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Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt

Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt

Titel: Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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mich, daß du ein so liebevoller Ehemann bist«, bemerkte Cadfael anerkennend.
    »Du solltest dich auch freuen, denn du warst es, der mir das Mädchen in die Arme stieß. Jetzt solltest du dich lieber darum sorgen, was für ein Vater ich sein werde! Und du könntest im Gebet ein gutes Wort für mich einlegen, wenn du wieder einmal auf den Knien liegst.
    Nein, wahrhaftig, Cadfael... Ich mache mir Gedanken über dieses Mädchen. Aline mag sie, und das ist Empfehlung genug. Und sie scheint Aline zu mögen - nein, mehr als das! Dennoch läßt sie niemals ihre Schleier sinken. Wenn sie meine schätzenswerte Aline am meisten zu schätzen scheint, ist sie auch am eifrigsten bestrebt, kein unbedachtes Wort über ihre eigene Lage verlauten zu lassen.«
    Bruder Cadfael sah darin kein Paradoxon. »Das überrascht mich nicht«, erwiderte er ernst. »Wenn sie sich in Gefahr fühlt, wird sie unter allen Umständen vermeiden wollen, daß jemand mit hineingezogen wird, den sie gern hat. In jeder Weise im Besitz ihrer Kräfte - und ich halte sie für ein kluges und findiges Mädchen - , wird sie ihre Freunde von allem fernzuhalten suchen, was sie vorhat.«
    Beringar dachte lange und mit düsterer Miene darüber nach, wobei er den leeren Becher zwischen den Fingern drehte. »Nun, wir können nicht mehr tun, als sie mit einer Hecke zu umgeben, die dicht genug ist, um alles abzuwehren, was gegen sie unternommen werden mag.«
    Cadfael erkannte erst jetzt, daß der nächste entscheidende Zug von Emma selbst kommen könnte, statt gegen sie unternommen zu werden. Sie hielt ein Stück dieses Geheimnisses in den Händen, allem Anschein nach das wichtigste Stück. Wenn Gebrauch davon gemacht werden sollte, mochte es durchaus in ihrem Sinn geschehen.
    Hugh Beringar stellte den leeren Becher beiseite, stand auf und streifte den Sommerstaub von seinem Kittel. »Einstweilen haben wir eine Mordtat aufzuklären, und ich sage dir, Cadfael, diese Angelegenheit sieht jetzt weniger denn je wie die Rache eines betrunkenen Jungen aus... Um die Wahrheit zu gestehen, mir schien diese Erklärung nie allzu überzeugend, selbst wenn wir sie nicht von vornherein ausscheiden können.«
    »Sicherlich gibt es jetzt gute Gründe, die Kautionsstellung durch den Bürgermeister zuzulassen und den Jungen nach Hause zu schicken«, meinte Cadfael ermutigt. »Von allen jungen Männern dieser Stadt steht Philip Corviser am wenigsten unter dem Verdacht, dieses letzte Verbrechen oder den Diebstahl in der Kajüte der Barke verübt zu haben. Der Kerkermeister kann bezeugen, wo er diese ganze Zeit gewesen ist, und beschwören, daß er den Kerker nicht verlassen hat.«
    »Ich gehe jetzt ohnedies zur Burg«, sagte Hugh. »Natürlich kann ich Lord Gilbert Prestcotes Entscheidung nicht vorwegnehmen, aber ich werde ihm gut zureden und dem Bürgermeister auch. Es lohnt sich, den Versuch zu wagen.«
    Er blickte auf den Freund hinab, und ein plötzliches übermütiges Lächeln verdrängte seine besorgte Miene. Dann fuhr er mit einer Hand durch das buschige graue Haar, das Cadfaels sonnenverbrannte Tonsur umgab, so daß es wie ein Gestrüpp aufrecht stand. Spielerisch schnippte er mit dem Finger gegen die braune Kuppel dazwischen und nahm seinen Abschied mit dem gewohnten leichten Schritt und der unbekümmerten Haltung, die oberflächliche Betrachter fälschlich für das Merkmal eines frivolen Menschen hielten. Solche kleinen Scherze gönnte er sich ohnehin nur bei guten Freunden, wenn er sich nicht den üblichen Amtsgeschäften widmen mußte.
    Cadfael schaute ihm nach und glättete mit mechanischen Gesten den kriegerisch aufgerichteten Haarschopf, den Hughs Hand hinterlassen hatte. Es war an der Zeit, daß auch er sich in Bewegung setzte und den Kräutergarten bis zum Abend in Bruder Marks Obhut ließ. Es wäre jetzt verfehlter denn je, Emma für länger aus den Augen zu lassen. Und Aline hatte eingewilligt, sich am Nachmittag eine oder zwei Stunden zur Ruhe zu begeben - um ihren besorgten Gemahl zu erfreuen und dem Kind zuliebe. Die Stellung eines Ersatzgroßvaters, überlegte Cadfael, könnte eine seltene und erfreuliche Entschädigung für das Zölibat eines Mannes in den besten Jahren sein. Was das Alter betraf, so hatte er noch nicht angefangen, darüber nachzudenken. Ohne Zweifel brachte es gewisse Erleichterungen mit sich.
2. Kapitel
    »Bei allem, was ich sagte«, bemerkte Emma, über eine Kinderkappe gebeugt, auf die sie mit feinen Nadelstichen ein Leinenband nähte,

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