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Der Aufstand

Der Aufstand

Titel: Der Aufstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean McCabe
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Ordnung?»
    «Ist nur ein kleiner Schnitt», erwiderte er, als er zur Badtür ging und dabei die andere Hand unter den verletzten Finger hielt, um auf dem Boden keine Spur roter Tropfen zu hinterlassen.
    Er verfluchte sich für seine Ungeschicklichkeit, während er im Waschbecken ihres luxuriösen Badezimmers das Blut abwusch. Als er den Finger mit seinem Taschentuch umwickelte, konnte er es sich nicht verkneifen, sich im Raum umzusehen. Seiner Erfahrung nach waren die Frauenbadezimmer – egal, wie groß sie waren – immer mit einem ebenso riesigen wie geheimnisvollen Arsenal von Schönheitsprodukten, Seifen und Gels, Shampoos und Haarpflegemitteln vollgestellt und rochen nach Parfüms und Lotionen. Alex Bishops Bad dagegen sah aus, als wäre es noch nie benutzt worden. Er zuckte die Achseln. Wahrscheinlich hatte sie in dieser großen Wohnung noch irgendwo anders ihr eigenes, privates Bad.
    Als er wieder ins Wohnzimmer kam, hatte sie die Splitter aufgelesen und rieb gerade die Kaffeeflecken aus dem Teppich.
    «Tut mir leid», entschuldigte sie sich. «Ich weiß gar nicht, wie das passieren konnte. Mir ist einfach die Tasse aus der Hand gerutscht.»
    Er wedelte mit seinem bandagierten Finger. «Dann sind wir wohl beide ein bisschen ungeschickt.» Das Notizbuch seines Großvaters lag auf dem Sessel, auf dem er gesessen hatte. Er hob es auf und steckte es in seine Tasche.
    «Gehen wir nach draußen. Ein wenig frische Luft tut uns jetzt sicher gut, meinen Sie nicht auch?» Sie führte ihn durch die Schiebetür auf den Balkon, wo ein Tisch und zwei Stühle mit Blick auf den Fluss standen.
    «Um noch einmal auf das Kreuz zurückzukommen …», begann er zögernd.
    Alex’ Miene spannte sich ein wenig an. «Wie haben Sie eigentlich davon erfahren?»
    «Es stimmt also? Es existiert tatsächlich?»
    Sie nickte ernst. «Aber es ist schon seit langer Zeit verschollen.»
    «Das hat mein Großvater auch gesagt.»
    «Ihr Großvater?»
    «Ich fange am besten ganz von vorne an», sagte er.

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 53
    J oel begann zu erzählen, lange und ausführlich. Alex saß ihm gegenüber in der blassen Nachmittagssonne, hörte aufmerksam zu und schaute ihm immer wieder in die Augen, während eine zarte Brise in ihren Haaren spielte. Er erzählte ihr alles – bis auf zwei Details: Joel brachte es einfach nicht über sich zu gestehen, was er dem geliebten alten Mann angetan hatte. Ebenso wenig erwähnte er, dass er erst vor ein paar Stunden jemanden mit bloßen Händen getötet hatte.
    «Ich weiß, dass sie hinter mir her sind», endete er. «Ich kann erst wieder nach Hause, wenn ich dieses Kreuz gefunden habe. Das heißt,
falls
ich es finde und
falls
es wirklich die Macht hat, die ihm zugesprochen wird. Mir persönlich fällt es zwar schwer, an so etwas zu glauben, aber das ist wohl meine einzige Chance.»
    «Vieles, was die Leute nicht glauben wollen, ist trotzdem wahr», erklärte sie. «Werfen wir doch mal einen Blick auf dieses Notizbuch, das Sie da haben.»
    Er zog es aus der Tasche und reichte es ihr.
    «Es ist ziemlich alt», entschuldigte er sich, «und in schlechtem Zustand.»
    «Das sehe ich.» Als sie vorsichtig die Seiten umblätterte, rutschte der abgerissene Rückendeckel der Straßenkarte heraus.
    «Notizen. Das wenige, das ich entziffern konnte», erklärte Joel. «Was leider nicht allzu viel ist.»
    «Ihr Großvater war offensichtlich ein sehr kluger Mann», sagte sie, bereits bei der letzten Seite angekommen.
    «Sie haben schon alles gelesen? So schnell? Ich habe dafür eine Ewigkeit gebraucht.»
    «Ich bin Schnellleserin.»
    «Ergibt irgendetwas davon für Sie einen Sinn?»
    «Gehen wir es mal Punkt für Punkt durch. Sehen Sie diese Auflistung von Wörtern hier?»
    «Mit denen konnte ich gar nichts anfangen.»
    «Das kann man auch nur, wenn man sich mit alten Sprachen befasst hat. Sehen Sie, dieses hier –
Vetalas
 – kommt aus dem Sanskrit und bedeutet Vampir. Und
Moroi
ist ein altes slawisches Wort mit derselben Bedeutung. Ihr Großvater hat wahrscheinlich diese kleine Liste zusammengestellt, um sich einzuprägen, nach welchen Wörtern er in den alten Texten suchen musste, die er in all den Bibliotheken gefunden hat.»
    «Und was bedeutet
Lamashtu

    «Das ist eine babylonische Göttin. Sie soll Menschenblut getrunken haben. Wie Sie sehen, reicht der Vampir-Mythos viel weiter zurück, als die meisten Menschen wissen.»
    Joel schnalzte ungeduldig mit der Zunge. «Na schön, das ist ja

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