Der Aufstand
Millionen angeboten, wenn er ihn auch zum Vampir macht. Der Vampir hat sich darauf eingelassen. Zwei Tage später war der Rockstar einer der Untoten, und der Vampir machte sich mit den fünf Millionen aus dem Staub.»
«Oh Mann.»
«Alle sind glücklich und zufrieden, bis der Musiker sich eine Dröhnung verpasst und vergisst, zu was er geworden ist. Bei Sonnenaufgang torkelt der Idiot auf seinen Balkon und – zisch! – brennt ab wie eine Magnesiumfackel. Und irgend so ein Journalist hat ihn dabei fotografiert, und dann hat die Presse lang und breit über spontanes menschliches Verbrennen spekuliert.»
«Ja, ich erinnere mich. Das war Bobby Dazzler, der Leadgitarrist der Wild Boys.»
«Ja, Dazzler, das war der Name von dem Trottel. Natürlich stand er nicht im Verbandsregister. Allerdings war es nicht besonders schwer herauszufinden, wer ihn verwandelt hatte. Der Kerl warf plötzlich mit Geld um sich und mietete eine Yacht in St. Tropez. Der Rat fackelte nicht lange und ließ ihn liquidieren. Tödliche Injektion von Nosferol. Das ist eines der speziellen Medikamente, die der Verband herstellen lässt. Wir verfügen über unsere eigene Fabrik in Italien.»
«Von den Drogen hat man mir schon erzählt», bestätigte Greg. «Das hier ist auch so ein Zeug.» Er holte eine Plastikflasche aus der Tasche und schüttelte sie; eine zähflüssige, grüne Flüssigkeit.
Alex schaute das Fläschchen an. «Das ist dieser beschissene Blutersatz, den sie Grünschnäbeln wie Ihnen geben, die noch nicht in der Lage sind, sich selbständig Nahrung zu beschaffen.»
«Das Zeug schmeckt ziemlich übel, hält mich aber anscheinend am Leben. Was ist das eigentlich?»
«Irgend so ein synthetischer Mist, so eine Art Vampir-Babynahrung. Aber das können Sie natürlich nicht ewig nehmen. Irgendwann müssen Sie schon lernen, sich auf natürliche Weise zu ernähren.»
Er schnitt eine Grimasse. «Darauf bin ich eigentlich nicht so scharf.»
«Machen Sie sich mal keine Sorgen, das ist ganz einfach. Wenn Sie erst mal hungrig genug sind, geht das wie von selber. Wie steht’s mit Ihrem Solazal? Hat man Ihnen genug gegeben? Oder muss ich mir Sorgen um Sie machen?»
Er schaute verwirrt drein. «Mein was? Ach ja, diese kleinen weißen Pillen.»
«Scheiße. Wann haben Sie denn zum letzten Mal eine genommen?»
«Äh … irgendwann gestern, glaube ich.»
Alex trat mit voller Wucht auf die Bremse, und der Jaguar blieb inmitten von wütendem Gehupe stehen.
«
Glauben
Sie? Hat man Ihnen denn nicht erklärt, was passiert, wenn die Wirkung nachlässt und Sie sich noch immer im Tageslicht aufhalten? Zisch, und vorbei. Und das auf meinen Ledersitzen!» Sie griff ins Handschuhfach und gab ihm ein Päckchen Tabletten. «Runter damit. Sofort.»
Sie fuhr wieder weiter, während er an der Pille lutschte. «Prägen Sie sich das ein für alle Mal ein. Solazal ist ab jetzt Ihre beste Freundin. Sie denken alle zwölf Stunden an sie, und als Dankeschön werden Sie nicht gegrillt.»
«Das ist aber doch irgendwie eine Abkehr von der Tradition, oder?», fragte er verlegen.
«Das ist eben der Fortschritt, Kleiner. Auch wir müssen mit der Zeit gehen.»
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Kapitel 10
K ate Hawthorne erwachte, als ihre Mutter ins Zimmer kam.
«Na los, junge Dame. Du kannst doch nicht den ganzen Tag liegen bleiben. Es ist schon zehn nach acht, du kommst noch zu spät zur Schule.»
Kate stöhnte und verkroch sich noch tiefer unter der Bettdecke. «Lass mich in Ruhe.»
«Das hat man eben davon, wenn man sich bis spät in die Nacht herumtreibt», blaffte ihre Mutter, bevor sie die Vorhänge aufriss und Kate die Bettdecke wegzog. Kate zuckte zusammen, als ihr das fahle Herbstlicht ins Gesicht fiel. Es war kaum auszuhalten. Sie versuchte, ihrer Mutter die Bettdecke zu entreißen, fiel aber wieder zurück, halb geblendet und nach Luft ringend.
«Sieh sich das einer an. Was um Himmels willen ist denn los mit dir?»
«Bitte, Mum, ich habe schreckliche Kopfschmerzen.»
«Du hast getrunken, stimmt’s?»
«Nein, hab ich nicht …», quengelte Kate, während sie versuchte zusammenzubekommen, wie der Abend zu Ende gegangen war. Nur dunkel erinnerte sie sich an den Streit mit Dec; daran, dass sie davongerannt war und der große, schicke Rolls sie mitgenommen hatte.
Das war aber auch schon alles. Der Rest war gähnende Leere. Wie war sie nach Hause gekommen? Hatte der Mann sie zurückgebracht? Wer war er überhaupt? Und wo hatte sie sein Gesicht schon
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