Der Aufstand
sollte ich mich jetzt geehrt fühlen.»
«Sie sollten zumindest mal darüber nachdenken. Es ist sehr großzügig von mir, dass ich bereit bin, darüber hinwegzusehen, dass Sie und Ihre Kollegen heute Nacht zwei meiner Brüder und Schwestern ermordet haben. Und ich öffne nicht jedem x-Beliebigen die Tür.»
«Sie wollen Leute in die VIA einschleusen.»
«Ich habe bereits Leute in der VIA , und dazu jede Menge Agenten, die weltweit für die Durchsetzung unserer Ziele kämpfen. Aber gutes Personal kann ich immer gebrauchen.»
«Ich würde nie zu Ihnen überlaufen, Stone. In tausend Jahren nicht. Vergessen Sie’s.»
«Tausend Jahre sind eine lange Zeit», erwiderte Stone. «Ich weiß, wovon ich rede.» Er zuckte mit den Achseln. «Na schön. Dann sollen Sie Ihren Willen haben. Sie werden eine Nachricht für mich überbringen.»
«Ich glaube, Sie werden langsam alt, Stone. Ihr Gehör funktioniert anscheinend nicht mehr richtig. Ich habe Ihnen doch eben erst erklärt, dass Sie sich Ihr Angebot in den Hintern schieben können.»
«Ich habe Sie sehr gut verstanden. Dann heißt es eben
adieu
, Agent Shriver.»
Bevor Greg noch etwas sagen konnte, spürte er, wie jemand von hinten an ihn herantrat, und als er sich umwandte, sah er den riesigen Vampir rasch näher kommen. Die Faust kam wie aus dem Nichts, bevor es um ihn dunkel wurde.
[zur Inhaltsübersicht]
Kapitel 32
Last Bite Bar and Grill
1.41 Uhr
D ie Party war in vollem Gange, als Alex an die Bar kam.
«Ist Rudi da?», rief sie über den Lärm hinweg einem seiner Barkeeper zu.
«Rudi hat gerade Besuch.» Der Barkeeper zog vielsagend die Brauen hoch. «Sie sind oben.» Er deutete mit dem Daumen Richtung Decke. Rudis luxuriöse Privatsuite nahm den gesamten obersten Stock des Gebäudes ein.
«Eine Frau?»
Der Barkeeper nickte und lachte leise. «Wir haben ja jede Menge heiße Bräute hier, aber die …» Er pfiff durch die Zähne. «Und wie ich Rudi kenne, liegt da oben gerade ein roter lederner Jumpsuit auf dem Fußboden. Deswegen würde ich die beiden jetzt lieber nicht stören.»
«Wie lange ist sie schon da?»
«Ungefähr eine Stunde. Hey, ich hab doch gesagt –»
Alex war bereits durch die Tür mit dem Schild NUR FÜR ANGESTELLTE , bevor der Barkeeper sie aufhalten konnte, und rannte nun die Hintertreppe hoch. Vom zweiten Stock führte eine Wendeltreppe in Rudis opulent ausgestatteten Wohnbereich.
Alex erreichte einen mit weißem Satin tapezierten Flur, der von einem überdimensionierten Kronleuchter in diffuses Licht getaucht wurde. Gegenüber der Doppeltür zur Wohnung hing ein Ölgemälde, auf dem Rudi als Napoleon Bonaparte – das Kinn stolz erhoben, die Hand in der Jacke – dargestellt war, während im Hintergrund eine epische Schlacht mit Kavallerieangriffen und Artillerie tobte. Aber Alex war nicht hier, um sich über Rudis Kunstgeschmack Gedanken zu machen. Sie trat die Tür ein und stürmte in den großen, mit Marmor ausgelegten Eingangsbereich. Aus versteckten Lautsprechern drangen die Klänge einer Tom-Jones- CD .
Sie hätte nie gedacht, dass Rudi jemals zum Verräter werden könnte, und war deshalb auf sich selbst ebenso wütend wie auf ihn. Entschlossen zückte sie ihre Desert Eagle.
Abgesehen von der leeren Champagnerflasche und den beiden Kristallgläsern, eines davon mit rotem Lippenstift verschmiert, war in dem Salon, der in einer Art Parodie des Louis- XV -Stils eingerichtet war, von Rudi und seiner Gespielin keine Spur zu sehen. Alex trat eine der Türen auf, die aus dem Raum führten, und fand sich in einem riesigen verspiegelten Badezimmer wieder, in dem ein paar Stufen zu einem in den Fußboden eingelassenen Whirlpool hinabführten.
Nichts.
Sie versuchte es mit einer anderen und stand plötzlich im Schlafzimmer.
Rudi lag allein und fast verloren wirkend in dem riesigen, mit Leopardenfell bezogenen Himmelbett. Er hatte Satinkissen unter den Kopf geschoben und trug einen schwarzen Bademantel, auf dem in großen goldenen Lettern über seinem Herzen die Buchstaben «R. B.» prangten. Er blickte Alex träge an, als sie ans Fußende des Betts trat und die Waffe auf ihn richtete.
Sie brachte fast kein Wort heraus, so sehr verletzte sein Verrat sie. «Warum?», fragte sie nur.
Doch Rudi antwortete nicht.
Sie entsicherte klickend ihre Desert Eagle. «Ich will eine Antwort. Und zwar sofort. Ich will wissen, warum du mich verraten hast und wer dich dazu angestiftet hat.»
Noch immer keine Antwort. Nicht einmal eine
Weitere Kostenlose Bücher