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Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt

Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt

Titel: Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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abzuhalten, nicht genug zahle. Er verlangte, daß wir, die Händler, die Rechte der Stadt anerkennen und ein Zehntel unserer Zölle und Abgaben an die Stadt und nicht an das Kloster abführen sollten. Natürlich wollte mein Onkel davon nichts wissen, sondern berief sich auf den Vertrag. Dies erklärte er den jungen Leuten und forderte sie auf, sich zu entfernen.
    Und als der Gefangene hier das Streitgespräch fortsetzen wollte, kehrte mein Onkel ihm den Rücken und ließ ihn stehen. Darauf hielt der junge Mann ihn am Arm zurück, und mein Onkel, der seinen Stock in der Hand hatte, wandte sich um und schlug nach ihm. Ich nehme an, daß er glaubte, der andere wollte ihn angreifen.«
    »Und tat er das nicht?«
    Sie warf einen kurzen Blick zu dem Gefangenen und einen zweiten, Ermunterung heischenden zu Bruder Cadfael, dann dachte sie eine Weile nach. »Nein, das glaube ich nicht. Er wurde zornig, aber er hatte noch kein böses Wort gesagt und keine drohende Haltung eingenommen. Und mein Onkel, verständlicherweise alarmiert, schlug kräftig zu. Der Stock traf diesen Mann hier unglücklich über dem Ohr, und er fiel betäubt zu Boden.« Diesmal wandte sie sich um und richtete einen ernsten Blick auf Philip Corviser, der sie anstarrte. »Ihr könnt die Spuren der Verletzung sehen.« Getrocknetes Blut hatte den dicken braunen Haarschopf verklebt.
    »Und versuchte er dann, Vergeltung zu üben?« fragte Prestcote.
    »Wie konnte er?« erwiderte sie. »Er war benommen und unfähig, sich ohne Hilfe zu erheben. Und dann fielen die anderen alle über die Händler her und warfen Waren in den Fluß. Bruder Cadfael kam, zog diesen Mann auf die Beine und übergab ihn seinen Freunden, die ihn wegführten. Ich bin sicher, daß er ohne Stütze nicht hätte gehen können. Und ich nehme an, er wußte nicht, was er tat.«
    »Zu diesem Zeitpunkt vielleicht nicht«, stimmte Prestcote zu. »Aber später am Abend, nachdem er sich etwas erholt und, wie er selbst zugibt, ziemlich viel getrunken hatte, mag er sehr wohl auf Rache gesonnen haben.«
    »Dazu kann ich nichts sagen. Mein Onkel hätte ihn vielleicht ein zweites Mal geschlagen und noch ärger verletzt, wenn ich ihm nicht in den Arm gefallen wäre. Das entsprach nicht seiner Natur«, fügte sie mit Entschiedenheit hinzu, »es war ganz und gar nicht seine Art, aber er war zornig und verwirrt. Bruder Cadfael wird bestätigen, was ich sage.«
    »In allen Punkten«, sagte Cadfael. »Es ist eine vollkommen ausgewogene und gerechte Darstellung.«
    »Und Eure Meinung, edler Herr?«
    »Ich habe nichts hinzuzufügen«, antwortete Ivo Corbiere. »Fräulein Vernold hat den Sachverhalt bewundernswert klar geschildert. Ich sah, wie dieser Gefangene von seinen Kumpanen weggeführt wurde, doch was danach aus ihm wurde, weiß ich nicht. Aber hier ist einer meiner Leute, Turstan Fowler, der sagt, er habe ihn später am Abend in einem Bierhaus am Rand des Pferdemarktes trinken sehen.
    Leider«, fuhr er angewidert fort, »ist seine eigene Erinnerung an die Ereignisse des Abends ebenso nebelhaft wie diejenige des Gefangenen, denn nach elf Uhr fanden wir ihn stockbetrunken. Nach seinem Aussehen zu urteilen, war er schon eine gute Weile in diesem Zustand. Ich ließ ihn in eine Kerkerzelle des Klosters schaffen. Aber er behauptete, sein Kopf sei jetzt klar und er wisse, was er sah und hörte. Ich hielt es für das Beste, ihn hier vor Euch aussagen zu lassen.«
    Mit gesenktem Kopf, unter struppigen Brauen hervorspähend, schob der Bogenschütze sich mürrisch vorwärts.
    »Nun, was glaubt Er zu wissen, Kerl?« fragte Prestcote mit einem scharfen Blick.
    »Gnädiger Herr, ich hatte gestern abend keine Ursache, mich außerhalb des Klosterhofes aufzuhalten. Mein Herr hatte mir Anweisung gegeben, drinnen zu bleiben. Aber ich wußte, daß er den Abend draußen verbringen würde, um das Jahrmarktsgelände in Augenschein zu nehmen und mit Händlern und alten Bekannten Gespräche zu führen. Also versuchte ich mein Glück. In Wat's Taverne am Nordrand des Pferdemarktes ließ ich mich vollaufen. Und dieser Bursche war auch dort und trank, als wollte er mich übertrumpfen, und ich bin ein alter Zecher und kann was vertragen.
    Das Lokal war voll, es muß andere geben, die Euch das gleiche sagen können. Er hielt sich den wunden Kopf und spie Feuer gegen den Mann, der ihm eine übergezogen hatte. Dann schwor er, daß er es ihm heimzahlen würde, bevor die Nacht um wäre. Und das ist es in der Hauptsache, gnädiger

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