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Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt

Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt

Titel: Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Soweit ist es wahrscheinlich genug. Aber kommen wir zu dem dornigen Geschäft des gestrigen Tages. Wie kann man, Gott befohlen, in dieser Sache einen Sinn finden? Ich stand dabei und beobachtete den Mann, ich sah ihn erbleichen, ich schwöre es! Erschrecken und Zorn und verletzte Ehre, er zeigte alles.
    Er wollte nicht nach dem Pferdeknecht schicken, weil er befürchtete, ein Mitknecht könnte den Mann warnen. Er ging selbst, um ihn zu holen. Er stellte sich zwischen den Mann und das Tor, er riskierte mit seinem Versuch, den Flüchtenden aufzuhalten, eine Verletzung und Schlimmeres...«
    »Alles das trifft zu«, pflichtete Cadfael ihm bei, »und doch ist ein Sinn in alledem, wenngleich ein schändlicherer Sinn, als du oder ich uns träumen ließen. Ewald war im Stall, es gab für ihn kein Entkommen, es sei denn, er könnte ausbrechen und zum Tor hinaus.
    Corbiere kam auf Prestcotes Wunsch und wurde über den Sachverhalt unterrichtet. Sein Mann war überführt, kein Leugnen hätte ihm geholfen, und im peinlichen Verhör hätte er alles ausgesagt, was er wußte, und die Schuld auf seinen Herrn abgewälzt. Betrachten wir die Reihenfolge, in der ab diesem Augenblick alles geschah. Fowler war beim Wettschießen gewesen und hatte seine Armbrust bei sich.
    Corbiere machte sich auf, Ewald aus den Stallungen herbeizuholen.
    Turstan Fowler schloß sich ihm an, ja, und es wurden ein paar Worte gewechselt, die ihn zurückschickten. Aber was für Worte? Die beiden waren zu weit entfernt, als daß wir sie hätten hören können. Auch können wir nicht erraten, was im Stall gesprochen wurde. Wir warteten - du wirst mir zustimmen - mehrere Minuten, bevor sie kamen. Lange genug, daß Corbiere dem Knecht erzählen konnte, wie die Dinge standen. Dann forderte er ihn auf, einen kühlen Kopf zu bewahren und ihm Hilfe bei der Flucht zu versprechen. Bring das Pferd, ich werde Sorge tragen, daß nur ich zwischen dir und dem Tor stehen werde, warte den günstigsten Augenblick ab, dann schwing dich aufs Pferd und reite, was du kannst. Warte im sicheren Versteck - zweifellos auf seinem Landsitz - , und du sollst nicht der Verlierer sein. Aber mache deutlich, daß ich keinen Anteil daran habe - greife mich an und mache es richtig, ohne Zimperlichkeit und halbherziges Zögern, ich will schon auf mich achtgeben. Und so machten sie es - die besten Schauspieler, die ich je gesehen habe. Er nahm zwischen Ewald und dem Tor Aufstellung, und gemeinsam nutzten sie die unruhige Lebhaftigkeit des Pferdes, um uns alle abzudrängen. Er tat einen mutigen Sprung und fiel dem anderen in den Zügel, nahm einen schweren Sturz in Kauf, und der Reitknecht war draußen.« Beide sahen ihn stumm und mit großen Augen an.
    »Nur hatte sein Herr sich noch eine List ausgedacht«, fuhr Cadfael fort. »Er hatte niemals die Absicht gehabt, ihn laufen zu lassen. Flucht war ein zu großes Risiko, er könnte doch noch gefaßt werden und den Mund auftun. ›Hol ihn aus dem Sattel!‹ sagte Corbiere, und Turstan Fowler tat es. Ohne Bedenken, wie der Herr so's Gescherr. Ein gefährlicher Mund, der beiden zum Verhängnis werden konnte, war ohne großen Aufwand für immer verschlossen.«
    Ein bestürztes Schweigen folgte auf seine Worte. Selbst Beringar, dessen Erfahrung und Großzügigkeit des Denkens ihn befähigten, sich - wenn auch mit Abscheu - solche Abgründe von Schlechtigkeit und Verrat vorzustellen, war sprachlos. Philip starrte Bruder Cadfael mit großen, entsetzten Augen an und erhob sich langsam von seinem Platz. Seine Erfahrung war begrenzt, eng und von der Anständigkeit des Handwerkerstandes geprägt. Für ihn war es schwer zu begreifen, daß Menschen Ungeheuer sein konnten.
    »Es ist Euch ernst damit! Ihr glaubt es, nicht wahr? Aber dieser Mann - er besucht sie, macht ihr den Hof! Und Ihr sagt, es gebe etwas, was er von ihrem Onkel wollte und nicht bekommen hat, da es weder an seiner Leiche noch in der Barke oder im Marktstand zu finden war. Wo kann er jetzt noch suchen, wenn nicht bei Emma? Und wir halten uns noch hier auf!«
    »Emma ist bei meiner Frau«, sagte Hugh Beringar. »Im Gästehaus der Abtei. Was kann ihr dort zustoßen?«
    »Was ihr zustoßen kann?« rief Philip leidenschaftlich. »Wenn Ihr mir sagt, daß wir es nicht mit Menschen, sondern mit Teufeln zu tun haben?« Und er machte auf dem Absatz kehrt und rannte zur Schenke hinaus und schnurgerade die Straße entlang, so schnell die langen Beine ihn trugen.
    Cadfael und Hugh sahen einander stumm über

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