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Der Aufstand Der Ungenießbaren

Der Aufstand Der Ungenießbaren

Titel: Der Aufstand Der Ungenießbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edo Popovic
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weil er seine Unschuld bewiesen hätte, sondern nachdem man Leopold 65.000 Pfund Sterling hatte zukommen lassen, und im Knast hatte er außerdem ein Gedicht geschrieben, das keinen Pfifferling wert war.
    Diesem schlechten Dichter und Massenmörder setzten die Engländer ein Denkmal in Westminster. Schon wieder dämlich und wenig originell. Überall in der Welt werden für Gewalttäter und Mörder, Parasiten, die als Adelige, königliche Familienangehörige, Generäle oder Politiker bekannt sind, Denkmäler errichtet und Straßen, Plätze und Paläste nach ihnen benannt, ohne dass diese je etwas Nutzbringendes getan hätten. Dieser Prinz William zum Beispiel. Was hat der schon Nützliches getan? Hat er je die Stahlplatten eines Schiffsrumpfes verschweißt, einen Baum gepflanzt, ein Fenster in dem Hochhaus am Westindia Quay eingesetzt, dort, wo eines Sommers in einem U-Bahn-Wagen, in dem sich Fraktalfrau und ich befanden, ein junger Arbeiter einstieg, seine Schuhe hatten Stahlkappen, seine Hose war mit frischem Beton bespritzt, er setzte sich auf den Boden, er zog den Irish Independent aus seiner Ledertasche und vertiefte sich in die Lektüre. Nichts davon hat Prinz William je getan, noch war er je von irgendwelchem Nutzen, er hat sich nur haltlos vergnügt und wie eine Zecke das Geld der Steuerzahler in sich aufgesaugt.
    Und wenn wir schon von Parasiten und Massenmördern sprechen – wie viele Denkmäler, Plätze und Straßen sind erst nach Hernán Cortes benannt.
    »Mit jedem neuen Schiff kamen neue Vandalen, frisch gebackene Mörder. Vandalen und Mörder, denen es nicht reichte zu plündern, zu rauben, zu vergewaltigen und alles Lebendige auszurotten, sie stürzten sich wie die Teufel selbst auch auf das Land, schändeten es, zerstörten die Götter, die es beschützten, tilgten jede Spur von Kultur und geistigem Leben und ließen nicht von ihren Verwüstungen ab, bis sich ihnen ihre eigenen schrecklichen Gespenster entgegenstellten«.
    Ist das eine Kurzfassung des Drehbuchs für einen
B-Horrorfilm?
    Nein.
    Es handelt sich um eine Kurzfassung der amerikanischen Geschichte aus The Books in My Life von Henry Miller.
    In Amerika stehen die Dinge auch heute kaum anders. Das Böse glitzert am amerikanischen Nachthimmel, Winnie the Pooh ist ein Menschenfresser, die Kinder in Iowa weinen, weil ihre Väter in schwarzen Plastiksäcken zurück aus Asien und Afrika kommen, und Vater und Sohn Bush treffen in der Hölle ihre eigenen schrecklichen Gespenster. Beide werden heute in Amerika unter dem Label »Die Jungs, die den Irak abgefackelt und einen halbe Million Zivilisten getötet haben« gehandelt, und auch die Mörder aus der Nachbarschaft gehen gut – eine Million Besucher jährlich bewundern die Köpfe von Sirhan Sirhan, L. H. Oswald, Mark Chapman und Charles Manson, die in die Südfelsen des El Capitan am Yosemite-Tal in Kalifornien eingemeißelt sind.
    Schlaue Köpfe haben seit Urzeiten und überall auf der Welt gewusst, wie man aus allem Geld macht. Die Formel ist immer schon einfach gewesen.
    EIN HÖLZERNES KREUZ + LEIDEN + EIN SPEKTAKEL = GELD
    PATRIOTISMUS + ABSCHLACHTEN + EIN SPEKTAKEL = GELD
    LIEBE + LEIDEN + EIN SPEKTAKEL = GELD
    SCHMUTZIGE WÄSCHE + EIN SPEKTAKEL = GELD
    Die heutige Formel lautet:
    VERBRECHEN + PERVERSION + EIN SPEKTAKEL = GELD
    Die Menge ist verrückt danach, nicht einmal die größten Optimisten konnten auf einen solchen Erfolg hoffen.
    Die Österreicher haben den stärksten Trumpf auf den Tisch geworfen – auf dem ehemaligen Beethovenplatz in Wien haben sie ein Denkmal für den Gefreiten Adolf Hitler errichtet und haben den Platz nach ihm umbenannt, und sein Geburtshaus in Braunau am Inn ist schon in der zweiten Saison in Folge ein absoluter Hit. Währenddessen machen die Franzosen auf höhere Dienstgrade. Dort rollt der Rubel, wenn es um General Pétain geht. Und General de Gaulle und General Jacques Mass wurden wieder zu einem Markenzeichen unter dem Label »Typen, die anderthalb Millionen Algerier um die Ecke gebracht haben«. In Kroatien wurden solche Monster wie zum Beispiel der Führer Ante Paveli ć oder der Ustascha-Psychopath Rafael Boban, die lange eingemottet waren, in den neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts wieder ans Licht gezerrt, und sie sind bis heute heiß begehrte Ware. In Deutschland gibt es psychopathische Massenmörder im Überfluss, welch reiche Geschichte. Jetzt werden auch sie behutsam, einer nach dem anderen, von den Mottenkugeln befreit, und so sind sie

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