Der Aufstand
Und als es ihm dann endlich gelungen war, sich von dem Kerl loszureißen, war der faszinierende Fremde zusammen mit seinem weiblichen Gefolge verschwunden gewesen.
Den ganzen nächsten Tag über hatte Lonsdale auf den Skipisten vergeblich nach ihm Ausschau gehalten, und auch am Abend war der geheimnisvolle Kerl nicht wiederaufgetaucht.
Erst am letzten Tag seines Urlaubs sah Lonsdale den Mann wieder – und diesmal sollte ihn nichts davon abhalten, sich ihm vorzustellen.
Der Mann hieß Gabriel Stone. Sie hatten bis spät in die Nacht miteinander geplaudert, und als Stone Lonsdale in sein Haus in den rumänischen Bergen eingeladen hatte, zögerte dieser keine Sekunde. Am nächsten Tag hatte er kurz seinem Personal in London mitgeteilt, dass er sich einen üblen Virus eingefangen habe und erst eine Woche später zurückkommen könne, und keine zwei Tage später war Lonsdales Hubschrauber bereits in der Residenz des illustren Mannes gelandet. An Bord war Jeremy Lonsdale, flankiert von zwei stämmigen Leibwächtern, die sein Gastgeber ihm zu seiner Sicherheit zur Verfügung gestellt hatte. Verschneite Berge erstreckten sich, so weit das Auge reichte. Der Helikopter überflog die Türme und Festungswälle des alten Schlosses, und Lonsdale war von dem majestätischen Gebäude schwer beeindruckt.
Den Rest des Tages hatte sich ein großer, glatzköpfiger, spindeldürrer Mann um ihn gekümmert, der sich als Seymour Finch, Mr. Stones Privatsekretär, vorgestellt hatte. Lonsdale fühlte sich in Finchs Gegenwart ausgesprochen unwohl, denn der Mann hatte eine merkwürdig beunruhigende Ausstrahlung.
Erst nach Einbruch der Dunkelheit erschien Lonsdales Gastgeber und entschuldigte sich dafür, dass seine Geschäfte ihn meist den ganzen Tag in Anspruch nahmen. Die beiden Männer hatten gemeinsam im großen Saal gespeist, erstklassigen Cognac getrunken und teure Zigarren geraucht. Stone hatte sich nicht nur als charmant und freundlich herausgestellt, sondern auch als hochgebildet. Lonsdale hatte noch nie jemanden getroffen, der so ausgiebig aus der klassischen Literatur, der Bibel und den griechischen Philosophen zitieren konnte. Und über die Geschichte wusste er Bescheid, als hätte er das alles selbst miterlebt.
In jener Nacht war Lonsdale in seinem luxuriös ausgestatteten Schlafzimmer unter den Klängen einer seltsamen Musik erwacht. Er stieg aus dem Bett und öffnete die Tür. Die Musik schien von irgendwo unter ihm zu ihm heraufzudringen. Er zog einen Morgenmantel aus Satin über und folgte leise den Klängen durch die kalten, dunklen Korridore. Die fremdartige Musik schien ihn auf magische, geradezu hypnotische Weise anzuziehen.
Er gelangte an eine Tür, die aussah, als führte sie in den Weinkeller. Als er sie unter lautem Knarren öffnete, sah er, dass hinter ihr eine Treppe nach unten führte. Unten angelangt, wartete eine weitere, halb offene Tür auf ihn, aus der die Musik kam.
Lonsdale konnte sich nicht mehr beherrschen; er musste unbedingt wissen, was da drinnen vor sich ging. Er linste durch den Türspalt und sah anstelle eines Kellerraums einen auf geradezu dekadente Weise opulent ausgestatteten Raum, reich verziert mit Gobelins und exotischen Teppichen und golddurchwirkten, auf dem Boden verstreuten Kissen. Auf einem riesigen Bett lag der nackte Gabriel Stone, und sein geschmeidiger, muskulöser, vollkommener Körper war von drei schönen Frauen umgeben, die es heftig mit ihm trieben.
Während Lonsdale fasziniert im Schutz der Dunkelheit zuschaute, legte sich plötzlich eine Hand auf seine Schulter. Um ein Haar hätte er vor Schreck laut aufgeschrien, doch als er sich hektisch umdrehte, sah er sich einer Frau gegenüber, die sogar noch schöner war als die drei auf Stones Bett. Sie lächelte und legte einen Finger auf die Lippen. «Komm», flüsterte sie. Der Blick in ihren dunklen Augen konnte nur eines bedeuten.
Lonsdale war ihr zurück durch die Flure gefolgt. Sie war absolut bezaubernd. Ihr rabenschwarzes Haar war zerzaust und wirr wie das einer Zigeunerin, und wenn sie mit diesem Lächeln zu ihm zurückschaute, glänzten ihre Lippen verführerisch rot. Ihre Art, sich zu bewegen, trieb ihn in den Wahnsinn. Die Begierde nach ihr brachte jeden Nerv in seinem Körper zum Kribbeln, als sie ihn zu seinem Zimmer zurückführte. Als beide drinnen waren, schloss sie lächelnd die Tür. Er keuchte schon beinahe vor Lust.
«W-wer bist du?», stammelte er.
«Ich bin Lillith, Gabriels Schwester.» Sie führte
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