Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt

Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt

Titel: Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
Vom Netzwerk:
Grunzen eines Taubstummen. Die nachdrängenden eifrigen Helfer, alle von Neugierde überwältigt und ganz Augen und Ohren, drängten von hinten nach, und Roger wurde in das Halbdunkel vorangestoßen. Nach der Helligkeit des sonnigen Morgens benötigten seine Augen eine kleine Weile, bis sie sich auf die Dunkelheit eingestellt hatten, aber allmählich nahmen die gestapelten Ballen und die kleinen Weinfässer Gestalt an. Alles stand geordnet und griffbereit da, so wie es am Vorabend verstaut worden war. Und von Warin war nichts zu sehen, bis Rhodri ap Huw, immer praktisch denkend, den Verschlag an der Vorderseite entriegelte und herunterließ, worauf die Helligkeit des Morgens hereinflutete.
    Ausgestreckt am Fuß derselben vorderen Wand, wo Rhodri beinahe auf ihn getreten sein mußte, lag Warin in seinen eigenen Umhang gerollt und mit Stricken an Ellbogen, Knien und Handgelenken gebunden, so fest, daß er sich kaum hinreichend rühren konnte, um die Falten seiner Kleidung zu bewegen. Die Täter hatten ihm einen Sack über den Kopf gezogen, und ein Streifen Leinenstoff verschloß ihm den Mund und war im Genick verknotet. Er tat sein Bestes, auf seinen Namen zu antworten, und schließlich machten seine begrenzten Bewegungen und gedämpften Grunzlaute deutlich, daß er am Leben war.
    Roger schrie auf vor Schrecken und Empörung, kniete nieder und zupfte zuerst an dem Knoten des Leinenstreifens, der den Sack festhielt. Der derbe Stoff war von Speichel durchnäßt, und der Mund dahinter mußte mit einem Knebel verstopft sein, doch konnte der arme Teufel wenigstens atmen. Seine erstickten Grunzlaute waren Versuche, Worte zu bilden, aber es dauerte eine Weile, bis der Leinenstreifen aufging und er seinen Knebel mit der Zunge herausstoßen konnte. Noch immer mit dem Kopf im Sack, verlangte er mit heiser krächzender Stimme zu wissen, wo Roger so lange geblieben wäre, während er halbtot dagelegen hätte.
    Mehrere bereitwillige Hände arbeiteten inzwischen an den anderen Fesseln, um so eifriger jetzt, als sie ihn sprechen und sogar in solch ermutigend robusten Tönen klagen hörten. Nach und nach kam Warin unter seinen Umhüllungen zum Vorschein, wurde ohne Umstände aus dem Umhang gerollt, so daß er bäuchlings am Boden zu liegen kam.
    Indigniert rappelte er sich auf, und dies geschah so flink, daß sich alle Befürchtungen, er hätte Knochenbrüche oder schmerzhafte Verletzungen davongetragen, als grundlos erwiesen. Er hatte nicht einmal unter den Fesseln übermäßig gelitten. Nun sah er unter seinem struppigen grauen Haarwust auf, halb abwehrend und halb vorwurfsvoll, und ließ den finsteren Blick über seine Retter schweifen, als wären sie für seine unbequemen Stunden verantwortlich.
    »Besser spät als nie!« meinte er verdrießlich, würgte und spie Stoffasern aus. »Was habt ihr so lang gebraucht? Sind alle taub? Ich habe hier die halbe Nacht gezappelt!«
    Ein halbes Dutzend Hände griff erfreut zu, um ihn auf die Füße zu heben und dann sanft auf ein Weinfaß niederzusetzen. Roger trat zurück und überließ sie der Befriedigung ihrer Neugierde, während er finster seinen Kollegen ins Auge faßte. Es war kein Schaden angerichtet, der alte Schwerenöter hatte keinen Kratzer davongetragen! Wahrscheinlich hatte eine Drohung genügt, und er war von selbst in seinen Umhang gekrochen!
    »In Gottes Namen, was ist mit dir geschehen, du alter Satan? Du hattest den Stand verriegelt. Wie konnte jemand hier einbrechen, ohne daß du es merktest? Auch die anderen schlafen alle hier bei ihren Waren, du brauchtest bloß um Hilfe zu rufen.«
    »Nicht alle«, widersprach der Stoffhändler. »Ich liege in einer Taverne, und viele tun es mir gleich. Wenn dein Kumpan fest schlief, was man ihm wohl zutrauen mag, da er für die Nacht zugesperrt hatte...«
    »Es war lange nach Mitternacht«, unterbrach ihn Warin, der sich gekränkt die Handgelenke massierte. »Ich weiß es, weil ich die kleine Glocke zum Matutin läuten hörte, ehe ich einschlief. Danach kein Geräusch mehr, bis ich von diesem Sack erwachte, der mir über den Kopf gezogen wurde. Sie stießen mir den Knebel in den Mund. Ich sah weder Gesicht noch Gestalt, sie rollten mich ein wie einen Ballen Wolle und ließen mich gebunden liegen.«
    »Und du hast brav den Mund gehalten!« sagte Roger bitter. »Wie viele waren es? Einer oder mehr?«
    Warin war wirr und schwankte, wollte oder konnte sich nicht festlegen. »Ich glaube, zwei. Ich bin nicht sicher...«
    »Du hattest den Sack

Weitere Kostenlose Bücher