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Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt

Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt

Titel: Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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außer Atem zum Tor hereinkam. Seine Miene ließ auf den ersten Blick erkennen, daß etwas geschehen war.
    »Wie, wieder etwas Neues?« seufzte Cadfael und machte sich auf, um ihm den Weg abzuschneiden, bevor er das Gästehaus erreichte.
    Angesichts der stämmigen, breiten Gestalt in der Mönchskutte, die so absichtsvoll auf ihn zukam, machte Roger halt und blickte mißtrauisch und besorgt drein. Seine Miene hellte sich jedoch ein wenig auf, als er den Mönch wiedererkannte, der den stellvertretenden Grafschaftsbeamten bei der vergeblichen Suche nach Meister Thomas begleitet hatte. »Ach, Ihr seid es, Bruder, das ist gut! Ist Hugh Beringar im Gästehaus? Ich muß mit ihm sprechen. Wir sind vom Unheil verfolgt! Gestern die Barke, und nun der Marktstand, und Gott allein weiß, was uns noch bevorsteht und was aus uns werden mag, bevor wir diesem tödlichen Ort den Rücken kehren können. Die Bücher und Pergamente meines Meisters sind fort, das Geld, die Kassette und alles! Was wird Fräulein Emma denken? Lieber hätte ich mir den Schädel einschlagen lassen, als sie so zu enttäuschen!«
    »Was für ein Gerede ist das - den Schädel einschlagen lassen?« erwiderte Cadfael beunruhigt. »Willst du mir sagen, daß die Diebe jetzt auch den Marktstand geplündert haben?«
    »In der Nacht! Die Geldkassette fort, Warin an Händen und Füßen gebunden und mit einem Knebel im Mund, und niemand hörte etwas, während es geschah. Wir fanden ihn vor kaum einer halben Stunde...«
    »Komm!« sagte Cadfael, faßte ihn kurz entschlossen am Ärmel und zog ihn im Sturmschritt mit sich zum Gästehaus. »Wir werden Hugh Beringar aufsuchen. Erzähl deine Geschichte, wenn wir ihn gefunden haben, und schone deine Lunge!«
    Die Frauen waren gerade erst aufgestanden, und Hugh Beringar saß in Hemd und Hose barfuß beim Frühstück, als Cadfael an die Tür seines Quartiers klopfte und vorsichtig den Kopf hereinsteckte.
    »Verzeih, Hugh, aber es gibt Neuigkeiten. Dürfen wir eintreten?«
    Hugh bedurfte nur eines Blickes in sein Gesicht, erkannte das Ende seiner Behaglichkeit und bat die beiden resigniert herein.
    »Da ist einer, der eine Geschichte zu erzählen hat«, erklärte Cadfael. »Er kommt eben vom Pferdemarkt.«
    Bei Rogers Anblick sprang Emma erschrocken auf. Der weiche, träumerische Ausdruck verlor sich aus ihren Augen und die morgendliche Röte aus ihren Wangen. Das schwarze Haar, noch nicht zu Zöpfen geflochten, fiel ihr schimmernd auf die Schultern herab. Ihr weites Frauenhemd war ungegürtet, und sie trug noch keine Schuhe. »Roger, was gibt es? Was ist geschehen?«
    »Wieder ein Diebstahl und eine Missetat, junge Herrin, und ich sehe weiß Gott keinen Grund, warum alle Galgenvögel dieser Grafschaft sich auf uns stürzen.« Roger holte tief Atem und öffnete die Schleusen seiner Beredsamkeit. »Heute morgen gehe ich wie gewöhnlich zum Marktstand und finde ihn noch verschlossen. Kein Geräusch, kein Lebenszeichen aus dem Inneren, soviel ich auch rufe und klopfe. Und dann kommen ein paar Nachbarn zusammen, und alle wundern sich, was geschehen sein mag, und einer sieht, daß der innere Riegel mit einer Messerklinge hochgeschoben wurde - es muß ein erstaunlich dünnes Messer gewesen sein. Wir gehen hinein und finden Warin am Boden liegend, wie ein Bündel in seinen eigenen Umhang gewickelt und an Händen und Füßen gebunden, den Mund mit einem Knebel verschlossen und einen Sack über den Kopf gezogen, kaum daß er Luft bekam...«
    »O Gott, nein!« hauchte Emma und hob in unwillkürlichem Entsetzen die Hand zu den bebenden Lippen. »Der arme Warin! Er ist doch nicht - nicht tot...?«
    Roger schnaubte geringschätzig. »Der nicht! Frisch und munter wie ein Floh, wenn auch ein wenig steif von den Fesseln. Wie er so fest schlafen konnte, daß er die Geräusche an der verriegelten Tür nicht hörte und nicht einmal bemerkte, wie sie geöffnet wurde, bleibt ein Rätsel. Aber wenn er schon nichts hörte, so tat er auch danach sein möglichstes, den Räubern keinen Verdruß zu bereiten. Ihr wißt, daß Warin kein Held ist. Er sagt, er sei erst wachgeschüttelt worden, als sie ihm den Sack über den Kopf zogen, und habe weder Gesicht noch Gestalt gesehen, obwohl er meint, es seien zwei gewesen, da er ein Geflüster hörte. Aber es mag gut sein, daß er sie hereinkommen hörte, sich aber schlafend stellte, da er fürchtete, sie könnten ihm ein Messer zwischen die Rippen stoßen.«
    Emmas Farbe war rosig in die Wangen zurückgekehrt. Sie

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