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Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt

Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt

Titel: Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Einpfählung im Inneren. Das Herrenhaus hatte einen langen, durch Strebepfeiler verstärkten Unterbau mit zwei Toren, die breit genug war, um Reiter und Karren durchzulassen, und darüber ein gleichfalls aus Bruchsteinen gemauertes Obergeschoß, wo der Palas und die Küchen und Vorratsräume lagen. Zur Rechten aber stieß ein Flügel in Holzblockbauweise mit schweren Fensterläden an den Steinbau, und dieser hölzerne Wohnflügel war, aus der Nähe gesehen, höher als der gemauerte Teil, und unter dem steilen Dach schien ein zusätzliches Geschoß zu liegen. Eine steinerne Außentreppe führte zum Palas hinauf.
    »Leidlich bescheiden«, sagte Ivo und wandte den Kopf, um ihr über die Schulter zuzulächeln, »aber es hat Raum und ein Willkommen für Euch.«
    Er hatte gutes Gesinde. Die Pferdeknechte kamen herbeigelaufen, ehe die Reiter zum Stillstand gekommen waren, im Eingang zum Palas erschien eine Dienerin und eilte die Treppe herab, um sie in Empfang zu nehmen.
    Ivo zog seine Füße aus den Steigbügeln, schwang ein Bein gewandt über den geneigten Kopf des Pferdes und sprang hinab. Er winkte Turstan Fowler beiseite und streckte die Arme zu Emma hinauf, um sie selbst herabzuheben. Ihr geringes Gewicht bereitete ihm keine Mühe. Um es zu beweisen, hielt er sie lachend einen langen Augenblick hoch, bevor er sie sanft auf die Beine stellte.
    »Kommt, ich werde Euch zu den Wohnräumen führen.« Er winkte die Dienerin mit einer Handbewegung zurück, und sie trat beiseite und folgte ihnen ehrerbietig die Stufen hinauf, ließ sie aber allein weitergehen, als sie den Rittersaal erreichten. Die dicken Mauern strahlten eine spürbare Kühle aus. Der Saal war groß und luftig, die hohe Decke rauchgeschwärzt, aber jetzt im Sommer war der riesige offene Kamin leer und kalt. Die durch Längspfosten geteilten Fenster ließen warme Luft und tröstlichen Sonnenschein herein, aber sie waren schmal und vermochten wenig, die lastende Schwere des Raumes zu mäßigen. »Nicht mein freundlichstes Heim«, sagte Ivo mit einer Grimasse, »aber hier, nahe der walisischen Grenze, hat man zu Verteidigungszwecken gebaut, nicht für die Bequemlichkeit. Kommt mit zu den Wohnräumen. Der hölzerne Flügel entstand später als dies hier, er ist angenehmer als Aufenthalt, doch selbst dort ist es kühl und düster. Sogar an Sommerabenden müssen die Kamine geheizt werden.«
    Eine kurze Treppe am Ende des Palas führte auf eine breite Galerie und zwei Türen. »Die Kapelle«, erklärte er und wies auf die linke. »Oben gibt es zwei kleine Schlafzimmer, sehr dunkel, da sie den Berghang und die Bäume nahe vor sich haben. Und nun hier herein, wenn Ihr mich für eine Weile entschuldigen wollt, während ich mich um Euer und mein Gepäck kümmere und zusehe, daß die Pferde versorgt werden. Ich werde bald wieder bei Euch sein.«
    Der Wohnraum, in den er sie führte, enthielt einen massigen Tisch, eine geschnitzte Bank, Polsterstühle, Wandbehänge und Teppiche auf dem Boden und war ein Ort von einiger Bequemlichkeit und Vornehmheit, wenn auch ein wenig düster und kalt - hauptsächlich wegen der ragenden Bergflanke und der hohen Bäume, aber auch wegen der schmalen Fenster, die so wenig vom Tag einließen, dessen Sonnenschein nur spärlich durch das mächtige, dichtbelaubte Geäst fiel. Hier gab es keinen Kamin, der einzige Abzug diente den Küchen und dem Rittersaal. Aber die Mitte des Raumes war mit großen Pflastersteinen belegt, die gegen herabfallende Glut schützten, und auf diesem Viereck brannte ein Kohlenbecken, selbst an diesem Sommertag. Holzkohle und Holzscheite glühten, sauber angehäuft, um dem Raum Behaglichkeit ohne Rauch zu geben. Unten nahmen die klafterdicken Mauern den Sonnenstrahlen jede Wirkung, und hier, obschon nur mit leicht zu erwärmendem Holz konfrontiert, drang die Sonne kaum herein.
    Emma ging in den Raum und sah sich neugierig um. Sie hörte Ivo die Tür schließen, aber das war nur ein leises Geräusch in einer großen Stille.
    Sie hatte erwartet, daß seine Schwester gleich nach ihrer Ankunft erscheinen und sie begrüßen würde, und fühlte eine leichte Enttäuschung, obwohl sie wußte, daß es unvernünftig war. Er hatte keine Nachricht vorausgeschickt, wie konnte das Mädchen von ihrem Eintreffen gewußt haben? Sie mochte - mit gutem Grund - draußen in der sonnigen Natur umherwandern und die Sommerwärme genießen oder anderweitigen Verpflichtungen nachgehen. Wenn sie dann käme, würde ihre Freude über den

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