Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt

Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt

Titel: Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
Vom Netzwerk:
über dem Kopf, aber du konntest hören.
    Haben sie miteinander geredet?«
    »Ja, jetzt erinnere ich mich, daß es ein Geflüster gab. Nicht, daß ich Worte hätte verstehen können. Ja, es waren zwei. Es wurden Kisten und Ballen hier bewegt, das weiß ich...«
    »Für wie lange? Sie durften nichts überhasten und Dinge fallen lassen und die Leute der benachbarten Stände wecken«, meinte der Waffenschmied. »Wie lange blieben sie?«
    Warin machte unbestimmte Gesten, und es war möglich, daß ein Mann, der bei Nacht gefesselt und mit einem Sack über dem Kopf niedergelegt wurde, eine Zeitspanne als endlos empfinden mochte, die in Wahrheit nicht allzu lang dauerte. »Eine Stunde, das könnte sein.«
    »Zeit genug, um zu finden, was hier am wertvollsten war«, bemerkte der Waffenschmied und blickte, die breiten Schultern hochgezogen, auf Roger Dod. »Du solltest dich ein wenig umsehen, Freund, und nachschauen, was fehlt. Um schwere Dinge wie die Weinfässer brauchst du dich nicht zu sorgen. Um die fortzuschaffen, hätten die Diebe einen Karren gebraucht, und den hätte mitten in der Nacht jeder gehört. Sicherlich waren sie an den kleinen, kostbaren Dingen interessiert.«
    Aber Roger hatte seinem geretteten Gefährten bereits den Rücken gekehrt und wühlte wie rasend zwischen den Ballen und Kisten, die entlang der Wand gestapelt waren. »Meines Herrn Geldkassette! Ich versteckte sie hier hinten... Gott sei gedankt, daß ich die gestrigen Einnahmen abends mit mir zur Barke nahm und dort sicher verschloß, aber gleichwohl war eine hübsche Summe in der Kassette. Und dazu all seine Aufzeichnungen, Rechnungen und Pergamente...«
    In seiner Hast stieß er Kästen und Säcke mit Gewürzen beiseite, Holzkisten mit Zuckerkonfekt aus dem Osten, über Venedig und die Gascogne eingeführt und auf jedem Markt begehrt und teuer. »Hier, an der Wand...«
    Hilflos ließ er die Hände sinken, stand da und starrte bestürzt in sein Versteck. Er hatte die Bodenplanken des Marktstandes freigelegt. Waren standen zu beiden Seiten gestapelt, und dazwischen nichts. Meister Thomas' Geldkassette war verschwunden.
    Bruder Cadfael hatte die frühen Morgenstunden genutzt, um ein paar Stunden bei Bruder Mark im Kräutergarten zu arbeiten, solange er keine Ursache hatte, Emma bedroht zu wähnen, die sicherlich noch mit Constance im Gästehaus schlief. Der Morgen war klar und sonnig, ein leichter Dunst hob sich gerade vom Fluß empor, golden gefärbt von den schräg einfallenden Sonnenstrahlen. Mark sang fröhlich beim Unkrautjäten und lauschte aufmerksam und heiter, als Cadfael ihn in allen Einzelheiten der Tagesarbeit unterwies.
    »Denn es mag sein, daß ich alles hier in deine Hände legen muß, falls ich abgerufen werde. Und ich weiß, daß ich das getrost tun kann.«
    »Ich habe einen guten Lehrmeister«, meinte Bruder Mark mit seinem sanften Lächeln, hinter dem nur Cadfael den kleinen übermütig-schelmischen Funken bemerkte, den er zuerst entdeckt und genährt hatte. »Ich weiß, was ich in der Werkstatt anrühren und wovon ich die Finger lassen muß.«
    »Ich wünschte, ich könnte meiner Tätigkeit draußen ebenso gewiß sein«, sagte Cadfael wehmütig. »Da gibt es manch ein Gebräu, das auch nur eines scharfen Auges und einer ruhigen und sicheren Hand bedarf. Aber wo umzurühren ist und wo man es besser sich selbst überläßt, das bereitet mir nicht wenig Kopfzerbrechen. Ich bewege mich auf Messers Schneide, und zu beiden Seiten droht ein verhängnisvoller Absturz. Ich kenne meine Kräuter. Sie haben bestimmte Eigenschaften und folgen geheiligten Gesetzen. Die menschlichen Geschöpfe tun dies nicht. Und ich kann nicht einmal wünschen, daß sie es täten. Ich möchte nicht ein Gran ihrer Verflochtenheit missen, es wäre ein beklagenswerter Verlust.«
    Es war Zeit, zur ersten Gebetsstunde zu gehen. Bruder Mark bückte sich, um die Hände in dem Wasserbottich zu spülen, in dem das Wasser tagsüber warm werden konnte, so daß es beim abendlichen Gießen der Kräuter die richtige Temperatur hatte. »Das Zusammensein mit dir machte mir klar, daß ich ein Mönch sein möchte«, sagte er so offen, wie er es immer in Cadfaels Gesellschaft tat.
    »Ich hatte nie den Drang danach«, erwiderte Cadfael abwesend, die Gedanken mit anderen Dingen beschäftigt.
    »Ich weiß. Das war das einzige, woran es fehlte. Wollen wir gehen?«
    Sie kamen aus der Prime, und die Laiendiener des Klosters versammelten sich bereits zu ihrer Frühmesse, als Roger Dod

Weitere Kostenlose Bücher