Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt
warten immer wieder auf solche Gelegenheiten.«
»Ja, wir müssen es melden«, sagte Cadfael energisch. »Mögen Berufenere als wir darüber urteilen, ob dies etwas mit dem Tod Eures Onkels zu schaffen hat oder nicht. Wir können das nicht entscheiden.
Packt zusammen, was Ihr mitnehmen müßt, und wir gehen gemeinsam zu ihm, wenn er um diese Zeit zu finden ist.«
Emma legte ein frisches Gewand und einen Überwurf, Strümpfe und Hemden und weitere geheimnisvolle Dinge, die ein Mädchen benötigt, zu einem Bündel zusammen. Dabei zeigte sie eine Ruhe und Umsicht, die Cadfael ebenso verwirrend wie bewundernswert fand. Die Entdeckung, daß jemand ihre Habe durchwühlt hatte, war ihr für kurze Zeit Anlaß zu Besorgnis und Aufregung gewesen. Doch hatte sie sich sehr rasch damit abgefunden und schien dem Verlust ihrer Schmucksachen völlig gleichgültig gegenüberzustehen. Er überlegte gerade, wie eigentümlich es war, daß sie sich so eifrig bemühte, diesen Vorfall vom Tod ihres Onkels zu trennen, als sie selbst in unüberlegter Unschuld das Rätsel löste.
»Nun, jedenfalls«, sagte Emma, legte das Kleiderbündel sorgsam in die geraffte Schürze und erhob sich anmutig von den Knien, »kann niemand behaupten, daß der Sohn des Bürgermeisters daran Schuld trägt. Er sitzt im Kerker der Burg, und diesmal kann der Grafschaftsbeamte selbst sein Zeuge sein.«
Hugh Beringar hatte die Ausübung seiner Pflichten aufgeschoben, um sich wenigstens der Abendmahlzeit mit seiner Frau zu erfreuen.
Glücklicherweise war der erste Tag des Jahrmarkts ohne weitere Zwischenfälle, ohne Streitigkeiten, Unruhen oder Beschuldigungen des Betrugs oder Wuchers vergangen. Es hatte keine Preisunterbietungen und keine Messerstechereien gegeben, als hätte der Aufruhr des vergangenen Tages und sein tödliches Ergebnis selbst die regelmäßigen Gesetzesbrecher ernüchtert und bedrückt.
Der Handel blühte, Mieten und Zölle brachten der Abtei hohe Einnahmen, und das Markttreiben war auf dem besten Wege, friedlich bis in die Nacht hinein anzudauern.
»Ich habe etwas gesponnene Wolle gekauft«, sagte Aline, froh über ihre Neuerrungenschaften, »und sehr feines wollenes Tuch, so weich - fühl es! Und Constance wählte zwei schöne Vliese von Cadfaels walisischem Händler aus, die möchte ich selbst für das Kind kämmen und spinnen. Und ich habe meine Meinung wegen einer Wiege geändert, denn auf dem Jahrmarkt sah ich nichts, was den Vergleich mit Martin Bellecotes Erzeugnissen ausgehalten hätte. Ich werde zu ihm gehen.«
»Ist das Mädchen noch nicht zurück?« fragte Hugh ein wenig verwundert. »Sie hat die Burg eine gute Weile vor mir verlassen.«
»Sie wird Kleidung von der Barke holen. Du weißt, sie hatte gestern abend nichts bei sich. Und sie wollte auch noch zu Bellecotes Werkstatt gehen, um einen Sarg für ihren Onkel zu bestellen.«
»Das hat sie unterwegs getan«, sagte Hugh, »denn er kam wegen dieses Auftrags noch vor meinem Weggang zur Burg hinauf, um Meister Thomas' Körpermaße festzustellen. Man wird den Leichnam vor dem Einbruch der Dunkelheit heruntertragen und in der Kapelle aufbahren.« Anerkennend fügte er hinzu: »Ein gerecht denkendes Mädchen, unsere Emma, und eine beherzte kleine Person. Sie wollte nicht dulden, daß dieser dumme Junge vom alten Corviser zum Angreifer gemacht würde, auch nicht ihrem Onkel zuliebe. Eine einfache Geschichte. Er begann sein Anliegen höflich vorzutragen, wurde brüsk abgewiesen, beging den Fehler, den alten Mann am Ärmel zurückzuhalten, und wurde gefällt wie ein Ochse vom Schlachtbeil.«
»Und was sagt er selbst?« Aline blickte aufmerksam von dem weichen Stoff auf, über den sie liebevoll strich.
»Daß er nach jenem Zusammentreffen den Meister Thomas nicht mehr gesehen habe und nicht mehr über seinen Tod wisse als du oder ich. Aber da ist dieser Bogenschütze und Falkner des Ritters Corbiere, der ihn in Wat's Taverne sah und hörte, wie er Feuer und Rauch gegen den alten Mann schnob, und das war am Abend. Wer weiß! Das sanfteste Lamm der Herde - und das ist nicht gerade sein Ruf! - mag in der Erregung dazu getrieben werden, mit der Stirn gegen einen Gegner anzurennen, aber ein Messer im Rücken - irgendwie bezweifle ich das. Er hatte kein Messer bei sich, als er am Tor festgenommen wurde. Wir werden seine sämtlichen Gefährten befragen müssen, ob sie ihn jemals mit einem Dolch oder einem schmalen Messer ähnlicher Art gesehen haben.«
»Da ist Emma«, sagte Aline, die
Weitere Kostenlose Bücher