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Der Auftrag

Der Auftrag

Titel: Der Auftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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versuchen, die Verkrustungen aufzubrechen, die über die Jahrhunderte gewachsen sind.«
    Jaryn maß ihn mit verlorenem Blick. »Ich bin allein, Caelian. Und ich muss eine Aufgabe lösen. Dazu muss ich stark sein. Wer soll mir die Kraft geben, wenn nicht meine Mitbrüder im Sonnentempel?«
    »Ich werde sie dir geben, Jaryn.«
    »Aber du kannst mir auch nicht helfen.«
    »Vielleicht doch. Ich werde in den alten Schriften nachsehen.«
    »Das habe ich bereits getan.«
    »Nicht in denen aus dem Mondtempel. Die hast du nicht gelesen. Vielleicht finde ich etwas, das uns weiterbringt.«
    »Darfst du die alten Schriften denn einsehen? Ist dir das gestattet?«
    Caelian zuckte die Achseln. »Ich tue es einfach.«
    »Das – das würde bei uns niemand ohne Erlaubnis wagen.«
    »Ich bekomme sie schon. Du vergisst, dass ich den Auftrag habe, dir zu helfen.«
    »Das würdest du wirklich für mich tun?«
    »Ist ja keine große Sache«, wehrte Caelian leicht verlegen ab.
    Eine warme Empfindung durchflutete Jaryn. Nach einem schamhaften Zögern ging er auf Caelian zu und umarmte ihn herzlich. »Kannst du mir verzeihen? Ich war unausstehlich in den letzten Stunden.«
    Caelian zog Jaryn fest zu sich heran. »Stimmt, aber so eine heiße Umarmung mit dir entschädigt für vieles.« Er zwinkerte ihm zu, und Jaryn lächelte befreit.

24
    Caelian hatte sich bei Suthranna zurückgemeldet und Bericht erstattet. Dabei hatten er und Jaryn sich eine haarsträubende Geschichte ausgedacht, die sie jeweils ihren obersten Tempelherren zum Besten geben wollten. Keinesfalls durfte der Verdacht erweckt werden, dass Jaryn mit dem Räuberhauptmann freundschaftliche Beziehungen unterhielt, noch dass Caelian seinem Vater begegnet war, dem gefürchteten Lacunar.
    »Jaryn war bereits auf dem Weg nach Carneth«, begann Caelian forsch. »Aber das wisst Ihr ja. Voller Gottvertrauen marschierte er des Weges, immer auf der Suche nach dem Prinzen, als ich ihn am Wegesrand sitzen sah.«
    »Du hast ihn also eingeholt?«
    Caelian nickte ernsthaft. »Er musste ja überall stehen bleiben, ständig jemanden fragen, da trugen mich meine hurtigen Beine schneller voran. Ich sprach ihn an, und wir mochten uns auf Anhieb. Wir sind ja auch beide umgängliche Burschen. Als ich ihm von dem Verkauf der Knaben erzählte, war er sogleich empört, und wir berieten gemeinsam, wie wir das verhindern könnten.«
    »Ihr beide?«
    »Wir wollten Orchan überreden, nur die hässlichsten mitzunehmen, die hätte Nemarthos dann abgelehnt, aber während wir da noch standen und diskutierten, kamen aus den Rabenhügeln finstere Mordgesellen geritten und nahmen uns gefangen.« Caelian begleitete seine Schauermärchen mit lebhaften Gesten.
    Suthranna nickte düster. »Eine schlimme Geschichte. Und dann?«
    »Wir dachten, nun ginge es uns ans Leben. Man brachte uns in ein abgelegenes Räuberlager mitten in den tiefsten Wäldern. Sie wollten uns nur gegen Lösegeld freilassen.«
    »Lösegeld für Bauern? Denn dafür mussten sie euch doch halten?«
    »Äh, oder sie wollten uns nach Xaytan verkaufen. – So hübsche Kerlchen wie wir, da haben sie sich gleich einen schönen Preis ausgerechnet. Aber Jaryn hat sich gleich vor den Hauptmann gestellt und ihm gesagt, er sei ein Achayane, und ich drohte ihm gleich einen verhexenden Fluch an, wenn er nicht das täte, was Jaryn ihm sagte.«
    »Das ist mutig von euch gewesen. Natürlich hat der Hauptmann gleich einen großen Schrecken bekommen und ist vor euch auf die Knie gesunken?«
    »Nun ja, auf die Knie nicht, aber er wurde plötzlich sehr freundlich und meinte, mit dem Sonnentempel wolle er es sich nicht verderben, denn er bete ebenfalls zu Achay – und natürlich auch zu Zarad«, fügte Caelian schnell hinzu.
    »Das tun Räuber gewöhnlich«, nickte Suthranna todernst. »Und wie war das mit den Knaben?«
    »Mit den Knaben? Oh ja, das war nicht so einfach, aber Jaryn beherrscht den zwingenden Blick. Als der Hauptmann von dem schändlichen Handel erfuhr, wurde er sehr zornig und fragte seine Räuber, ob sie das dulden wollten? Und weil das gegen ihre Räuberehre gegangen wäre, riefen alle: ›Nein!‹ Und dann …«
    Suthranna hob die Hand. »Halt ein. Nun wollen wir die Märchenstunde beenden. Ich will von euren Verstrickungen mit den Räubern und etwaigen Gesetzesübertretungen gar nichts wissen. Borrak wird bald zu Doron gerufen werden. Wer weiß, wie die Sache sich aus seinem Munde anhört?«
    »Borrak ist ein schäbiger Lügner!«, zischte

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