Der Aufstand
ihn zum Bett und bewirkte mit einer anmutigen Bewegung ihrer Schultern, dass ihr Kleid von ihr abfiel. Darunter war sie nackt.
Lonsdale zerrte an seinem Morgenmantel. «Du bist schön –»
«Shh. Leise.» Dann küsste sie ihn und zog ihn aufs Bett.
Es war eine unvergessliche Nacht gewesen.
Als Lonsdale am nächsten Morgen aufgewacht war, war Lillith verschwunden. Wie besessen hatte er das ganze Schloss nach ihr abgesucht. Er war noch einmal zu dem Raum unten im Keller gegangen und hatte feststellen müssen, dass die Tür mit einem schweren Vorhängeschloss gesichert war. Bei seiner Suche hatte er die ganze Zeit über nur an sie denken können. Sie war wie eine Droge, von der er gar nicht genug bekommen konnte.
Lillith war auch in den nächsten beiden Nächten wieder zu ihm gekommen. Zwei weitere Nächte wilder, schwindelerregender Leidenschaft. Sie war unglaublich. Sie machte Dinge mit ihm, die er sich in seinen kühnsten Träumen nicht hätte vorstellen können.
Dann, in der dritten Nacht, als er schon geglaubt hatte, vollkommen ausgelaugt zu sein, eröffnete Lillith ihm eine ganz neue Welt. Sie hatte auf dem Bett gekniet, das Kerzenlicht schimmernd auf ihrer nackten Haut. Dann hatte sie plötzlich einen Dolch unter dem Kopfkissen hervorgezogen und begonnen, sich damit über die Brust zu streichen. Sprachlos vor Erregung, hatte er zugesehen, wie sie sich die Haut aufgeritzt hatte und ein rotes Bächlein hinab über die Wölbung auf Bauch und Hüfte gelaufen war. Ihre Lippen hatten sich ein klein wenig weiter geöffnet, und Lonsdale hatte die langen, weißen Eckzähne gesehen. Sie hatte die Hände hinter seinem Kopf verschränkt und ihn näher an sich gezogen. «Trink mich!» Sie warf den Kopf in den Nacken und keuchte voller Vorfreude, als er den Kopf auf ihre Brust senkte und die Zunge vorstreckte, um das aus ihr sickernde Blut aufzulecken. Jeder Nerv in seinem Körper hatte in Flammen gestanden.
In diesem bezaubernden, wunderbaren Augenblick war Gabriel Stone ins Zimmer gekommen und hatte sie unterbrochen. Er hatte Lillith barsch etwas zugerufen, und sie war verängstigt vor ihm zurückgewichen und hatte sich mit einem Bettlaken bedeckt.
Dann hatte Stone sich an Lonsdale gewandt. «Sie haben keine allzu große Angst vor uns, Jeremy, was? Das finde ich interessant.»
«Wer seid ihr?», hauchte Lonsdale. «
Was
seid ihr?»
Stone lächelte. «Wissen Sie das nicht längst? Wir sind diejenigen mit der Macht. Der Macht, Ihr Leben für immer zu verändern. Und wenn ich für immer sage, meine ich für immer. Sie können einer von uns werden – und alles werden, was ein Mensch niemals werden kann. Die Vorstellung muss Ihnen doch gefallen, nicht wahr, Jeremy?»
«Was muss ich dafür tun?»
Stone schenkte ihm ein weiteres Lächeln. «Man wird Kontakt zu Ihnen aufnehmen.»
Dann war er weg, und als Lonsdale sich umblickte, musste er feststellen, dass Lillith mit ihm verschwunden war.
Danach hatte er sie lange Zeit nicht wiedergesehen.
Tags darauf war Lonsdale widerwillig nach London zurückgekehrt. Das Leben war weitergegangen, hatte ihn aber kaum mehr interessiert. Er hatte einen Vorgeschmack auf etwas weitaus Lohnenderes gehabt, und die Erinnerung daran zermarterte sein Gehirn, bis er glaubte, vor lauter Frustration den Verstand zu verlieren.
Drei lange Monate hatte er nichts mehr von ihnen gehört. Dann, eines Tages Anfang Juni, hatte ihm dieser seltsame Kerl namens Seymour Finch in seinem Londoner Büro einen unerwarteten Besuch abgestattet. In seiner schmalen Aktenmappe steckte der Vertrag, den sein Arbeitgeber Mr. Stone aufgesetzt hatte.
Dieser Vertrag war extrem einfach gehalten. Der Preis waren zwanzig Millionen Euro, die auf ein Züricher Bankkonto überwiesen werden sollten. Nachdem Lonsdale innerhalb weniger Stunden den Transfer arrangiert hatte, wartete er voller Ungeduld darauf, dass sich Stones Leute wieder meldeten.
Doch nichts dergleichen geschah. Als der Sommer in den Herbst überging, beschlich Lonsdale allmählich der Verdacht, auf einen besonders ausgeklügelten Betrug hereingefallen zu sein. Die ganze Geschichte hatte ihn so sehr mitgenommen, dass er kaum mehr in der Lage gewesen war, seinen täglichen Geschäften nachzugehen.
Nichts war geschehen, bis Ende September dieser Mann namens Finch erneut auftauchte. Mr. Stone, kündigte er an, wolle nun bald seinen Teil des Vertrags erfüllen. Zu diesem Zweck solle eine Zeremonie stattfinden.
«Was für eine Zeremonie?», fragte
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