Der Aufstand
meinte.
«Die Geschichte von der Königskaste ist alt und längst zur Legende geworden, nicht wahr?»
«Wie das Kreuz von Ardaich. Aber es wäre unklug, Legenden mit Mythen zu verwechseln.»
«Dann gibt es sie also bis zum heutigen Tag?»
«Ja, sie weilen noch immer unter uns», bestätigte Stone. «Verglichen mit ihnen, sind wir nichts. Und ich bin stolz darauf, ihnen zu dienen und ihre so lange schlummernden Pläne für diesen Planeten in die Wirklichkeit umsetzen zu können.»
«Dann war die Vernichtung der Federation also nur der Anfang», begann Alex zu begreifen.
«Der erste Schritt von vielen, die noch folgen werden. Aber oft ist der erste Schritt der wichtigste. Nun, nachdem die Vampire vom Joch der Unterdrückung befreit sind, werden sie den Geschmack der Freiheit wiederentdecken. Aber das ist nur ein winziger Vorgeschmack auf die Freiheit, die uns alle erwartet, wenn die Pläne der Meister verwirklicht sein werden.»
«Worauf wollen Sie hinaus? Sollen wir Vampire etwa die Macht über den ganzen Planeten übernehmen?» Alex hätte um ein Haar laut losgelacht.
Stone aber nickte ernst. «Invasion, Versklavung, vollständige Unterwerfung.»
«Und das willkürliche Abschlachten von Menschen?»
«Das wird auch nicht schlimmer als das, was die Menschen einander antun. Sie haben sich sowieso viel zu stark vermehrt. Sehen Sie sich doch nur an, was diese Spezies von Schmarotzern ihrem Heimatplaneten in dem kurzen Zeitraum ihrer sogenannten Kulturgeschichte angetan hat. Sagen Sie mir, Alexandra – welche andere Kreatur Gottes hat jemals so gezielt und so schamlos ihren eigenen Lebensraum verwüstet, dass sie, sofern niemand sie davon abhält, letztlich sich selbst vernichten wird?»
«
Sie
sprechen von Gott?»
«Ich bin eben ein Vampir mit Sinn für eine gewisse Spiritualität.» Er grinste.
«Und Umweltschützer obendrein.»
Er lachte von Herzen. «Ich will doch nur das Beste, Alexandra. Und die Menschen sind es einfach nicht wert, diesen Planeten zu verwalten. Sie haben ihr Paradies längst verloren. Ja, einen Teil von ihnen werden wir wohl vernichten müssen, andere verwandeln wir auf die gute alte Weise. Den Rest halten wir wie Nutztiere, denn viel mehr als das sind sie schließlich nicht.» Er lächelte. «Sie wirken schockiert. Aber warum so zimperlich? Sie sind doch auch ein Vampir. Seien Sie also stolz auf sich und kosten Sie Ihr Leben voll aus, wie es sich für einen Vampir gehört.»
Alex rutschte unbehaglich auf ihrem Sessel hin und her.
«Sie haben ja Ihren Drink noch gar nicht angerührt.»
«Danke, mir geht’s gut.»
«Trinken Sie schon. Sie wollen das doch selber.»
Sie griff nach dem Kelch und zog ihre Hand dann zögernd wieder zurück.
«Sehen Sie, auch Sie können nicht gegen Ihre Natur ankämpfen.»
«Darf ich erfahren, wo die Königskaste lebt?»
Er hob tadelnd den Zeigefinger. «Das darf ich Ihnen leider nicht verraten. Außer natürlich» – Stone drehte am Stiel seines Kelchglases – «ich kann Sie überreden, für mich zu arbeiten. Genau das ist übrigens auch der Grund dafür, dass ich diesen Abend in Ihrer bezaubernden Gesellschaft verbringen wollte.»
«Sie machen Witze.»
«Keineswegs. Ich werde mich bald Ihrer Kollegen von der Federation entledigen, weil sie wertlos für mich sind. Sie dagegen haben mehr als ein Mal Talente unter Beweis gestellt. Sie sind viel zu wertvoll, um einfach ausgelöscht zu werden.»
«Das war jetzt so ziemlich die netteste Drohung, die ich je gehört habe.»
«Ich hoffe, Sie überlegen es sich gründlich. Es wäre höchst bedauerlich, ja sogar kriminell, Sie demselben Schicksal zuführen zu müssen, das Ihre widerwärtigen ehemaligen Kollegen erwartet. Das wäre ein schwerer Schlag für mich.»
«Höre ich da einen Hauch von Skrupel, Gabriel?»
Er trat ein wenig näher an sie heran. «Ich bin nicht das Ungeheuer, für das Sie mich halten. Sie würden sich wundern, wenn Sie Gelegenheit hätten, mich näher kennenzulernen. Ich denke, wir beide kämen sehr gut miteinander aus.» Er legte eine kleine Pause ein. «Was meinen Sie, Alexandra?», fragte er dann. «Stellen Sie sich doch mal vor – Sie helfen mir dabei, den großartigsten Plan umzusetzen, den es in der langen Geschichte der Vampir-Kultur je gab!»
«Und was ist mit Lillith? Ich habe irgendwie das Gefühl, dass sie davon nicht sehr begeistert wäre.»
«Ach, Lillith», winkte Stone ab. «Machen Sie sich um die keine Gedanken.» Seine Augen leuchteten auf. «Heißt das,
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