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Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt

Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt

Titel: Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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es tatest, und ich hätte es genauso gemacht. Aber ich muß ihnen nach, keine Fragen jetzt, du wirst später alles erfahren. Wir werden sie zurückbringen - es wird alles gut ausgehen...«
    »Dann ist es wahr?« flüsterte Aline. Ihr Atemhauch flatterte an seiner Kehle. »Ich habe sie tatsächlich in Gefahr gebracht?«
    »Du konntest sie nicht zurückhalten. Sie entschied sich selbst.
    Denk nicht mehr an deine Rolle, du spieltest keine - wie konntest du es wissen? Wo ist Constance? Es ist mir schrecklich, dich in diesem Zustand allein zu lassen, Schatz...«
    Natürlich, sagte sie sich, dachte er wie alle Männer, daß jede ernste Beunruhigung seiner Frau in diesem Zustand womöglich den erhofften Stammhalter schädigen könnte. Das brachte sie zur Besinnung. Sie war nicht die Frau, die, schwanger oder nicht, von ihrem Mann ständige fürsorgliche Aufmerksamkeit erwartete, wenn er anderswo dringender gebraucht wurde. Entschlossen befreite sie sich aus seinen Armen.
    »Selbstverständlich mußt du gehen. Ich habe keinen Schaden genommen und werde keinen nehmen. Geh nur, schnell! Sie haben gute drei Stunden Vorsprung, und außerdem, wenn du noch länger wartest, müssen wir um Philip fürchten, der ihnen allein nachgeritten ist. Laß schnell alle Männer der Stadtwache zusammentrommeln, die du aufbringen kannst, und ich werde zusehen, daß ich den Kaufmann beschwichtige, dessen Pferd Philip genommen hat...« Es war ihm gleichwohl verhaßt, sie allein zu lassen, aber sie nahm seinen Kopf zwischen beide Hände, küßte ihn und drehte ihn um, gerade als Cadfael hereinkam.
    »Sie ist mit Corbiere fortgeritten«, berichtete Hugh. »Unterwegs zu seinem Landsitz in Shropshire. Der Junge ist ihnen nach, und das muß ich auch. Ich werde Prestcote sofort Nachricht geben, daß er so rasch als irgend möglich eine Wachabteilung hinterherschickt. Du wirst hier sein und auf Aline achtgeben...«
    Aline bezweifelte das, da sie den Funken in Bruder Cadfaels blinzelndem Auge sah. Eilig sagte sie: »Ich brauche niemanden, der mich hätschelt. Geht nur - alle beide!«
    »Ich habe Erlaubnis«, sagte Cadfael in einem Versuch, an der Tugend festzuhalten, um seinen Jagdeifer zu tarnen. »Abt Radulfus erteilte mir den Auftrag, dafür zu sorgen, daß die Gäste unter seinem Dach nicht zu Schaden kommen. Und ich werde den Auftrag über sein Dach hinaus ausdehnen und das Versäumte wiedergutmachen.
    Du hast außer deinem knochigen Apfelschimmel noch ein Ersatzpferd, Hugh. Komm schon! Ein Jahr ist es her, seit wir zusammen geritten sind.«
3. Kapitel
    Der Herrensitz Stanton Cobbold lag gute siebzehn Meilen entfernt von Shrewsbury im Süden der Grafschaft, benachbart dem großen Grundbesitz der Bischöfe von Hereford in dieser Gegend, der neun oder zehn Landgüter umfaßte. Die Straße führte durch die offeneren, sonnigeren Teile des Langen Waldes und schlängelte sich an seinen südlichen Ausläufern durch ein buckliges Hügelland im Westen eines langen, kahlen Höhenrückens, der sich mehrere Meilen hinzog. Da und dort schob sich ein bewaldetes Tal in seine nackte Flanke, und in eines dieser Täler bog Corbiere, einer ausgefahrenen Wagenspur folgend. Es war früher Nachmittag, die Sonne stand hoch am Himmel, doch unter den dichtbelaubten Bäumen war es kühl und schattig. Der Fuchs hatte seinen Übermut abgearbeitet und ging friedlich unter seiner doppelten Last dahin. Einmal im Wald, hatten sie für kurze Zeit Rast gemacht, und Ivo hatte Wein und Haferkuchen als Erfrischung auf der Reise zum Vorschein gebracht und Emma jede nur denkbare Aufmerksamkeit erwiesen. Der Tag war schön, die Landschaft ringsum fremd, aber reizvoll und lieblich, und sie fühlte, daß sie sich auf ein angenehmes Abenteuer eingelassen hatte. Mit froher Erwartung sah sie der Ankunft in Stanton Cobbold entgegen.
    Geschmeichelt von Ivos Ehrerbietung und ungeduldig, seine Schwester kennenzulernen.
    Neben dem Weg rauschte ein kleiner Bach munter zu Tal. Der Weg wurde schmaler, die Bäume rückten näher heran.
    »Wir sind gleich da«, sagte Ivo über die Schulter. Und wenige Minuten später öffnete sich der ansteigende Talboden vor ihnen zu einer ebenen Lichtung, die mit hölzernen Palisaden eingezäunt war.
    Im Hintergrund des Talkessels erhob sich der burgähnliche Herrensitz aus grauem Bruchsteinmauerwerk, auf drei Seiten von dunklen Bäumen umgeben. Ein Junge kam angelaufen, um das Tor zu öffnen, und sie ritten in die Einfriedung. Scheunen und Kuhställe säumten die

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