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Der Aufstand

Der Aufstand

Titel: Der Aufstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean McCabe
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ganzen Körper zitterte und weinte. «Ich hole den Arzt», sagte sie und hastete hinaus.
    Joel blieb an Decs Krankenbett stehen und betrachtete den Jungen. Dass er seinen Zusammenbruch verursacht hatte, tat ihm leid, aber er wusste noch immer nicht, was er von der Sache halten sollte.
    «Irre Geschichte, nicht wahr?», sagte eine Stimme hinter ihm.
    Joel hatte gar nicht gemerkt, dass jemand den Raum betreten hatte. Als er sich umdrehte, sah er sich einer Frau gegenüber. Sie lächelte ihn an.

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    Kapitel 14
    D as plötzliche Auftauchen der Frau wie aus dem Nichts jagte Joel einen gehörigen Schrecken ein. Einen endlos scheinenden Augenblick lang stand er sprachlos und wie angewurzelt da. Sie war eine echte Schönheit: Dichte braune Locken fielen ihr über die Schultern; ihre schlanke Figur war geradezu vollkommen, und ihre blasse Haut schimmerte wie Porzellan. Aber da war noch etwas anderes, ebenso Faszinierendes wie Verstörendes: ihr ironischer, wissender Blick und das rätselhafte, zarte Lächeln auf ihren Lippen – Details, die in ihrem Zusammenspiel den Eindruck erweckten, als könne sie seine Gedanken lesen. Er war wie gebannt von ihren Augen.
    Er musste seine ganze Willenskraft zusammennehmen, um sich aus seiner Entrücktheit zu reißen, und wollte gerade etwas sagen, als die Stationsschwester zurückgeeilt kam, gefolgt von einem abgespannt wirkenden Arzt in einem grünen Kittel. Die Schwester warf Joel einen missbilligenden Blick zu, bevor sie den Vorhang vor Decs Bett zurückzog und sich gemeinsam mit dem Arzt um den völlig aufgewühlten, noch immer schluchzenden Dec kümmerte.
    Joel drehte sich erneut zu der seltsamen Frau um, doch die war schon wieder verschwunden.
    Er verließ das Krankenzimmer und entdeckte sie ein Stück weiter auf dem Korridor. Sie stand da, als warte sie auf ihn. Als er sich ihr näherte, spürte er, wie sich sein Puls beschleunigte, und verfluchte sich dafür.
    «Sind Sie eine Verwandte von ihm?», fragte er sie. Er war ziemlich sicher, dass er die Antwort bereits kannte.
    Sie schüttelte den Kopf, während sie ihn noch immer mit ihrem Lächeln herausforderte.
    «Was hatten Sie dann da drinnen zu suchen?»
    «Ich habe zugehört», erwiderte sie kühl. «Das war doch interessant, fanden Sie nicht auch?»
    «Ich führe hier polizeiliche Ermittlungen durch», erklärte er. «Ich habe gerade eine Zeugenaussage aufgenommen und möchte jetzt gerne wissen, warum Sie mich dabei belauscht haben.»
    «Mein Name ist Alex. Alex Bishop.» Sie steckte eine Hand in ihren langen, eleganten Mantel, holte eine Visitenkarte heraus und reichte sie ihm. Die nur Sekundenbruchteile dauernde Berührung ihrer Finger wirkte auf ihn wie ein Stromschlag.
    «Detective Inspector Joel Solomon», stellte er sich vor. Er bemühte sich, gefasst zu wirken, und sah sich ihre Karte an. «Sie sind also Journalistin.» Als er die Ortsvorwahl unten auf der Visitenkarte sah, fügte er hinzu: «London ist Ihnen wohl zu langweilig geworden, was? Normalerweise würde man doch annehmen, dass der Verkehrsunfall eines Jugendlichen hier draußen in Oxfordshire nicht unbedingt der Stoff ist, der eine Großstadtreporterin interessiert.»
    «Da haben Sie recht. Aber was, wenn es hier gar nicht um den Unfall eines Jugendlichen geht?», konterte sie.
    Er sparte sich eine Antwort.
    «Interessieren Sie sich für Vampire, Inspector?»
    «Wie bitte?»
    «Sie glauben ihm, nicht wahr?»
    Joel blinzelte. «Wie kommen Sie denn darauf?»
    «Ich habe Ihren Gesichtsausdruck gesehen», erklärte sie. «Hätten Sie Zeit für einen Drink? Ich würde mich gern mit Ihnen unterhalten.»
    «Ich darf keine polizeilichen Angelegenheiten mit Ihnen erörtern.»
    «Gehören Vampire jetzt schon zu den offiziellen polizeilichen Angelegenheiten?»
    Er schaute auf seine Uhr. «Ich habe es leider eilig.»
    «Wie schade.» Sie lächelte. «Vielleicht hätte ich Ihnen helfen können.»
    Noch bevor er antworten konnte, hatte sie sich auch schon umgedreht. Er schaute ihr auf ihrem ganzen Weg zu den Aufzügen hinterher, und dann war sie verschwunden, ohne sich noch einmal umzudrehen.

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    Kapitel 15
    Das Dorf Sonning Eye,
    unweit der Grenze zwischen Oxfordshire und Berkshire
    12.17  Uhr
    S andra Roberts warf den Stock und sah zu, wie Bertie ihm über den laubbedeckten Weg am Flussufer hinterherhetzte. Der Stock prallte vom Boden ab, und der Golden Retriever sprang hoch und fing ihn mit dem Maul auf.
    «Bring ihn Mummy»,

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