Der Attentaeter von Brooklyn
vor, und als er sich bewegte, riss das Geraschel seines Steppmantels die beiden Männer aus ihrem Nachdenken.
»Hamsa, wir haben ein Alibi für meinen Sohn«, sagte Omar Jussuf.
»Möge Allah es gefallen.«
»Als Nisar ermordet wurde, war Ala mit Rania Hammija zusammen.«
Der Polizist hob die Augenbrauen. »Marwans Tochter?«
Omar Jussuf nickte. »Rania war sich mit Ala einig, dass sie sich verloben wollten. Aber dann hat sie sich in Nisar verliebt. Ala hat das gemerkt. Er ist zu ihr gegangen, um ihre Verabredung zu lösen.«
»Und genau in dem Moment, in dem er das tat, hat zufälligerweise jemand seinen Rivalen ermordet?«
Omar Jussuf zeigte mit einem zitternden Zeigefinger auf den Polizisten. »Skepsis ist gut und schön, aber Ihre Ermittlungen haben gar nichts ergeben. Ich liefere Ihnen eine Spur, die einen Ihrer Verdächtigen entlastet. Mit ein paar freundlichen Worten habe ich aus meinem Sohn offenbar mehr heraus bekommen, als Ihnen nach einer ganzen Nacht voller Einschüchterungen gelungen ist.«
Hamsa drückte die Zunge gegen seine Wange. Sein Gesicht war ausdruckslos. »Vorausgesetzt, dass das Alibi stimmt.«
»Sie finden Rania im Café al-Quds . Nehmen Sie Ihre Aussage auf, und lassen Sie meinen Sohn frei.«
Hamsa zog den Squashball aus der Tasche und trainierte seine Unterarme. »Wenn Ala Nisar also nicht ermordet hat –«
»Sie haben doch wohl nicht im Ernst geglaubt, dass er es getan hat?«
»– wer wäre dann unser Mörder?«
Chamis Sejdan sprach leise. »Man muss immer noch einen zweiten Mitbewohner in Betracht ziehen.«
»Raschid?«
»Ist er aufgetaucht?«, fragte Chamis Sejdan.
Hamsa schloss die Augen und schnalzte mit der Zunge. Nein .
»Wir sind verfolgt worden«, sagte Omar Jussuf. »Ich bin mir sicher, dass es der gleiche Mann ist, den ich gesehen habe, als er aus Alas Wohnung floh, nachdem ich die Leiche entdeckt habe. Er hat versucht, uns zu überfahren.«
»Der gleiche Mann?«
»Er ist schwarz gekleidet und fährt einen blauen Jeep mit dunklen Scheiben«, sagte Chamis Sejdan.
»Sie denken, dass es Raschid ist?« Hamsa strich sich nachdenklich mit der Zunge über die Backenzähne.
»Von welchen Theorien gehen Sie aus?«, fragte Chamis Sejdan.
Omar Jussuf hob den Zeigefinger. »Kann mein Sohn entlassen werden, bevor wir hier weitermachen?«
»So Allah will, sehr bald, Ustas .« Hamsa wandte sich an Chamis Sejdan. »In Brooklyn gibt es weniger Morde, als Sie vielleicht meinen. In diesem Bezirk hatten wir im letzten Jahr nur einen Mord. Die betreffenden Fälle stehen meistens im Zusammenhang mit Revierkämpfen zwischen Drogendealern. Vermutlich steckt das auch hinter dieser Sache, obwohl die PLO ihr Vorgehen geändert hat.«
»Die PLO?«, fragte Omar Jussuf.
Hamsa schloss die Finger um den Squashball. »Eine örtliche Straßenbande palästinensischer Jugendlicher. Die sind hier früher rumstolziert und haben den starken Mann markiert. Sie haben Drogen verkauft.«
»Das kommt mir bekannt vor.« Chamis Sejdan lachte. »Sind Sie sicher, dass es nicht die richtige PLO war?«
»Wie meinen Sie das, dass sie ihr Vorgehen geändert haben?«, fragte Omar Jussuf.
»Sie haben sich mit den Bloods angelegt, mit den Crips und den Latin Kings. Hier im Viertel sind die schwarzen und hispanischen Banden viel, viel übler, als die PLO es je war. Kurz gesagt, unsere Jungs sind zusammengestaucht worden. Schließlich hat sich die ganze Bande einfach aufgelöst.«
»Was ist aus ihnen geworden?«
»Jetzt sind sie führende Gemeindemitglieder, die sich öffentlich gegen Drogen aussprechen«, sagte Hamsa. »Aber es sind immer noch harte Burschen. Wenn sie in unserer Gemeinde einen Dealer fänden, würden sie ihn außer Gefecht setzen. Sie würden vielleicht sogar zu weit gehen und ihn verrecken lassen. Vielleicht ist Nisar das passiert, möge Allah ihm gnädig sein.«
Aber nur, wenn die PLO-Bande auch über die Assassinen und den Mythos des verschleierten Manns gelesen hat, dachte Omar Jussuf. Sonst hätten sie gar nicht diese Hinweise hinterlassen können . »Das kann ich nicht glauben. Was für eine Verbindung sollte Nisar denn zum Drogenhandel haben?«
»Ich habe nicht gesagt, dass es unbedingt etwas mit Drogen zu tun hat, sondern nur, dass es wahrscheinlich ist. Wenn ich Beweise hätte, dass Rauschgift im Spiel ist, müsste ich die Drogenfahndung einschalten. Sie würden dann merken, Ustas , dass deren Ermittler mit Ihrem Sohn sehr viel unfreundlicher umspringen würden als
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