Der Aufstand
auf einem der Hummer mit einer Browning rumgespielt. Ich habe mich gerade mit meinem Captain unterhalten, als Tadd plötzlich aus Versehen ein Schuss rausgerutscht ist. Hat mich genau zwischen den Schulterblättern erwischt.»
«Heldentod. Nett.»
«Sie sagen es – und das nach allem, was ich durchgemacht hatte. Im Irak haben sie mir sogar einen Orden verliehen. Ich liege da also im Militärhospital, und der Pastor verpasst mir gerade die Letzte Ölung, weil mir nicht mehr viel Zeit bleibt. Und dann, als gerade keiner hinschaut, kommt dieser Arzt, der mich schon die ganze Zeit so komisch angeschaut hat, herüber und flüstert mir ins Ohr:
Psst!
Willst du noch ein bisschen leben?»
Alex lachte kurz auf, und Greg erzählte weiter.
«Erst dachte ich, das Morphium hätte mich vollkommen durcheinandergebracht, aber dann merke ich, dass es tatsächlich passiert und dieser Kerl mir erklärt, dass er mich beißen und in einen Vampir verwandeln will. Irgendwas von Rekrutierung hat er noch erzählt. Und ich habe mir gedacht, warum nicht, zu verlieren hast du ja nichts mehr. Nur ein Vollidiot sagt nein, wenn man ihm das ewige Leben anbietet. Jedenfalls bin ich dann im Rehazentrum der Federation aufgewacht, und meine Schusswunde war verheilt, als ob nie was gewesen wäre. Das war vor zwei Wochen. Und jetzt bin ich hier.»
«Ich wette, die vom Verband hatten schon ein Auge auf Sie geworfen, als Sie ins Krankenhaus gekommen sind», meinte Alex. «Einwandfreie Militärkarriere, weder Frau noch Kinder – damit waren Sie der ideale Rekrut für die VIA . Und dieser Vampir-Arzt war nur da, um die richtigen Kandidaten auszuwählen. So eine Gelegenheit lassen die sich nicht entgehen. Aber das mit der Probezeit wissen Sie ja, oder?»
«Ein Jahr, stimmt’s?»
Sie nickte. «Um zu sehen, wie Sie sich entwickeln. Und danach entscheidet eine Kommission, ob Sie bleiben dürfen.»
«Und wenn nicht?»
«Fragen Sie lieber nicht.»
Er seufzte. «Das Einzige, was mich wirklich stört, ist, dass ich meine Eltern nie mehr sehen darf, meine Schwester und meine Freunde.»
«Jetzt überlegen Sie doch mal – die haben gerade noch am Sarg ihres lieben Verstorbenen geweint, und auf einmal stehen Sie vor der Tür. Deswegen hat man Sie ja auch hier in London stationiert, um Sie nicht in Versuchung zu führen. So läuft das bei der Federation. Wir können unter Menschen leben, kein Problem. Aber wir dürfen ihnen nicht zu nahe kommen und uns in keiner Weise emotional auf sie einlassen. Das Sicherheitsrisiko wäre zu hoch, weil sich dann leicht jemand verraten könnte.»
«Nur, damit ich das richtig verstehe … seit Gründung der Federation im Jahr … wann war das nochmal?»
«Neunzehnvierundachtzig.»
«Seit damals ist es Vampiren verboten, Menschen in Vampire zu verwandeln, richtig?»
«Sofern es sich nicht um eine offizielle Rekrutierung handelt. Damit will man gewissermaßen verhindern, dass sich bei uns unerwünschte Elemente einschleichen. Der Typ Vampir, der uns einen schlechten Ruf einbringt und die falsche Art von Aufmerksamkeit auf uns lenkt. Im zwanzigsten Jahrhundert hat sich alles verändert. Internet, Kommunikationstechnik, Überwachung. Die Welt ist ziemlich klein geworden. Da können wir auf Dauer nur überleben, wenn wir unsichtbar bleiben.»
«Aber es geht auch um den Schutz der Menschen, oder?»
Sie starrte ihn entgeistert an. «Schutz der
Menschen
? Sie sprechen hier von unserer Nahrungsquelle. Wir tun das doch nicht aus Nächstenliebe! Es geht hier einzig und allein darum, unser eigenes Überleben zu sichern.»
«Und was passiert mit Vampiren, die sich nicht an die Regeln halten?»
«Die kriegen es mit der VIA zu tun. Im Grunde läuft es darauf hinaus, dass wir sie aufspüren und dafür sorgen, dass sie nicht mehr aus der Reihe tanzen.»
«Wir bringen sie um?»
«Wir vernichten sie. Wer sich nicht an die Spielregeln hält, ist praktisch schon tot, vergessen Sie das nie.»
Greg verzog das Gesicht. «Alles klar.»
«Natürlich tun wir das nur, wenn uns absolut keine andere Wahl bleibt und der Betreffende keine Vernunft annehmen will. Die meisten kriegen eine Zeitlang in einem Federation-Gefängnis die Chance, wieder zur Besinnung zu kommen. Nur wenn jemand etwas ganz Schlimmes oder ganz Dummes getan hat, entscheidet sich der Herrschende Rat für eine Liquidierung. Letztes Jahr hatten wir einen solchen Fall. Ein Rockstar. Hat herausgefunden, dass einer seiner Leute im Team ein Vampir war. Hat ihm fünf
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