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Der Aufstand

Der Aufstand

Titel: Der Aufstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean McCabe
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Bewegung.
    Alex senkte die Pistole. «Rudi?»
    Er starrte an ihr vorbei auf die Tür, wie in einer Art Trance. Sie ging um das Bett herum, ohne dass von ihm die geringste Reaktion gekommen wäre. Dann streckte sie eine Hand nach ihm aus und berührte ihn an der Schulter. Erst dann sah sie die dünne rote Linie quer über seiner Kehle und um seinen Hals, aus der ein winziges Tröpfchen dunklen Vampirbluts sickerte.
    Sie stupste ihn an. Rudis Kopf fiel langsam von seinen Schultern und landete mit einem hohlen Geräusch auf dem Bettvorleger, die Augen weiter träge vor sich hin starrend.
    Die Enthauptung war offenbar mit einer rasiermesserscharfen Klinge durchgeführt worden, denn der Stumpf seines Halses wirkte so glatt wie ein Spiegel. Ein sauberer Hieb, ausgeführt von jemandem mit viel Kraft und nicht weniger Geschick.
    Lillith.
    Es musste erst wenige Minuten zuvor geschehen sein. Bald würde Rudis Körper in stark beschleunigtem Tempo zu verwesen beginnen und der Tod sich holen, worum er eine lange Zeit betrogen worden war.
    Auf der anderen Seite des großen Schlafzimmers ließ eine kühle Brise die Vorhänge flattern. Alex rannte zum offenen Fenster und spähte über den Fenstersims auf die kleine Seitenstraße hinab. Ein langer Weg nach unten, aber für einen Vampir kein Problem.
    Die Mörderin war längst über alle Berge.

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 33
    Fabrik von Terzi Pharmaceuticals, italienische Alpen
    3.12  Uhr Ortszeit
    V on den fernen Bergen wehte ein kalter Wind. Der Himmel war klar, Millionen von Sternen strahlten über der stillen Landschaft. Das ins Vorgebirge eingebettete große, moderne Gebäude aus Glas und Stahl war das Herz des zwei Morgen großen Fabrikkomplexes. Terzi gehörte zu den kleineren pharmazeutischen Unternehmen Europas und stellte fast ausschließlich ein ganz spezielles harntreibendes Medikament für die Medizinbranche her. Die Firma betrieb auch noch Fertigungsanlagen an drei weiteren europäischen Standorten, von denen jeder wegen der Sauberkeit seiner Umgebung ausgewählt worden war. Doch diese eine Fabrik war anders als alle anderen – aus einem ganz bestimmten Grund, den nur sehr wenige kannten.
    Enrico, der Nachtwächter am Haupttor, war schon beinahe starr vor Kälte und vor Müdigkeit, als er in der Ferne die Scheinwerfer von Fahrzeugen entdeckte, die auf die Fabrik zufuhren. Wie es aussah, handelte es sich um zwei mittelgroße Lastwagen. Als sie näher kamen und den Maschendrahtzaun sowie den Betonkomplex dahinter anstrahlten, trat Enrico aus seinem Wachhäuschen und ging mit erhobener Hand auf die Wagen zu. Die Firma nahm es mit der Sicherheit sehr genau, und seine Neun-Millimeter-Maschinenpistole von Heckler & Koch schlug beim Gehen gegen seine Seite. Sie war geladen, und er hatte gelernt, mit ihr umzugehen.
    Das Auftauchen zweier Lastwagen mitten in der Nacht war nichts Ungewöhnliches. Enrico arbeitete lange genug bei Terzi, um zweierlei zu wissen: Zum einen gingen im oberen Stock des Ostflügels nachts
niemals
die Lichter aus – und das, obwohl nur ein Bruchteil des Personals von Fabrikhalle und Labor Nachtschicht arbeitete; und zum anderen war es nicht ratsam, allzu viele Fragen in Bezug auf das zu stellen, was in jenem Teil des Gebäudes geschah. Er hatte die Leute in den Laborkitteln schon oft hinter den Fenstern des dritten Stocks hin und her gehen sehen, und einige der Mädchen waren ziemlich heiß – aber wie alle, die dort arbeiteten, blieben sie unter sich. Unter den Leuten von der Instandhaltung und den Fahrern wurde gemunkelt, dass sie an einem experimentellen Forschungsprogramm arbeiteten, das Terzi geheim hielt, um es später als Patent anmelden zu können. Das schien auch die merkwürdigen Arbeitszeiten zu erklären und die geheimnistuerische Art und Weise, in der oft Lastwagen ohne Aufschrift auftauchten, um an der Auslieferung an der Gebäuderückseite unbeschriftete Kisten abzuholen.
    Aber Enrico musste trotzdem kontrollieren, ob die Papiere in Ordnung waren, Geheimniskrämerei hin oder her. Als der vordere Lkw vor dem Tor anhielt und sein Fenster heruntergekurbelt wurde, streckte er die Hand aus und bat um die Dokumente, die es ihm erlauben würden, das Tor zu öffnen.
    «Kalte Nacht», sagte der Fahrer, und Enrico pflichtete ihm brummend bei, als er die Papiere prüfte.
    Moment mal, da stimmt was nicht.
    «Das ist nicht –», begann er.
    Doch er brachte den Satz nicht zu Ende.
    Enrico war ein junger Mann auf dem Höhepunkt seiner

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