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Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt

Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt

Titel: Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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antwortete sie, ohne zu zögern.
3. Kapitel
    Alles in der kleinen Kajüte schien in makelloser Ordnung zu sein.
    Trotzdem zweifelte Cadfael nicht an Emmas Feststellung. Ein Mädchen, das die dritte Reise in dieser Art und Weise machte und sich längst daran gewöhnt hatte, die Enge des Raumes bestmöglich zu nutzen, wußte sicherlich genau, wie es alle Dinge zusammengelegt und verstaut hatte. Die bloße Lageveränderung eines Stückes, eine andere Methode des Zusammenlegens, das Knittern eines Stoffzipfels in der niedrigen Schublade unter der Schlafkoje würden hinreichen, Emma aufmerken zu lassen und das Eingreifen einer fremden Hand zu verraten. Überraschend war der Versuch, alles wieder in vollkommene Ordnung zu bringen. Daraus ließ sich schließen, daß der Eindringling reichlich Zeit gehabt hatte, nachdem die gesamte Besatzung von Bord gegangen war. Aber sie hatte mit impulsiver Sicherheit gesagt, nichts wäre gestohlen worden.
    »Seid Ihr gewiß? Ihr hattet wenig Zeit, alles hier zu untersuchen.
    Seht Euch noch einmal gründlich um und vergewissert Euch, ehe wir Hugh Beringar Meldung machen.«
    »Muß ich das tun?« fragte sie ein wenig erschrocken, sogar bestürzt, wie ihm schien. »Wenn nichts fehlt? Er ist mit anderen Angelegenheiten zur Genüge belastet.«
    »Aber liebes Kind, begreift Ihr nicht, daß dies alles zusammenhängen könnte? Euer Onkel getötet -- und nun sein Boot durchsucht...«
    »Es kann doch sicherlich keinen Zusammenhang geben!« erwiderte sie schnell. »Dies ist das Werk irgendeines gewöhnlichen Diebes.«
    »Eines gewöhnlichen Diebes, der nichts mitnahm?« wandte Cadfael ein. »Obwohl es hier genug wertvolle Sachen gibt?«
    »Vielleicht wurde er gestört...« Aber dann verstummte sie unsicher.
    Sie konnte nicht einmal sich selbst überzeugen.
    »Glaubt Ihr das wirklich? Ich meine, der Eindringling muß in aller Ruhe Eure Habseligkeiten durchsucht haben, um sie so ordentlich zu hinterlassen. Und er hat sich erst entfernt, als er sich vergewissert hatte.« Aber wessen? Daß nicht da war, was er suchte?
    Emma nagte zweifelnd an der Unterlippe und blickte nachdenklich umher. »Nun, wenn wir es melden müssen... Ihr habt recht, ich war voreilig, vielleicht hätte ich alles gründlich durchsehen sollen. Es hat keinen Sinn, Hugh Beringar nur eine halbe Geschichte zu erzählen.«
    Und sie begann methodisch jeden Gegenstand und jedes Kleidungsstück aus den Truhen und Schubladen zu nehmen, auf den Schlafkojen auszubreiten und jene Kleidungsstücke zu entfernen, die, wenigstens in ihren Augen, deutliche Spuren fremder Handhabung trugen, um sie dann zu ihrer Zufriedenheit neu zusammenzulegen.
    Am Ende der Arbeit hockte sie auf den Fersen und blickte mit gerunzelter Stirn zu Cadfael auf.
    »Ja, es sind einige Dinge entwendet worden - kleine Dinge, die wir erst vermißt hätten, wenn wir nach Haus zurückgekehrt wären. Was für ein schlauer Dieb! Mein schönster Gürtel fehlt, einer mit goldener Schnalle. Und eine silberne Kette. Und ein Paar Handschuhe mit Goldstickerei. Es wäre mir nicht aufgefallen, daß diese Sachen verschwunden sind, weil ich sie nicht tragen würde. Nach dem Tod meines Onkels mag ich mich nicht schmücken, und was sollte ich mit Handschuhen im August anfangen? Ich kaufte die Dinge in Gloucester, auf der Flußreise hierher.«
    »Und wie sieht es mit den Habseligkeiten Eures Onkels aus?« erkundigte sich Cadfael.
    »Ich glaube nicht, daß etwas fehlt. Falls etwas Geld verwahrt wurde, ist es weg, aber seine Kassette steht im Marktstand. Auf Reisen wie dieser führt er niemals Wertsachen mit sich, außer den Ringen, die er immer trug. Auch ich hätte die erwähnten Gegenstände nicht von daheim mitgenommen. Wir kauften sie erst unterwegs.«
    »Wer immer die Gunst der Stunde nutzte und sich an Bord schlich, um zu sehen, was er mitnehmen könnte, war offenbar klug genug, nur Dinge zu stehlen, die er in den Ärmel oder in den Beutel stecken konnte. Das leuchtet ein. Denn ganz gleich, wie er es angestellt hätte, es wäre unvermeidlich gewesen, Neugierde zu erwecken, wenn er beladen mit den Gewändern und Hemden Eures Onkels an Land gegangen wäre.«
    »Und wir müssen Hugh Beringar und sogar den ersten Grafschaftsbeamten wegen eines so geringfügigen Verlusts behelligen?« fragte Emma. »Es erscheint mir kleinlich, wenn er so viele ernstere Dinge zu bedenken hat. Und Ihr seht, daß es nur ein gewöhnlicher Diebstahl ist, weil das Boot eine Zeitlang unbewacht blieb. Kleine Diebe

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