Der Aufstand
konnte, fiel der Mann schon über ihn her, und er spürte, wie die Zähne des Fremden in seine Kehle drangen.
London
A lex klappte ihr Handy auf und gab Rumbles Schnellwahl ein, während sie mit ihrem Jaguar durch den nächtlichen Verkehr fuhr. Es war kurz nach ein Uhr morgens.
«Mein Gott, Harry, ich versuche schon die ganze Zeit, Sie anzurufen.»
«Entschuldigung, musste mir rasch was zu essen besorgen. Was ist denn los?»
«Es war eine Falle. Wir sind voll reingestolpert. Becker und Mundhra sind hinüber. Greg und ich wurden getrennt, und ich kann ihn nicht finden. Ich habe schon x-mal versucht, ihn anzurufen. Ich fürchte, sie haben ihn erwischt.»
Rumble schwieg einen Augenblick, während er versuchte, die Neuigkeiten zu verarbeiten. «Aber wer –»
«Vampire. Optimal ausgerüstet und straff organisiert. Und Nosferol haben sie auch, Harry.»
Zischend sog Harry am anderen Ende der Leitung die Luft ein. «Aber wo kriegen die das her?»
«Es gibt nur eine Möglichkeit. Die haben einen Maulwurf bei uns.»
«Und wer könnte das sein?»
«Das frage ich Sie. Ich weiß nur, dass der Angriff begonnen hat.»
Wieder verstummte Rumble für ein paar Sekunden. Als er weitersprach, spürte sie die Dringlichkeit in seinem Tonfall. «Ich muss ein paar Leute anrufen. Kommen Sie her?»
«Nein, ich muss noch jemanden besuchen.»
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Kapitel 31
G reg spürte, wie eine riesige Hand in seinen Rücken drückte und ihn vorwärtsschob. Durch die schwarze Kapuze über seinem Kopf sah er genug, um zu erkennen, dass er sich in einem Tunnel oder Keller befand. Seine Kidnapper hatten ihn lange durch Korridore und über Stufen hinab geschubst und gestoßen, nachdem sie ihn aus dem Wagen geholt hatten. Falls sie sich in einem Haus befanden, musste es ziemlich groß sein.
Die von den Wänden widerhallenden Echos der Schritte ließen darauf schließen, dass er von zwei Personen geführt wurde – einer groß und schwer, der andere leichtfüßig wie ein Fuchs; die beiden männlichen Vampire vom London Eye.
«Beweg deinen Arsch ein bisschen schneller!», forderte ihn der Große mit seinem unglaublich tiefen Bass auf.
«Wir hätten diesen Scheißkerl gleich in London ausknipsen sollen», schimpfte sein Begleiter wütend. «Das ist der Typ, der Petra erschossen hat.»
«Schon, aber Gabriel will ihn haben.»
«Wozu das denn?»
«Du kennst doch Gabriel. Er hat es mir nicht verraten.»
Einen Augenblick lang spielte Greg mit dem Gedanken, mit dem Fuß nach hinten zu treten. Vielleicht hatte er ja Glück und konnte das Überraschungsmoment nutzen, um irgendwie die Kapuze abzuschütteln, und dann hatte er womöglich doch noch eine Chance zu entkommen.
Aber natürlich war das reines Wunschdenken, seine Chance gleich null. Er dachte fieberhaft nach. Warum kämpften Vampire gegen Vampire? Und wer zum Teufel war dieser Gabriel?
Eine riesige Hand packte ihn am Arm und brachte ihn mit einem Ruck zum Stehen. Kurz danach hörte er das Knarren einer schweren Tür. Es ging weitere Stufen hinab, und der Widerhall wurde immer lauter. Durch die Kapuze sah er das Schimmern von Licht.
«Nimm sie ihm ab», sagte die tiefe Stimme, und schon im nächsten Augenblick wurde ihm die Kapuze vom Kopf gerissen.
Greg blinzelte. Sie standen am hinteren Ende eines dunklen Flurs vor einer alten eisenbeschlagenen Tür. Brennende Fackeln flankierten den gewölbten steinernen Eingang.
Einer der Männer war tatsächlich ein Riese. Er musste den Kopf einziehen, als er vortrat und den eisernen Türgriff drückte. Die Tür öffnete sich, und Greg wurde von dem Kleinen hineingestoßen.
Er blickte sich in dem spärlich erleuchteten, üppig ausgestatteten Raum um. In der Luft hing der intensive Geruch brennender Kerzen, derer Schein auf vergoldetes Mobiliar und roten Samt fiel. Aus dem dunklen Bereich um den kunstvoll gearbeiteten Kamin ragten zähnefletschende Tiger aus Ebenholz. An den Wänden hingen uralte Gobelins, auf denen Schlachtszenen aus einer Zeit dargestellt waren, die, wie er nur vermuten konnte, sehr lange zurücklag.
«Karpaten, 15 . Jahrhundert», sagte eine weiche, fast musikalische Stimme. Greg drehte sich um und sah einen Mann, der im dunklen Bereich hinter den flackernden Kerzenleuchtern stand. «Großartig, nicht wahr?», sagte der Mann.
«Wer sind Sie?»
Der Mann trat vor ins Kerzenlicht. Er war groß, wirkte aber deutlich feiner und kultivierter als seine Leute. Er verströmte eine aristokratische, fast
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