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Der Aufstand

Der Aufstand

Titel: Der Aufstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean McCabe
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Wohnzimmer war komplett auseinandergenommen. Sein Bücherregal lag umgestürzt auf den Trümmern seines Couchtischs. Der Teppich war in Streifen geschnitten, die Hälfte der Bodendielen aufgestemmt.
    Joel registrierte eine rasche Bewegung aus dem Augenwinkel, bevor etwas Silbriges vor seinem Gesicht aufblitzte. Reflexhaft riss er die Hände hoch, um seine Kehle zu schützen, und ein Würgedraht spannte sich um seine Handgelenke und wurde mit einer übermenschlichen Kraft nach hinten gezogen. Nur die dicken Manschetten der Lederkluft verhinderten, dass seine Hände glatt abgetrennt wurden. Joel versuchte es mit einem Kopfstoß nach hinten und spürte, wie sein Schädel auf etwas Hartes traf. Aus dem Augenwinkel sah er einen glänzenden kahlen Kopf und ein vor Anstrengung verzerrtes runzliges Gesicht.
    Es war Seymour Finch. Er war gekommen, um ihn zu töten.
    Während Joel sich verzweifelt zu befreien versuchte, spürte er, wie der Draht ins Leder schnitt. Er konnte jeden Augenblick durch sein – und dann war es nur noch eine Frage von Sekunden, bis er tot war. Joel schwang den rechten Fuß nach vorn, bis er mit den Zehen auf den Rand der Küchenarbeitsplatte traf, stieß sich, so fest er konnte, ab und warf sein Gewicht nach hinten. Gemeinsam gingen sie zu Boden, und er spürte, wie sein Gewicht Finch den Atem nahm. Einen Sekundenbruchteil lang lockerte sich Finchs Griff, und Joel konnte sich aus dem Draht herauswinden. Er raffte sich auf und wollte Finch in die Rippen treten, aber der Mann war schon wieder auf den Beinen. Zu spät sah er den verschwommenen Fleck auf sein Gesicht zukommen. Die schwere Faust traf ihn am Kinn und schickte ihn zu Boden.
    Während er dort lag, sein Mund sich mit dem Geschmack von Blut füllte und ihm weiße Flecken vor den Augen tanzten, sah Joel, wie Finch das heruntergefallene Notizbuch aufhob. Er blätterte hastig die Seiten durch, und seine Augen leuchteten animalisch-triumphierend.
    Joel stand taumelnd auf und sah sich nach einer Waffe um. Der Messerblock stand auf der gegenüberliegenden Seite der Küche, aber der Weg dahin war von Finch verstellt. Auf dem Boden lag eine gusseiserne Bratpfanne. Joel wollte sie gerade aufheben, als ihm wieder das unbequeme Stück Stahl einfiel, das er sich hinten in seine Jeans gesteckt hatte. Er war mit dem alten Webley-Revolver in seinem Gürtel so viele Kilometer gefahren, dass er schon fast vergessen hatte, worum es sich dabei handelte.
    Er riss die rostige Waffe heraus und zielte auf Finch. Er spannte den Hahn und schrie: «Auf die Knie, oder ich bringe Sie um.»
    Der Glatzkopf riss verblüfft die Augen auf, begann dann aber spöttisch zu grinsen und ging erneut auf ihn los.
    Joel hatte keine Zeit zu beten, dass die alte Waffe noch funktionieren möge. Finch war nur noch einen Meter weg, als er den Abzug betätigte. Ein lauter Knall ertönte, und der Revolver schlug zurück gegen seine Handfläche.
    Finch wurde nach hinten geschleudert, als hätte ihn ein unsichtbares Kabel von den Füßen geholt. Er krachte auf den Boden und schlitterte über die Fliesen, brüllend und um sich schlagend, während sich das Blut aus dem Loch in seiner Brust ergoss. Doch bloß ein paar Sekunden später sprang er wieder auf, als wäre nichts geschehen, und rannte in den Flur, noch immer das Notizbuch in der Hand. Unter einem Regen von Glassplittern durchbrach er die Haustür und rannte weiter auf die Straße.
    Fassungslos stand Joel einen Augenblick lang mit dem rauchenden Revolver in der Hand da, bis er wieder zu sich kam, die leere Waffe wegwarf und die Verfolgung aufnahm.
    Als er durchs Gartentor rannte, war Finch bereits zwanzig Meter weiter. Wie ein Wilder sprintete er durch die Walton Well Road und hinterließ dabei eine Spur aus Blutspritzern. Joel rannte hinter ihm her den Hügel hinunter, vorbei an Reihenhäusern aus rotem Backstein, aber Finch bewegte sich übermenschlich schnell. Mit ein paar Sätzen war er bei der alten Steinbrücke, über die man nach Port Meadow kam – einer weiten, offenen Fläche, die durch alte Landgesetze vor der baulichen Erschließung bewahrt und von der gewundenen Themse begrenzt wurde.
    Als Joel die Brücke erreichte, hatte Finch fast fünfzig Meter Vorsprung. Er sah, wie er das schilfbewachsene Ufer hinunterrutschte und verschwand. Kurz danach erblickte er ihn erneut. Finch saß in einem kleinen Holzboot und ruderte wie ein Besessener. Das Wasser schäumte weiß auf, während das Boot nach vorn schoss. Joel erhaschte noch

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