Der Aufstand
Grinsen ein. «Greg Shriver. Genau genommen
Lieutenant
Greg Shriver, ehemaliger Marinesoldat, eben erst angekommen. Ihr neuer Partner.»
Sie stöhnte auf. «Tun Sie mir das nicht an. Verdammt nochmal, Sie wissen doch, dass ich allein am besten arbeite.»
Rumble bedachte sie mit einem strengen Blick. «Kommen Sie mir doch nicht mit diesem Mist. Ich schätze zwar keinen Agenten in meinem Team so sehr wie Sie, aber auch Sie sollten es nicht zu weit treiben.»
«Mein Gott, Harry.»
«Er ist noch ziemlich unerfahren, also sehen Sie zu, dass Sie ihm ordentlich was beibringen. Ich weiß, dass er schnell lernen wird, schließlich hat er die beste Lehrerin, die man sich vorstellen kann. Ich verlasse mich auf Sie, verstanden?» Rumble schob ihr über seinen Schreibtisch eine Akte zu. «Lesen Sie das. Er ist gutes Rohmaterial für uns.»
Alex überflog den Inhalt. Wie alle Vampire konnte sie zehnmal schneller lesen als ein durchschnittlicher Mensch. «Und wann lerne ich dieses Wunderkind kennen?»
«Jetzt gleich.» Rumble drückte einen Knopf auf seinem Telefon. «Jen, würden Sie ihn bitte hereinbringen?»
Wenige Sekunden später führte Jen Minto, Rumbles Sekretärin, den neuen Rekruten ins Büro. Greg Shriver war Mitte dreißig, schlank und dunkelhäutig, und er wirkte extrem nervös.
Alex streckte ihm ihre Hand entgegen, als ihr Chef die beiden einander vorstellte.
«Special Agent Alex Bishop.»
Beim Händeschütteln fiel ihr auf, dass sich seine Handfläche ein wenig feucht anfühlte. So manch einer behielt bestimmte menschliche Eigenschaften auch nach seiner Verwandlung zum Vampir noch einige Zeit bei.
«Baxter wohnt in der Trafalgar-Suite im Ritz, während er sich in der Stadt aufhält, um für seinen neuen
Berserker
-Film zu werben», erklärte Rumble. «Sie machen sich am besten gleich auf den Weg.»
«
Berserker
6
?
O Mann», meinte Alex. «Ich habe den fünften gesehen, und der war schon totaler Mist.»
«Haben Sie ihn auch in
Raptus
gesehen?», fragte Rumble. «Das war wirklich ein verdammt guter Film.»
«Wir besuchen Baxter Burnett?», fragte Greg mit weit aufgerissenen Augen.
«Gehen wir, Kleiner», erwiderte Alex nur.
Unten auf dem Parkplatz von S&S entriegelte Alex per Fernbedienung die Schlösser ihres schwarzen Jaguar XKR . Sie glitt auf den Fahrersitz, und Greg stieg neben ihr ein. Er bewegte sich wie ein übergroßer Welpe – unbeholfen, aber mit überbordender Energie – und schlug die Tür so heftig zu, dass die Scheibe bebte.
Sie strafte ihn mit einem strengen Blick. «Wenn Sie meinen Wagen kaputt machen, schneide ich Ihnen den Kopf ab.»
«Tut mir leid», murmelte er betreten. «Ich vergesse manchmal immer noch, wie stark ich jetzt bin. Auch, dass ich nachts jetzt viel besser sehen kann. Ich fühle mich noch immer wie benommen.»
«Ist ja auch kein Wunder», räumte Alex ein und schenkte ihm ein Lächeln. «Da ist man als Mensch glücklich und zufrieden, und auf einmal schlägt einem ein Vampir die Zähne in den Hals, und plötzlich wird alles anders.» Sie ließ den Motor an und beschleunigte so schnell, dass sie in die Ledersitze gedrückt wurden.
«War es bei Ihnen auch so?»
«Etikette, Lektion eins für Newbies: Frag nie jemanden, wie bei ihm die Verwandlung abgelaufen ist. Solche Fragen stellen nur Vorgesetzte.»
Er murmelte eine Entschuldigung.
«Wo haben Sie eigentlich Ihren Akzent her? Tennessee?»
«Ich bin in Memphis aufgewachsen. Sie sind gut!»
«Ich bin in den letzten hundert Jahren viel rumgekommen», erklärte sie. «Aber meine Vergangenheit braucht Sie nicht zu interessieren.» Sie warf ihm einen Seitenblick zu. An seinem Hemd waren drei Knöpfe offen, sodass sie die dünne Kette um seinen Hals und die geprägten Blechmarken an seiner Brust sehen konnte. «Sie hängen wohl sehr an Ihren Hundemarken, was?»
Er nahm sie in die Hand. «Ja, als Andenken sozusagen.»
«Dann waren Sie also bei den Marines. Was ist passiert?», fragte sie, während sie den Jaguar mehr als zügig durch den Londoner Verkehr manövrierte und durch winzige Lücken zwischen Bussen und schwarzen Taxis schlüpfte.
Greg holte tief Luft. «Ja, mir ging’s nicht schlecht. Ich habe es sogar noch früher als mein Vater zum Lieutenant gebracht, und alles hat ganz gut ausgesehen. Aber in meiner Einheit war so ein Typ namens Tadd. Hat immer an Waffen rumgefummelt, war wie besessen davon. Jedenfalls waren wir eines Tages mit einer gepanzerten Fahrzeugkolonne im Manöver, und da hat Tadd
Weitere Kostenlose Bücher