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Der Aufstand

Der Aufstand

Titel: Der Aufstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean McCabe
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liebsten den Kopf abgerissen und sein Fleisch gegessen.

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    Kapitel 8
    A uf einer Hayabusa konnte man ziemlich schnell eine große Strecke zurücklegen, und Joel war bereits den längsten Teil der Nacht unterwegs. Sein Weg hatte ihn durch ganz Oxfordshire geführt, und als der Nebel sich in den Stunden vor Sonnenaufgang gelichtet hatte, war er gezielt die kurvenreichsten Abschnitte der Landstraße entlanggerast, auf denen, wie er wusste, kaum mit Geschwindigkeitskontrollen zu rechnen war. So zu fahren hatte er bei seiner Polizeieinheit gelernt, und er wusste ganz genau, wie weit er die Kraft seiner Maschine ausreizen konnte und wann er die Grenzen seiner Konzentrationsfähigkeit und seines Reaktionsvermögens erreicht hatte. Und je schneller er durch die Kurven fuhr, desto besser gelang es ihm, die quälenden Überreste der Erinnerung an seinen Albtraum zu verdrängen.
    Es wurde bereits hell, als er auf einem Parkplatz am Rand eines verschlafenen Dorfes anhielt. Er stellte den Motor ab, richtete sich im Sattel seiner Maschine auf und sog für ein paar Augenblicke die Stille ein. Er fühlte sich schon viel besser – innerlich ruhig, klar im Kopf und bereit für einen weiteren Tag.
    Er schob den Ärmel seiner Lederjacke hoch und schaute auf die Uhr.
    Es war Zeit, zur Arbeit zu gehen. Er ließ die Suzuki wieder an und fuhr auf das Polizeirevier von Oxford and Thames Valley zu.
     
    Als Joel gegenüber der Kirche von St. Aldates die Wache betrat, musterte seine blonde diensthabende Kollegin anerkennend seine schlanke, hochgewachsene Gestalt. Er selbst aber war zu sehr in Gedanken versunken, um die Blicke zu bemerken, die sie ihm zuwarf. Er winkte ihr nur geistesabwesend zu, als er am Empfangstresen vorbeiging und auf die Kantine zusteuerte.
    Die Wache war fast leer. Nur eine Handvoll Uniformierter, die gerade von der Nachtschicht gekommen waren, und ein paar Frühaufsteher unter den Zivilangestellten saßen bei Tee und Gebäck an den Resopaltischen. Die immer chaotischer werdenden Partys und die alljährliche Zunahme alkoholbedingter Gewalt in der Halloween-Nacht machten der Polizei zunehmend zu schaffen, und nun sahen die meisten Kollegen entsprechend blass und müde aus und reif fürs Bett.
    Joel kannte dieses Gefühl. Er ignorierte die Auslagen mit Donuts und Plundergebäck, holte sich einen Kaffee und zog sich an einen Ecktisch zurück. Der Kaffee war die übliche dünne Plörre und erst nach dem vierten Stück Zucker überhaupt genießbar. Er nippte an seiner Tasse und betrachtete durch das Fenster die aufgehende Sonne.
    An einem Tisch wenige Meter entfernt entspannten sich zwei Polizisten und eine Polizistin bei einer Kanne Tee. Joel kannte alle drei gut. Der Hagere mit dem schütteren Haar war Nesbitt, die Frau hieß Gascoigne, und der Typ, der ununterbrochen quasselte, war Macleod. Big Bob Macleod, wie seine Kollegen ihn nannten. Der korpulente Mann hatte bis zu seiner Pensionierung nur noch zwei Jahre durchzuhalten, schnaufte aber jetzt schon schwer und wirkte mit seinem knallroten Gesicht wie der klassische Kandidat für einen Herzinfarkt. Jetzt war er kurz davor, eine Geschichte zu Ende zu erzählen, die den anderen beiden ein breites Grinsen entlockte, doch Joel, der in Gedanken ganz woanders war, hatte kein Wort davon mitbekommen.
    «Ist denn das zu fassen?», gluckste Macleod mit seiner rauen Stimme. «Als ob wir nicht schon genug um die Ohren hätten.» Dann zog er sein fettes Handgelenk zu sich heran und schaute auf die Uhr. «Aber ich verzieh mich jetzt in die Falle.» Er hievte sich vom Tisch hoch, nahm seinen Hut und machte sich auf den Weg zur Tür.
    «Hey, Bob», rief Nesbitt ihm nach, «pass bloß auf, dass der Graf dich nicht erwischt.»
    «Zieh dir lieber ein paar Knoblauchzehen rein», ergänzte Gascoigne.
    Macleod blickte angewidert zu ihnen zurück. «Erinnert mich nicht an den kleinen Schwachkopf.» Kurz vor der Tür drehte er sich plötzlich noch einmal zu ihnen um und fletschte seine gelblichen Zähne wie Christopher Lee als Dracula. Seine beiden Kollegen lachten auf, als Macleod die Kantine verließ.
    Joel wandte sich ihnen zu. «Was sollte das denn gerade?»
    Gascoigne zögerte einen Augenblick, als wunderte sie sich darüber, dass der Detective Inspector sich für ihre Scherze interessierte.
    «Ach, nichts weiter, Sir. Bob wollte nur auf den Unfall bei Henley letzte Nacht anspielen, wahrscheinlich infolge von Drogeneinfluss. Ein Jugendlicher hat seinen Wagen um

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