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Der Aufstand

Der Aufstand

Titel: Der Aufstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean McCabe
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Nachbarhaus, ohne aber in dessen Richtung zu blicken, als könnte sich ihr dabei der Magen umdrehen. «Die Polizei war heute schon dort. Ist Kate in Schwierigkeiten?»
    «Nicht dass ich wüsste. Ich möchte ihr nur noch ein paar Fragen stellen.»
    «Na schön.» Sie ließ ihn in den Flur und bat ihn, seinen Motorradhelm neben der Tür abzulegen. Das Haus roch nach neuen Teppichböden und Raumspray. «Ka-ate!», rief Gillian Hawthorne die Treppe hoch.
    Keine Antwort.
    «Sie liegt im Bett.»
    «Geht es ihr nicht gut?»
    «Sie ist nur ein bisschen blass. Müssen Sie wirklich
jetzt
mit ihr reden?»
    «Es ist sehr wichtig», erwiderte er.
    «Dann kommen Sie bitte mit.»
    Gillian Hawthorne stieg vor ihm die Treppe hoch und blieb vor einer Tür stehen.
    «Kate, Liebes?» Sie drückte die Klinke, und Joel folgte ihr ins dunkle Zimmer. Gillian schaltete eine Wandlampe ein, und sofort drang vom Bett ein Stöhnen zu ihnen. Joel sah das rote Haar des Mädchens unter der Bettdecke hervorlugen. Er blickte sich um. Das Zimmer war wie jedes Zimmer eines Mädchens im Teenageralter: Poster an den Wänden, Fernseher, Computer, ein Schreibtisch voller Zeitschriften, Haarbürste, iPod, Schminke, Handy. Das einzige ungewöhnliche Detail, das ihm auffiel, war die Art und Weise, wie die bodenlangen Vorhänge am hinteren Ende des Raums fest mit Sicherheitsnadeln zusammengesteckt waren. Er durchquerte das Zimmer und warf einen Blick hinter die Gardinen. Eine Glastür führte auf einen kleinen Balkon oberhalb des hinteren Gartens hinaus.
    «Kate, dieser Herr ist von der Polizei, und er will mit dir über
Declan
reden.» Angewidert spuckte sie den Namen des Nachbarsjungen aus.
    Joel zog sich einen Stuhl heran. Er lächelte das Mädchen an, als sie sich mit einem finsteren Blick im Bett aufsetzte. Ihr Haar war zerzaust, ihr Gesicht blass, fast weiß.
    «Detective Inspector Solomon. Eigentlich wollte ich mit dir über dich reden, Kate. Ich darf dich doch duzen, oder?»
    «Mir egal. Was wollen Sie?»
    «Ich habe mit Dec Maddon über gewisse Vorfälle auf einer Party gesprochen, auf der ihr beide gestern Nacht gewesen seid. Zumindest hat er mir das erzählt. Was kannst du mir darüber sagen?»
    «Er ist ein verdammter Lügner», rief Gillian Hawthorne empört dazwischen. «Wir haben das alles schon mehrfach Ihren Kollegen erzählt. Gibt es denn bei der Polizei in Thames Valley niemanden, der Englisch versteht?»
    «Bitte, Mrs. Hawthorne.» Joel wandte sich wieder Kate zu und sprach leise weiter. «Du würdest mir einen großen Gefallen tun, wenn du es mir noch einmal erzählen könnten. Nur noch ein letztes Mal, ja?»
    Kates Augen funkelten böse. «Ich habe keine Ahnung, was Dec gemacht hat. Ich bin auf dem kürzesten Weg nach Hause und war auf keiner Party.» Sie sagte das sehr bedächtig, als würde sie einen auswendig gelernten Text aufsagen.
    «Bist du sicher?»
    Sie nickte.
    «Wie bist du nach Hause gekommen?»
    «Mit einem Taxi.»
    «Um welche Zeit?»
    «Weiß ich nicht mehr», stöhnte sie. «Spät jedenfalls.»
    «Wo bist du ins Taxi gestiegen?»
    «Irgendwo. Ich war zu Fuß unterwegs.»
    «Dann hast du also mit deinem Handy ein Taxi gerufen?»
    «Ja. Nein.»
    «Was denn jetzt?»
    «Ich habe Kopfschmerzen.»
    «Warum fragen Sie das alles?», mischte Gillian sich ein.
    «Ich möchte nur wissen, was geschehen ist», erklärte Joel, immer noch mit sanfter Stimme.
    Gillian schnaubte verächtlich. «Was soll schon geschehen sein? Nichts ist geschehen.»
    «Ich habe angerufen», sagte Kate. «Jetzt weiß ich es wieder.»
    «Das ist gut. Jetzt kann ich den Namen des Taxiunternehmens herausfinden», sagte er und beobachtete dabei ihr Gesicht. «Auf diese Weise werde ich auch erfahren, wo man dich aufgelesen hat.»
    Sie errötete. «Warten Sie. Nein. Ich bin getrampt.»
    Der Bluff hatte funktioniert. «O.k., also getrampt. Und wer hat dich mitgenommen?»
    «Weiß nicht. Irgend so ein Mann.»
    «Was ist denn mit deinem Hals passiert?», fragte er. «Hat dir jemand wehgetan?»
    Kate bedeckte unverzüglich ihren Hals mit dem Kragen ihres Schlafanzugs. In ihren Augen blitzte etwas auf, doch das war kein Ausdruck von Verlegenheit, wie man ihn von einer peinlich berührten Jugendlichen hätte erwarten können; es war grenzenlose, geradezu tierische Wut.
    «Ich bin hingefallen», antwortete sie mit einer seltsamen Stimme.
    «Sieht eher wie ein Biss aus.»
    «Ich sage Ihnen doch, ich bin hingefallen. Gegen einen Stacheldrahtzaun», beteuerte sie,

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