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Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt

Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt

Titel: Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Schafft alle anderen herein, aber haltet ihn abseits. Wir wollen diese beiden Dinge auseinanderhalten und uns zuerst mit dem geringeren Vergehen befassen.«
    Die Wachen trieben ihre Gefangenen in einen mit Stricken abgesperrten Teil der Halle - eine lange Reihe mürrisch-einfältiger junger Burschen, zerzaust, ramponiert und voller Selbstmitleid, aber noch immer bemüht, einen Rest ihrer ursprünglichen Erbitterung über die ernüchternden Stunden der Kerkerhaft hinwegzuretten. Es gab zerrissene Kleider und ein paar blaue Augen, Beulen auf Köpfen und die bräunlich angetrockneten Spuren blutender Nasen. Und eine Nacht auf dem schmutzigen Steinpflaster der Kerkerzellen hatte ihren Sonntagskleidern übel mitgespielt, in die sie - Rittern gleich, welche sich für den Kampf mit Helm und Brünne rüsten - vor dem ehrenvollen Streit geschlüpft waren. Vermutlich würden viele entrüstete Mütter und hier und da auch eine junge Frau mit Schelte nicht sparen, wenn sie die Sachen wuschen und flickten und putzten. Die Übeltäter nahmen auf Geheiß der Wachen in einer Reihe Aufstellung, dumpf und störrisch und wohl oder übel bereit, auf sich zu nehmen, was immer geschehen mochte.
    Prestcote ging mit aller Gründlichkeit vor, zugleich beschäftigte ihn aber das schwere Übel, und er war wenig geneigt, sich übermäßig mit diesem Fall von Zwietracht auseinanderzusetzen, der nur geringfügigen Schaden angerichtet hatte. So rief er zwar jeden Beschuldigten einzeln auf und ließ ihn zu seiner Rolle bei dem Tumult aussagen, führte die Vernehmungen aber rasch und ohne unnötiges Aufhebens durch. Die meisten der Angeklagten gaben offen zu, daß sie an den Ausschreitungen teilgenommen hatten, behaupteten jedoch, daß es ihr Bestreben gewesen wäre, durchaus friedlich und im Einklang mit den Gesetzen zu handeln, und daß sie den Aufruhr weder beabsichtigt noch herbeigeführt hätten. Mehrere erklärten, sie wären mit Philip Corviser an der Anlegestelle gewesen, und sagten aus, wie der Händler ihn niedergeschlagen hätte, worauf es zu den gewalttätigen Ausschreitungen gekommen wäre. Nur vereinzelt suchte der eine oder der andere darzulegen, daß er niemals auch nur einen Schrägen umgestoßen hätte, geschweige denn auf der Klosterseite des Severn gewesen wäre. Und diesen wenigen half ihr Leugnen nicht, da sie durch die Zeugenaussagen gesetzesfürchtiger Untertanen schwer belastet wurden.
    Erregte Väter, mehr rachsüchtig als liebevoll, traten vor, um die niedergeschlagenen Helden auszulösen, versprachen deren Anwesenheit vor dem Geschworenengericht und boten Sicherheiten.
    Der lahme Junge erhielt eine oberflächliche Ermahnung und wurde ohne Strafe entlassen. Zwei, die besonders zungenfertig behauptet hatten, sie wären zur Zeit des Aufruhrs anderswo gewesen und würden zu Unrecht beschuldigt, mußten in den Kerker zurückkehren, um dort über die Natur der Wahrheit nachzudenken.
    »Sehr gut!« sagte Prestcote und rieb sich ärgerlich die Hände.
    »Räumt den Saal bis auf jene, die zur Ermordung des Kaufmannes Thomas von Bristol Zeugenaussagen zu machen haben. Und bringt Philip Corviser herein.«
    Die jungen Männer wurden von ihren loyalen, aber erbitterten Angehörigen hinausgestoßen und weggeführt. Zu Hause erwartete sie weiteres Ungemach. Sie würden mit Schädelbrummen und wehen Herzen dasitzen und die Moralpredigten der Väter und die Tränen der Mütter über sich ergehen lassen, die Vorwürfe, welche Ängste man ihretwegen ausgestanden und welche Sorgen man sich um sie gemacht hätte. Die Augen voller Mitleid, blickte Emma dem letzten von ihnen nach, als er von einer winzigen Mutter, die nur halb so groß war wie er und schrill wie ein Häher schimpfte, am Ohr fortgezogen wurde. Der arme Kerl bedurfte gewiß keiner weiteren Bestrafung. Er verging bereits vor Zerknirschung.
    Sie wandte sich wieder um und sah dort, wo vor kurzem noch seine Gefährten gestanden hatten, Philip Corviser - schrecklich allein vor der düsteren Wand.
    Er umfaßte das Seil mit beiden Händen, hochaufgerichtet und steif wie eine Lanze, ansonsten jedoch dürr und abgerissen wie eine Vogelscheuche. Seine extreme Blässe, in der Cadfael die Nachwirkung überreichlichen Weingenusses auf einen Anfänger erkannte, wurde von Emma nach aller Wahrscheinlichkeit als eine Folge schrecklicher Verletzung und großer Seelenqual gedeutet. Sie erbleichte gleichfalls und blickte mitfühlend zu ihm hinüber.
    Bei all seiner Mühe um Haltung bot er einen

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