Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Aufstand

Der Aufstand

Titel: Der Aufstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean McCabe
Vom Netzwerk:
hin?», fragte Lerouge ebenso erregt wie ängstlich.
    «Denen bleibt doch gar nichts anderes übrig, als uns freizulassen», meinte Borowczyk.
    «Unerhört ist das», empörte sich Goldmund. «Un-er-hört.»
    «Wir sollten uns besser fragen, was wir dagegen tun könnten», meinte Alex. «Wir können doch nicht einfach nur rumsitzen und abwarten.»
    «Die Agentin vom Außendienst», murmelte Olympia Angelopolis verächtlich aus den Dunkelheit. «Was würden Sie denn vorschlagen? Sie haben doch so wunderbare Vorstellungen, wenn es darum geht, wie wir unsere Arbeit machen sollten.»
    «Als Erstes würde ich meine Zeit nicht darauf verschwenden, diese Leute bestechen zu wollen», entgegnete Alex. «Aus dieser Scheiße können Sie sich nicht einfach freikaufen.»
    «Was sollen wir dann tun, Alex?», fragte Rumble kleinlaut.
    «Wir müssen kämpfen.»
    «Aber womit denn? Die haben Schwerter und wahrscheinlich auch noch Nosferol-Patronen.»
    Alex schnaubte verächtlich. «Vielleicht schätzt Gabriel Stone uns ja ganz richtig ein, Harry. Mir kommt es fast so vor, als hätten wir bei all dieser Verbandskacke vergessen, wer wir sind. Wir sind Vampire, und Vampire kämpfen, statt zu flehen und zu betteln.»
    Rumble holte tief Luft. «Alex –»
    «Ich muss Sie doch bitten, nicht zu vergessen, mit wem Sie es hier zu tun haben», forderte Hassan entrüstet mit seinem kräftigen Akzent. «Sie sprechen mit der Vorstandsvorsitzenden Angelopolis.»
    «Ich weiß sehr gut, mit wem ich spreche», erklärte Alex, bevor nachdenkliches Schweigen einkehrte. Sie spürte förmlich, wie Harry Rumble im Dunkeln stirnrunzelnd in ihre Richtung blickte.
    Sie flogen und flogen, während die Nacht allmählich voranschritt. Es gab eine Zwischenlandung – zum Auftanken, wie Alex vermutete –, doch bereits nach einer halben Stunde hob der Hubschrauber erneut ab. Keiner der Gefangenen sagte ein Wort. Alex begann, die Stunden zu zählen, seit sie ihr letztes Solazal genommen hatte. Das war kurz nach vierzehn Uhr gewesen; somit würde die Wirkung irgendwann am frühen Morgen nachlassen. Sie vermutete, dass auch keiner der anderen seine Tablette viel später eingeworfen hatte. Somit würde keiner von ihnen den Sonnenaufgang überleben.
    Gabriel Stone zwang sie, sich daran zu erinnern, wie es war, als richtige Vampire zu leben. Der Gedanke daran entlockte Alex fast schon ein Lächeln.
    Während die Stunden verrannen, wurde ihr klar, dass auch Harry Rumble und die Vorstände an nichts anderes dachten als an den Sonnenaufgang. Besonders nervös wirkte Gaston Lerouge. Dann – noch einige Zeit bevor die ersten Sonnenstrahlen über den Horizont drangen – spürten sie, wie der Helikopter ein weiteres Mal in den Sinkflug ging und schließlich auf festem Boden aufsetzte. Die Rotoren wurden langsamer, und plötzlich ging die Ladeluke auf. Dieselben schwarz gekleideten Vampire, die sie an Bord geschafft hatten, zerrten sie jetzt einen nach dem anderen in die kalte Nachtluft hinaus.
    Alex blickte sich um. Das Mondlicht schien auf ferne Berge und hohe steinerne Burgmauern, die sie umgaben.
    Sie hatten nicht mehr viel Gelegenheit, miteinander zu sprechen, weil die Wachen sie packten und voneinander trennten. Einer geleitete Alex mit ausgestreckter Klinge durch eine verschlossene Tür und einen schmalen Gang mit gewölbter Decke zu einer Zelle.
    Sie atmete erleichtert auf. Keine Fenster. Zumindest hatte Stone für sie keine Grillparty eingeplant, wenn in ein paar Stunden die Sonne aufging. Er hatte ganz offensichtlich etwas anderes vor. Die Zellenwände bestanden aus massivem Gestein von mehr als einem Meter Dicke, und die Stahltür war selbst für einen Vampir nicht zu knacken. So blieb ihr kaum etwas anderes übrig, als abzuwarten, was Stone für sie in petto hatte.
    Alex rollte sich in der Ecke der Zelle zusammen, und das lange Warten begann.

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 74
    Bukarest, Rumänien
    13.32  Uhr Ortszeit
    D er eiskalte Regen ging allmählich in Schnee über, und die Gehwege vor dem Flughafen wurden immer glitschiger. Auch Joels Stimmung näherte sich dem Gefrierpunkt, während er in einer zusammengedrängten Menschenmenge auf ein Taxi wartete. Doch irgendwann hatte er Glück: Ein klappriger, verdreckter Peugeot fuhr vor, und er legte seinen Rucksack und den Metallbehälter auf die Rücksitzbank. Auf der Ablage vor der Frontscheibe stapelte sich diverser Ramsch, und durch das staubige Gebläse kam warme stinkende Luft herein, was Joels Magen

Weitere Kostenlose Bücher