Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt
aufgeweckt genug, um recht gut zu wissen, was er angestellt hat, der Knirps! Ich hätte es nicht tun sollen.«
»Sein Vater gehörte zu der gestrigen Abordnung«, erklärte Cadfael, »und er ist ein loyaler Junge. Außerdem hat er Mut. Ich bin froh, daß du ihn nach Hause geschickt hast. Und der junge Corviser?«
»Den haben wir noch nicht eingefangen, obwohl ein Dutzend Zeugen aussagte, daß er der Anführer gewesen wäre und das ganze Unternehmen befehligt hätte. Nun, irgendwann muß er nach Hause, und er wird nicht als freier Mann durch das Tor gehen. Keine Hoffnung.«
»Er hielt einen Vortrag wie ein Rechtsgelehrter«, sagte Cadfael bedächtig. »Und er bedrohte niemanden. Erst als er niedergeschlagen wurde, sahen die wilden Burschen rot und schlugen drein. Ich sah es!
Der Mann, der ihn niederschlug, tat es vor Schreck, weil er sich angegriffen fühlte, das gebe ich dir zu, aber ohne Grund.«
»Ich glaube dir, und ich werde es so vortragen. Aber er führte den Angriff an, und er wird mit den anderen die gerechte Strafe empfangen, wie es sich geziemt, da er dies alles über uns brachte.
Ihre Väter werden sie auslösen.«
Hugh strich sich über die müden Lider. »Glaubst du, daß ich mich zu einem pergamentenen Beamten der Krone entwickle, Cadfael?
Das würde mir nicht gefallen!«
»Nein«, entgegnete Cadfael abwägend, »du bist noch nicht verloren. Noch glänzt dein Auge, und an Einfällen fehlt es dir auch nicht. Du taugst noch!«
»Liebenswürdig von dir! Und du sagst, dieser Handelsmann aus Bristol hätte den dummen Kerl ohne Anlaß niedergeschlagen?«
»Er bildete sich den Anlaß ein. Der Junge legte ihm von hinten eine Hand an den Arm, um ihn zurückzuhalten, aber ohne böse Absicht, doch der Mann betrachtete es als Angriff. Er hatte einen Stock in der Hand, drehte sich um und schlug sofort zu. Dabei traf er den Jungen unglücklich und fällte ihn wie einen Ochsen! Ich kann mir nicht denken, daß der junge Corviser die Kraft gehabt hätte, einen Schrägen unter einem Verkaufsstand herauszustoßen, geschweige denn diesen massigen, großen Mann in Bedrängnis zu bringen. Und wenn du mich fragst, wo er jetzt ist - er könnte irgendwo gestürzt sein und ohnmächtig daliegen, es sei denn, seine Freunde haben ihn versteckt.«
Hugh musterte den Mönch über den Tisch hinweg, auf den ihre Ellbogen gestützt waren, und lächelte. »Sollte ich jemals einen Advokaten brauchen, so werde ich zu dir laufen. Nun, ich kenne den Burschen. Er hat ein großes Mundwerk, von dem er bei weitem zu unbekümmert Gebrauch macht, und eine hitzige Natur und ein warmes Herz. Dies alles besiegt sein bißchen Verstand - wenn man überhaupt von Verstand sprechen kann.«
Der Laienbruder an der Pforte steckte seinen braunen Kahlkopf und das runde rote Gesicht zur Tür herein. »Herr, hier am Tor ist eine Dame, die etwas auf dem Herzen hat und mit Euch sprechen möchte.
Ein Fräulein Emma Vernold, Nichte des Handelsmannes Thomas von Bristol. Möchtet Ihr, daß ich sie einlasse?«
Die beiden schauten einander mit erhobenen Brauen an. »Derselbe Mann?« sagte Beringar verdutzt.
»Freilich derselbe! Und dasselbe Mädchen! Aber der Aufruhr ist längst vorbei. Was kann sie zu dieser späten Stunde hier wollen, und was denkt sich ihr Onkel? Warum läßt er sie in der Nacht herumlaufen?«
»Wir wollen sie selbst fragen«, schlug Hugh resigniert vor. »Führt die Dame herein, wenn ich der Mann bin, den sie sucht.«
»Sie fragte zuerst nach einem Gast hier, Ivo Corbiere, aber ich weiß, daß er noch draußen ist und die Vorbereitungen am Markt beobachtet. Und als ich erwähnte, daß Ihr hier wäret, bat sie um ein Wort mit Euch. Sie war erleichtert, daß Ihr noch wach seid, Herr.«
»Dann soll sie hereinkommen. Und du bleib bei mir, Cadfael, wenn du so gut sein willst. Sie hat bereits mit dir gesprochen und mag froh sein, ein bekanntes Gesicht zu sehen.« Emma Vernold trat eilig und doch zögernd ein, unsicher an diesem fremden Ort und zu dieser späten Stunde, und machte eine hastige Verbeugung. »Herr, ich bitte um Vergebung, daß ich Euch so spät behellige...« Sie sah Bruder Cadfael und lächelte flüchtig - erleichtert, aber von ihrer Sorge beunruhigt. »Ich bin Emma Vernold, ich kam mit meinem Onkel, Thomas von Bristol hierher. Wir wohnen auf der Barke bei der Brücke.
Und dies ist Gregory, der Bedienstete meines Onkels.« Er war der jüngste der drei Diener, der sie begleitet hatte, ein schlaksiger, hagerer, aber
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