einem kalten Hügel in der Nähe von Ramallah festgehalten, dachte Omar Jussuf. Verglichen mit dem israelischen Lager müssen die Zellen hier im Untersuchungsgefängnis wie ein Hotelzimmer mit einem Pfefferminzbonbon auf dem Kopfkissen sein. »Das war eine schreckliche Sache, mein Sohn. Aber du hast gesagt, dass es Nisar und Raschid verändert hat. Wie?«
    »Im israelischen Knast machten sie nähere Bekanntschaft mit einem Scheich aus Hebron. Die Israelis hatten ihn eingebuchtet, weil er eine islamistische Dschihad-Moschee

Weitere Kostenlose Bücher