Der Aufstand
ausgestatteten Raum. Auf einem Stativ war eine große, teuer aussehende Filmkamera montiert, die auf einen leeren, aus Eichenholz geschnitzten Thron gerichtet war. Ein DVD -Recorder in einem Regal war mit einem großen Monitor verbunden.
Stone wirkte fröhlich und entspannt. Lillith hatte es sich auf einem Diwan in der Ecke gemütlich gemacht, während Zachary und die beiden anderen Mitglieder des innersten Kreises die Gefangenen bewachten. Rumble und die sieben Angehörigen des Herrscherrats kauerten dicht zusammengedrängt am Boden, umringt von Wachen mit glänzenden Klingen. Olympia Angelopolis strahlte zwar nichts mehr von der Gelassenheit aus, für die sie berühmt gewesen war, sah aber neben Gaston Lerouge noch immer vergleichsweise stolz aus. Hassan, Goldmund, Korentayer, Mushkavanhu und Borowczyk starrten auf ihre Füße und weigerten sich, zu irgendjemandem Blickkontakt aufzunehmen.
«Alexandra», rief Stone mit einem strahlenden Lächeln. Er war sichtlich erfreut, sie zu sehen. Alex entging nicht Lilliths finsterer Blick, der sich in seinen Rücken bohrte, während er auf sie zuging, um sie zu begrüßen. «Danke, Jeremy», sagte er zu Lonsdale. «Das ist vorerst alles. Sie dürfen sich in Ihr Loch zurückziehen, bis ich Sie das nächste Mal rufe.» Dann nahm er Alex’ Ellbogen. «Ich zeige Ihnen jetzt, was Ihre Freunde und ich in den letzten paar Stunden vorbereitet haben», erklärte er herzlich. «Ich muss sagen, dass alles ganz wunderbar gelaufen ist.» Er wandte sich an Olympia. «Wir haben hier doch eine Menge Spaß miteinander gehabt, nicht wahr?»
Die Vampirin stieß nur ein gedemütigtes Stöhnen aus.
«Vielleicht sollte ich doch ins Filmgeschäft einsteigen», fuhr Stone fort. «Sehen wir uns mal das Ergebnis unserer Bemühungen an.» Er zielte mit einer Fernbedienung auf den DVD -Player. Der Bildschirm leuchtete auf und zeigte in HDTV Olympia, wie sie in sich zusammengesunken und resigniert unter dem hellen Licht auf dem Eichenthron saß.
«Ihr letzter und spektakulärster öffentlicher Auftritt», schmunzelte Stone.
Auf dem Bildschirm gestand die Anführerin des Weltverbands freimütig eine lange Reihe von Ungerechtigkeiten und bekannte sich der Korruption sowie des Mordes an unschuldigen Vampiren schuldig, deren einziges Vergehen darin bestand, sich der Tradition entsprechend verhalten zu haben. Die Erfindung und Herstellung von Solazal und Vambloc sei nicht im Interesse der Vampirgemeinschaft geschehen, sondern von Anfang an mit dem Ziel der Bereicherung ihrer selbst und ihrer Kollegen auf Kosten der anderen Vampire. Des Weiteren erklärte sie vor laufender Kamera, dass sie die Last ihrer Sünden nicht mehr ertragen könne und sich deshalb für immer aus der Gemeinschaft der Vampire zurückziehen wolle.
Stone schaltete den DVD -Player ab. «Das war’s. Es hat ein wenig Zeit gekostet, alle Geständnisse aufzunehmen, aber ich muss gestehen, dass ich mit den Ergebnissen sehr zufrieden bin.»
«Sie haben mich dazu gezwungen», sagte Olympia müde.
«Natürlich haben wir das», gab Stone zu. «Jeder hatte sein eigenes Skript.»
«Verfasst von mir und Lillith», fügte Anastasia stolz hinzu.
«Das war die beste Stunde der Federation», fuhr Stone fort. «So werden sie in Erinnerung bleiben – wie sie ihre Sünden beichten, ihr Gewissen erleichtern, die Bürger um Vergebung bitten und sie aus der Unterdrückung entlassen. Großartig.» Er strahlte. «Und jetzt – dank unserem Freund Xavier Garrett, der uns Zugang zur Mitgliederliste des Verbands verschafft hat – werden wir alle Vampire, die in der Datenbank erfasst sind, über die Neuigkeit informieren und sie dazu auffordern, sich massenhaft an bestimmten Treffpunkten in aller Welt zu versammeln, wo diese Geständnisse gezeigt werden. Damit wird der Verband offiziell aufgelöst und eine neue Ära eingeleitet.» Dann wandte er sich an Alex. «Womit ich wieder zu Ihnen komme, Alexandra. Haben Sie sich entschieden, mein Angebot anzunehmen?»
Lillith kniff wütend die Augen zusammen und stand von ihrem Diwan auf. «Dein Angebot, Gabriel? Du hast doch gesagt, du wolltest sie genauso filmen wie die anderen. Von einem
Angebot
hast du mir gegenüber nie was erwähnt.»
Stone ignorierte sie und lächelte weiter Alex an. «Also, was ist? Schließen Sie sich uns an? Oder ziehen Sie es vor, gemeinsam mit Ihrer glorreichen Vampirin und ihren Gefolgsleuten hingerichtet zu werden?»
Aus der kleinen Gruppe von Gefangenen erhob sich entsetztes
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