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Der Aufstand

Der Aufstand

Titel: Der Aufstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean McCabe
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dir da so sicher sein? Du hast doch selber gesagt, dass es in dieser Stadt Tausende von Marienstatuen geben muss.»
    «Glaub mir, ich bin mir sicher.»
    Er betrachtete sie stirnrunzelnd. «Du siehst auf einmal ganz blass aus. Ist was mit dir?»
    «Mach dir keine Sorgen, mir ist nur ein bisschen flau im Magen.»
    «Willst du vielleicht einen Schluck Wasser?», fragte er zärtlich, während er dicht an sie herantrat und ihr über Schulter und Arm strich.
    «Das wird schon wieder», sagte sie und hielt sich den Kopf, während sie den kunstvoll verzierten Steinboden betrachtete. «Wichtiger ist, was da unter uns verborgen liegt.»
    «Unter uns? Kanäle? Katakomben?»
    «Unter Venedig gibt es keine Tunnelsysteme. Die Stadt steht auf Meereshöhe. Nein, das Kreuz ist unter uns, aber wir werden nach ihm graben müssen.»
    «Das ist doch wohl nicht dein Ernst? Woher willst du das wissen?»
    «Joel», sagte sie ernst, «du hast dich an mich gewandt, weißt du nicht mehr? Du hast gesagt, du bräuchtest meine Hilfe.» Sie musste sich zusammennehmen, um sich verständlich zu artikulieren. Sie fühlte sich, als könnte es sie jeden Augenblick zerreißen. Sie wusste genau, was dieses Gefühl ihr antun konnte, und das war kein angenehmer Gedanke.
    Joel widersprach nicht. Allerdings legte er keinen besonderen Wert darauf, nähere Bekanntschaft mit dem brackigen Abwasser zu machen, das nur wenige Schritte von ihnen entfernt gegen das Gemäuer schwappte.
    Alex nahm ihren Rucksack ab und stellte ihn auf den Boden, während sie sich an einer steinernen Säule festhielt. So schwach hatte sie sich noch nie gefühlt, seit sie ein Vampir war.
    «Ich bleibe hier draußen», erklärte sie. «Mir geht es nicht so besonders.»
    «Vielleicht sollten wir besser zum Arzt gehen», sagte er besorgt. «Du hast doch was. Wir können ja morgen wiederkommen.»
    «Bitte, Joel, bringen wir es hinter uns.» Sie zog eine Taschenlampe aus ihrem Rucksack und warf sie ihm zu.
    Er seufzte, trat an den Kanal und schaute hinab auf das Brackwasser, das gegen das algenbewachsene Mauerwerk einen Meter unter ihm schwappte. Dann schleuderte er seine Schuhe weg, atmete tief ein und sprang.

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 62
    D er Schock beim Eintauchen ins eiskalte Wasser war gewaltig. Joel zwang sich, die Augen zu öffnen und durch die trübe Brühe die rissigen Fundamente der Kirche zu betrachten. Er hatte viel zu viel Angst vor Vergiftung oder Unterkühlung, um sich darüber zu ärgern, dass das alles wahrscheinlich vergeblich war.
    Das gesamte Mauerwerk war im Zerfall begriffen. Er hatte einmal gelesen, dass Venedig Jahr für Jahr ein paar Zentimeter tiefer im Meer versank. Bis er ein alter Mann war, würden viele seiner Bürgersteige und Gebäude für immer unter Wasser stehen. Falls er je ein alter Mann wurde …
    Das bröckelnde Fundament verschwand nach unten in der Dunkelheit. Er tauchte weiter, leuchtete mit der Taschenlampe und tastete mit seiner freien Hand den glitschigen Stein ab, fand aber keinen Zugang zur Kirche. Er war schon mehr als zwanzig Sekunden unter Wasser und kurz davor aufzugeben, als er in der trüben Brühe einen Spalt im Mauerwerk entdeckte, der fast vollständig mit Algen bedeckt war. Mit einem weiteren Beinstoß tauchte er noch ein wenig tiefer, um ihn sich näher anzusehen.
    Nachdem er den Algenschleim weggekratzt hatte, stellte er fest, dass der Spalt breit genug war, um durchschlüpfen zu können. Vierzig Sekunden unter Wasser. Er konnte es immer noch schaffen. Er quetschte sich durch die Lücke, die Taschenlampe immer vor sich haltend, doch alles, was er sah, waren die schwebenden Schmutzteilchen, die er beim Eindringen gelöst hatte. Er stieß sich mit den Beinen tiefer in die Öffnung, die sich ein wenig weitete, und war schon fast durch, als sich sein rechter Fuß plötzlich in einem Spalt im Fundament der Kirche verhakte.
Verdammt.
Vor Schreck stieß er unwillkürlich einen Schwall von Luftblasen aus. Verzweifelt versuchte er, sich zu befreien, was ihn aber nur noch mehr Luft kostete. Er schlug mit voller Kraft mit den Beinen aus und hätte dabei fast die Taschenlampe fallen lassen – und war plötzlich wieder frei.
    Doch nun blieben ihm nur noch Sekunden, denn seine Lungen fühlten sich an, als könnten sie jeden Augenblick platzen. Er war sich nicht sicher, ob er noch genug Luft hatte, um wieder an die Wasseroberfläche zu kommen. Er schlug wild um sich und verlor so vollständig die Orientierung, dass er nicht mehr wusste,

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