Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt
Pflichtet Ihr mir bei?«
»Es ist rechtens«, sagte Corviser. »Nach den Buchstaben.«
»Gut! Wir sind uns einig. Es ist Recht geschehen, und die Privilegien dieses Hauses blieben erhalten. Dagegen konnte ich durch irgendein vorheriges Zugeständnis nicht verstoßen. Meine Nachfolger hätten mich dieserhalb schuldig gesprochen, und mit gutem Grund.
Ihre Rechte, die Rechte des Klosters sind sakrosankt. Nun aber ist den Anforderungen Genüge getan. Und als Abt dieses Klosters ist es an mir zu bestimmen, welcher Gebrauch von den Geldern in unserem Besitz gemacht werden soll. Was ich nicht gewähren konnte, ohne bestehendes Recht und den Buchstaben der Verleihungsurkunde zu verletzen«, fügte Radulfus mit Bedacht hinzu, »kann ich als ein Geschenk dieses Hauses bereitwillig geben. Von den Früchten des diesjährigen Jahrmarktes überlasse ich ein Zehntel der Stadt Shrewsbury für die Wiederherstellung der Mauern und die Instandhaltung der Straßen.«
Der Bürgermeister, im Hochgefühl seiner familiären Zufriedenheit, errötete in überraschter und erfreuter Anerkennung, ein großzügiger Mann, der Großzügigkeit zu würdigen wußte. »Hochwürdigster Herr Abt, ich nehme Euer Zehntel mit Freude und Dankbarkeit an und werde Sorge tragen, daß es nutzbringend verwendet wird. Und ich erkläre hier und jetzt, daß dadurch die Rechte der Abtei in keiner Weise geschmälert oder verändert sind. Der St. Petersjahrmarkt ist Euer Jahrmarkt. Ob und wann Eure Nachbarstadt auch Vorteil daraus ziehen sollte, wenn sie in Not ist, das bleibt Eurem Urteil überlassen.«
»Unser Verwalter wird Euch das Geld ausfolgen.« Radulfus erhob sich, um eine zufriedenstellende Begegnung zu beschließen.
6. Kapitel
Der August blieb weiterhin vom Himmel gesegnet, und alle Hände regten sich freudig, um die Ernte einzubringen. Hugh Beringar und Aline brachen mit ihren Hoffnungen und Erwerbungen nach Maesbury auf. Auch der Kaufmann aus Worcester trat einen Tag verspätet die Heimreise an, für die Verzögerung gut entschädigt durch eine Mietgebühr für die Benutzung seines Pferdes in einem Notfall und im amtlichen Auftrag - und eine feine Geschichte, die er bei passenden Gelegenheiten immer wieder zum besten geben würde. Bürgermeister und Stadtrat von Shrewsbury verabschiedeten eine würdige Dankadresse an das Kloster für sein Geschenk, herzlich genug abgefaßt, um ihrer Anerkennung der Geste angemessen Ausdruck zu verleihen, und schlau genug, um ihre eigenen gerechten Ansprüche für die Zukunft nicht aufs Spiel zu setzen. Der Grafschaftsbeamte gab den Abschluß einer verbrecherischen Affäre zu Protokoll, wie sie ihm von der jungen Frau geschildert wurde, die mit falschen Versprechungen und dem augenscheinlichen Plan fortgelockt worden war, ihr einen Brief zu stehlen, der ihr anvertraut worden, über dessen Inhalt sie jedoch in Unkenntnis gewesen war. Es bestand der Verdacht, daß es sich um den Teil einer Verschwörung gehandelt hatte. Da Fräulein Vernold jedoch niemals über die Bedeutung des ihr anvertrauten Briefes unterrichtet worden und er ohnedies unwiederbringlich durch Feuer verlorengegangen war, wäre eine weitere Verfolgung der Angelegenheit weder notwendig noch möglich.
Der Übeltäter war tot, sein Diener, nach eigenem Bekenntnis ein Mörder auf Befehl seines Herrn, erwartete seinen Prozeß und machte geltend, daß er gezwungen worden wäre, dem Befehl seines Herrn zu gehorchen - als Leibeigener geboren und seinem Herrn preisgegeben. Der Lehnsherr des toten Mannes war benachrichtigt worden. Da es keine leiblichen Erben gab, würde der Graf von Chester das Lehen Stanton Cobbold nach eigenem Ratschluß auf einen anderen übertragen.
Alles atmete auf, wischte sich die Hände ab und ging wieder an die Arbeit.
Am zweiten Tag wanderte Bruder Cadfael zur Stadt hinauf, um Emmas Hand zu behandeln. Der Bürgermeister und sein Sohn arbeiteten zusammen in der Werkstatt, im Einvernehmen miteinander und der Welt. Frau Corviser ging in ihre Küche und ließ den Heilkundigen und seine Patientin allein.
»Ich wollte mit Euch sprechen«, sagte Emma und blickte ernst zu ihm auf, während er den Verband erneuerte. »Es muß einen Menschen geben, der die Wahrheit von mir hört, und es wäre mir am liebsten, wenn Ihr derjenige sein würdet.«
»Ich glaube nicht«, entgegnete Cadfael gleichmütig, »daß Ihr dem Grafschaftsbeamten eine Unwahrheit erzählt habt.«
»Nein, aber ich sagte ihm nicht die ganze Wahrheit. Ich sagte, daß ich
Weitere Kostenlose Bücher