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Der Aufstand

Der Aufstand

Titel: Der Aufstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean McCabe
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Drinnen legte er vorsichtig das durchweichte Notizbuch zum Trocknen auf den Heizkörper im Bad, bevor er seine triefende, schlammverschmierte Kleidung auszog und Dreck und Blut mit einer heißen Dusche abspülte.
    Er wusste, dass er hier nicht länger bleiben konnte. Sobald die Sonne untergegangen war und Finchs Vampir-Meister merkte, dass sein Diener nicht wiederkam, würde Joel sich vermutlich mit einem Besucher auseinandersetzen müssen, der weitaus tödlicher war als jeder Sterbliche. Gegen Vampire hatte er keine Chance; er musste sich irgendwo verstecken und überlegen, wie es weitergehen sollte.
    «Du musst wissen, Joel, dass es nichts gibt, wovor sich ein Vampir mehr fürchtet als vor diesem Kreuz. Und deshalb ist der Mensch, der es in Händen hält, der mächtigste Feind, den diese Ungeheuer auf der ganzen Welt haben.»
    Joel konnte nur hoffen, dass der alte Mann nicht nur irgendeinem alten Mythos aufgesessen war.
    Aber wo sollte er mit der Suche nach diesem geheimnisvollen Kreuz von Ardaich anfangen? Die Hinweise im Notizbuch brachten ihn auch nicht viel weiter.
    Allein konnte er das nicht schaffen.
    Jemand hatte behauptet, ihm helfen zu können. Jetzt war es an der Zeit, sie anzurufen.

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 52
    E rinnern Sie sich an mich?», hatte er am frühen Nachmittag am Telefon gefragt.
    «Der streitlustige Polizeiinspektor», hatte sie entgegnet. «Witzig, ich habe gerade an Sie gedacht.»
    «Können wir uns treffen? Ich muss mit Ihnen reden.»
    «Könnten Sie nach London kommen?»
    «Ich habe gerade ziemlich viel Zeit und kann deshalb überallhin kommen.»
    «Ich wohne in Canary Wharf. Notieren Sie sich folgende Adresse.»
    Und so kam es, dass Joel kurz nach drei Uhr nachmittags in seiner Lederkluft im luxuriösen gläsernen Aufzug stand, auf dem Weg ins oberste Stockwerk des teuren Apartmenthauses mit Blick auf den Fluss.
    Er fragte sich, was für eine Art Journalistin diese Alex Bishop wohl sein mochte. Man musste schon förmlich in Geld schwimmen, um sich eine Wohnung in solcher Lage leisten zu können. Sein spärliches Polizeigehalt hätte hier nicht einmal für einen Besenschrank gereicht.
    Sanft und geräuschlos öffnete sich die Aufzugtür, und er trat in einen großzügigen Flur, der vom Blütenduft exotischer Pflanzen erfüllt war. In der einen Hand trug er einen Sturzhelm, in der anderen die Reisetasche, die er vor der Flucht aus seiner Wohnung in Jericho überstürzt mit Kleidung vollgestopft hatte. Er hatte keine Ahnung, wann er wieder dorthin zurückkehren konnte.
    Der Blick über die Stadt war atemberaubend. Joel hielt einen Augenblick inne und schaute aus den hohen Fenstern. Die spätherbstliche Sonne schien hell durch das Glasdach.
    «So trifft man sich wieder», hörte er ihre Stimme hinter sich. Sie lehnte lässig am Türrahmen, in ausgewaschenen Jeans und einem Rollkragen-Wollpullover. Ihr kastanienbraunes Haar fing das Sonnenlicht ein.
    Etliche Sekunden vergingen, bevor er merkte, dass er sie anstarrte.
    «Wozu die Tasche?», fragte sie mit einem Lächeln. «Wollen Sie verreisen?»
    «Im Augenblick habe ich keine Ahnung, wohin die Reise geht», gestand er. «Dabei hängt viel von Ihnen ab.»
    Sie zog eine Braue hoch. «Tatsächlich?»
    «Sie sagten, Sie könnten mir helfen, und jetzt bin ich hier.»
    «Dann kommen Sie besser erst mal rein.»
    Das Penthouse war noch größer, als er es sich vorgestellt hatte. Joels Wohnung hätte vier oder fünf Mal hineingepasst. Er stapfte ein wenig verlegen in seinen schweren Motorradschuhen über ihren teuren Teppich und wagte nicht, die Reisetasche abzustellen, weil er fürchtete, sie könnte von der Fahrt mit Straßenschmutz behaftet sein. Sie dagegen schien sich darüber keine Gedanken zu machen. Während sie in der Küche verschwand, um ihnen etwas zu trinken zu holen, setzte er sich nervös in einen cremefarbenen Ledersessel und schaute sich die Bilder an der Wand an. Abgesehen vom nötigen Kleingeld hatte Alex Bishop anscheinend auch noch jede Menge Geschmack.
    Sie kam mit einem Tablett zurück, stellte zwei schwere Tassen mit schaumigem Cappuccino auf einen Tisch mit Glasplatte und fläzte sich in den Sessel ihm gegenüber.
    Joel nippte an seinem Kaffee. Er hatte nie einen besseren getrunken.
    «Es freut mich, Sie wiederzusehen, Inspector», sagte sie.
    «Nennen Sie mich doch bitte Joel. Ich habe das übrigens vollkommen ernst gemeint, als ich sagte, ich bräuchte Ihre Hilfe.»
    «Hat das was mit dem Jungen im Krankenhaus zu

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