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Der Aufbewarier (German Edition)

Der Aufbewarier (German Edition)

Titel: Der Aufbewarier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Béla Bolten
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wütend.
    »Nur weil ich ein einziges Mal gesagt habe, dass die Juden schon immer Deutschlands Unglück waren. Dabei war das gar nicht persönlich gegen sie gemeint.«
    Grahn tätschelte ihren Arm.
    »Ist ja gut, Alma.
    Rösen hielt Daut, der etwas sagen wollte, mit einer Handbewegung zurück.
    »Was war denn überhaupt so wertvoll, dass Ihre Frau es verstecken wollte?«
    Grahn nahm seine Hand von Almas Arm. Man sah ihm an, wie sehr ihn dieses Gespräch aufwühlte.
    »Ein paar Ringe von ihrer Mutter, zwei drei Ketten und Broschen. Eine schöne Kamee aus Elfenbein - zum Wert kann ich nichts sagen. Außerdem fünf Goldmünzen, Zwanzig-Reichsmarkstücke. Darauf war sie besonders stolz, denn sie hatte die Münzen von ihrem Opa geerbt. Er hatte sie ihr kurz vor ihrem Tod gegeben und gesagt, damit hätte sie immer eine ›goldene Reserve‹. Martha sagte häufig: Alles kann zusammenbrechen. Die Regierung, das ganze Land. Aber das Gold, das wird seinen Wert behalten.«
    Alma rutschte aufgeregt auf ihrem Stuhl hin und her.
    »So viel!«, platzte es aus ihr heraus. »Das wusste ich ja gar nicht.«
    Rösen sah jetzt den Zeitpunkt für eine härtere Gangart gekommen.
    »Genau genommen gehören Ihnen ja der Schmuck und die Münzen, oder Herr Grahn? Wäre doch ganz in Ordnung, wenn Sie Ihrer Frau die Sachen abgenommen hätten.«
    Grahn sprang vom Stuhl hoch.
    »So, Sie finden das in Ordnung? Wissen Sie was? Man hat meiner Frau alles genommen. Die Familie, die schöne Wohnung, alles. Gelassen hat man ihr das Kind und das bisschen, was sie retten konnte. Ich liebe sie nicht mehr, aber ich respektiere sie als Mensch. Auch wenn Sie das vermutlich nicht verstehen.«
    Er machte eine abfällige Handbewegung und schickte sich an, aus dem Zimmer zu gehen. Seine Freundin hielt ihn zurück.
    »Bist du wahnsinnig, so zu reden? Vor der Polizei.«
    Daut erhob sich.
    »Ist schon gut. Wir haben auch keine Fragen mehr.«
    Rösen schaute ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an, verließ aber mit ihm die Wohnung. Als sie die Haustür erreicht hatten, bedeutete er Daut zu warten, während er in den Keller stieg. Schon nach wenigen Augenblicken kam er zurück.
    »Das wäre möglich.«

    »Was wäre möglich?.«
    »Dort unten einen Mord zu begehen und anschließend die Leichen zu zerteilen. Es gibt einen Wasseranschluss, man könnte also den Fußboden reinigen. Ein paar Blutspritzer würden auch nicht auffallen, da unten hängen zwei frisch geschlachtete Kaninchen.«
    Daut zog die Luft durch die Zähne.
    »Du traust Grahn also immer noch nicht?«
    »Sein Auftritt gerade war mir viel zu pathetisch. Auf jeden Fall lasse ich morgen die Kriminaltechniker den Keller auf den Kopf stellen.«

Sechsunddreißig
     
     
    Das darf doch nicht wahr sein! Daut glaubte kaum, was er sah. Er hatte sich von Rösen nahe der Rosenstraße absetzen lassen, weil er befürchtete, dass Carla immer noch protestierte. Mit dem Tumult, der vor dem Sammellager herrschte, hatte er nicht gerechnet. Er schätzte, dass mehrere Hundert Menschen auf dem Bürgersteig und der Straße standen. Am meisten machte ihm Angst, dass sie nicht schweigend ausharrten. Vielmehr liefen sie umher und skandierten immer wieder die gleichen Parolen und Forderungen.
    »Gebt uns unsere Männer zurück!«
    »Wir wollen unsere Männer!«
    »Lasst unsere Männer frei!«
    Daut suchte die Reihen der Frauen ab und entdeckte Carla ganz vorne, nicht mehr als drei Meter vom Zaun entfernt. Er schlängelte sich durch die Reihen der Demonstranten, von denen ihm viele skeptisch oder ängstlich, manche auch mit unverhohlenem Hass begegneten. Carla sah ihn und winkte ihm aufgeregt zu, dabei machte sie kleine Hüpfer, die ihr Haar vorwitzig in die Luft steigen ließen. Trotz der Kälte hatte sie auf eine Mütze verzichtet. Daut war noch ein paar Meter von ihr entfernt, als sie rief:
    »Du glaubst es nicht, Axel. Sie lassen die Männer frei.«
    Als er direkt vor ihr stand, nahm Carla ihn in den Arm. Er drückte sie kurz an sich und schob sie dann sanft von sich weg, um ihr in die Augen zu schauen.
    »Was erzählst du da?«
    »Es stimmt. Du kannst alle fragen.«
    Sie klopfte der neben ihr stehenden älteren Frau auf die Schulter.
    »Erzähl meinem Freund, was passiert ist, wie viele sie schon freigelassen haben.«
    Die Frau schaute Daut an und murmelte:
    »Seltsamer Freund.«
    Carla lachte.
    »Der ist in Ordnung, trotz seiner Uniform.«
    Die Frau legte den Kopf schief, und man sah ihr die Skepsis an.
    »Es stimmt, alle paar

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