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Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt

Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt

Titel: Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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man das tun?«
    »Wie gewöhnlich«, sagte Hugh und zog die dünnen schwarzen Brauen hoch, »bist du mir ein Stück voraus. Auf den ersten Blick war dies ein Mord aus persönlicher Feindschaft. Während wir ihn untersuchen, weist Ivo Corbiere sehr vernünftig darauf hin, daß ein Mörder dieses Schlages nicht dageblieben wäre, um den Toten zu entkleiden und in den Fluß zu werfen, sondern ihn liegengelassen und so rasch wie möglich das Weite gesucht hätte. Rachsucht, sagt er zu Recht, finde keine Nahrung in einem Bündel Kleider. Die Tat ist alles!
    Und das bewog meinen Vorgesetzten zu der Bemerkung, daß der gleiche Gedanke womöglich auch dem Mörder in den Sinn gekommen sei und ihn veranlaßt habe, sein Opfer aus eben diesem Grund zu entkleiden, als eine falsche Fährte für die Gesetzeshüter. Nun ziehen wir des toten Mannes Gewand aus dem Fluß. Und was bringt uns das ein, mein Freund?«
    »Zwiespältige Gefühle«, antwortete Cadfael kläglich. »Wäre das Gewand nie gefunden worden, so hätte die Idee eines gewöhnlichen Raubüberfalles sich behaupten können und die Ermittlungen zugunsten des jungen Corviser beeinflußt. Ist es möglich, daß die Überlegungen, die in der Verhandlung zur Sprache kamen, jemand zum ersten Mal auf diesen Gedanken brachten und ihn veranlaßten, das Gewand in den Fluß zu werfen, wo es leicht zu finden wäre? Es gibt eine Person, der es sehr gelegen käme, wenn der Verdacht gegen deinen Gefangenen erhärtet würde, und diese Person ist der Mörder selbst. Vorausgesetzt natürlich, dieser dumme Junge ist nicht der Mörder.«
    »Richtig, ein halber Fall kann durch den Auftritt eines weiteren Zeugen beinahe ganz aussehen. Aber was für ein Tor wäre dein Mann, wenn er das Gewand wegwürfe, um damit zu beweisen, daß der Mord nicht aus Habsucht geschah, und so den Verdacht wieder auf Philip Corviser zu lenken, dann an Bord der Barke zu schleichen und zu stehlen - während Philip in einem Burgverlies sitzt und offensichtlich als Täter ausscheidet?«
    »Ja, aber er hat nicht vermutet, daß der Diebstahl aufgedeckt würde, bevor die Barke wieder in Bristol wäre oder dorthin unterwegs.
    Ich sage dir, Hugh, ich konnte weder auf Deck noch in der Kajüte eine Spur von einer fremden Hand erkennen, und Emma selbst sagte, sie hätte die verlorenen Dinge vor ihrer Heimkehr sicherlich nicht vermißt.
    Sie wurden unterwegs gekauft, Emma hatte nicht die Absicht, sie zu tragen. Nichts von allem anderen war gestohlen. Sie hatte beinahe den Boden ihrer Truhe erreicht, bevor sie entdeckte, daß diese wenigen Stücke fehlten. Ohne den scharfen Blick für ihre eigene Ordnung hätte sie nicht bemerkt, daß jemand an Bord gewesen war.«
    »Aber der Diebstahl deutet auf zwei verschiedene Übeltäter und zwei verschiedene Verbrechen hin«, erwiderte Hugh, »wie Emma glauben will. Wenn Haß als Triebkraft hinter der Ermordung des Mannes stand - warum sich hinterher herablassen, um Kleinigkeiten von ihm zu stehlen? Aber glaubst du, daß die zwei Dinge völlig getrennt betrachtet werden müssen? Ich nicht!«
    »In dieser Welt kommen bisweilen seltsame Zufälle zusammen. Ich will es nicht von der Hand weisen, es mag sich so verhalten. Aber ich kann nicht anders, ich muß glauben, daß hinter beiden Geschehnissen eine Hand und ein Zweck stecken und daß die Ursache weder Diebstahl noch Haß war, sonst hätte Meister Thomas'
    Tod genügt.«
    »Aber Cadfael, in Gottes Namen, welcher Zweck, der den Tod eines Menschen verlangte, konnte hinterher Befriedigung aus dem Diebstahl von Handschuhen, einem Gürtel und einer Kette gewinnen?«
    Bruder Cadfael schüttelte hilflos den Kopf und wußte keine Antwort darauf, zumindest keine, die zu geben er jetzt schon bereit war.
    »In meinem Kopf dreht es sich wie ein Mühlrad, Hugh. Aber ich hege den schwarzen Argwohn, daß es noch nicht vorüber ist. Abt Radulfus hat mich beauftragt, die Sache um des Klosters willen im Auge zu behalten, und mir erlaubt, ein und aus zugehen, wie ich es zweckdienlich finde. Er fürchtet, falls es sich um eine böswillige Verschwörung gegen den Kaufmann aus Bristol handelt, daß auch dessen Nichte gefährdet ist. Wenn Aline sie bei sich behalten kann, um so besser. Aber auch ich werde sie bewachen.« Er erhob sich gähnend. »Nun muß ich zur Komplet. Sollte ich morgen meine Pflichten vernachlässigen müssen, so will ich wenigstens diesen Tag gut beenden.«
    »Bete um eine ruhige Nacht.« Auch Hugh stand auf. »Denn wir haben nicht genug

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