Der Auftrag des Aeltesten
hier, als Ajihad sich den Varden anschloss. Ich habe Nasuada aufwachsen sehen, vom niedlichen kleinen Mädchen bis zu der Frau, die sie heute ist. Gelegentlich ein bisschen impulsiv, aber allemal eine gute Anführerin für die Varden. Die Menschen werden sie lieben. Und ich«, sie schlug sich gönnerhaft gegen die Brust, »und meine Freunde sind ja da, um sie durch diese schweren Zeiten zu begleiten. Es wird immer jemand da sein, der ihr den Weg weist. Ihre Unerfahrenheit soll sie nicht daran hindern, ihre rechtmäßige Position einzunehmen.«
Da fiel es Eragon wie Schuppen von den Augen.
Sie wollen eine Marionette!
»Ajihads Begräbnis findet in zwei Tagen statt«, ließ sich jetzt Umérth vernehmen. »Wir haben vor, Nasuada gleich anschließend zu unserem neuen Oberhaupt zu ernennen. Wir müssen sie noch fragen, aber sie ist sicher einverstanden. Wir möchten, dass du an der Zeremonie teilnimmst - dann kann sich keiner, nicht einmal Hrothgar, darüber beschweren - und dass du einen Treueschwur auf die Varden leistest. Das wird den Menschen das Vertrauen zurückgeben, das Ajihads Tod ihnen geraubt hat, und verhindern, dass irgendjemand versucht, unseren Zusammenhalt zu stören.«
Ein Gelübde!
Rasch beschwichtigte Saphira Eragons Geist.
Wohlgemerkt - sie wollen dich nicht auf Nasuada schwören lassen, sondern auf die Varden.
Ja, und
sie
wollen diejenigen sein, die Nasuada ernennen, was zeigen würde, dass der Rat mächtiger ist als Nasuada selbst. Sie hätten ja auch Arya oder uns bitten können, die Ernennung vorzunehmen, doch damit würden
wir
über allen Varden stehen. So aber gewinnen sie die Macht über Nasuada, haben durch den Treueschwur gleichzeitig uns in der Hand und kommen auch noch in den Genuss eines Drachenreiters, der für Nasuada eintritt.
»
Was passiert«, fragte er in die Runde, »wenn ich zu dem Schluss gelange, euer Angebot abzulehnen?«
»Angebot?«, fragte Falberd, sichtlich irritiert. »Also - nichts natürlich. Doch es wäre eine grobe Beleidigung für Nasuada, wenn du nicht bei ihrer Ernennung zugegen sein würdest. Was sollte sie wohl davon halten, dass der Held der Schlacht um Farthen Dûr ihr nicht die Ehre erweist? Sie müsste ja annehmen, dass der neue Drachenreiter Groll gegen sie hegt und die Varden für seiner Dienste unwürdig erachtet. Und wer könnte diese Schande ertragen?«
Die Botschaft hätte eindeutiger nicht sein können. Unterm Tisch ballte Eragon die Faust um den Schwertgriff und hätte am liebsten herausgeschrien, dass es unnötig sei, ihn zur Unterstützung der Varden zu zwingen, weil er ihnen ohnehin verpflichtet sei. Nun aber wollte er instinktiv rebellieren, die Fesseln abwerfen, die sie ihm anzulegen versuchten. »Da man so große Stücke auf die Drachenreiter hält, könnte ich mich ja auch entschließen, selbst die Geschicke der Varden zu lenken.«
Nun breitete sich eine frostige Stimmung aus. »Das wäre unklug«, stellte Sabrae fest.
Eragon zerbrach sich den Kopf nach einem Ausweg aus der Zwickmühle.
Ohne Ajihad,
bemerkte Saphira,
könnte es sich als unmöglich erweisen, unabhängig zu bleiben, so wie er es gewünscht hat. Wir dürfen die Varden nicht verärgern, und wenn der Rat nach Nasuadas Ernennung die eigentliche Macht besitzt, dann sollten wir uns dem fügen. Vergiss nicht, ihr Handeln ist bedingt durch ihren Selbsterhaltungstrieb, genau wie unseres.
Aber was werden sie von uns verlangen, wenn sie uns erst einmal willfährig gemacht haben? Werden sie sich an den Vardenpakt mit den Elfen halten und uns zur Ausbildung nach Ellesméra gehen lassen oder haben sie vielleicht schon etwas ganz anderes mit uns vor? Jörmundur scheint ein Ehrenmann zu sein, aber der Rest des Rats - ich weiß nicht recht.
Saphira strich ihm mit dem Unterkiefer über den Kopf.
Sag ihnen, wir nehmen an der Zeremonie teil. Ich denke, so weit sollten wir ihnen entgegenkommen. Was den Schwur betrifft: Versuche, dich um eine klare Aussage herumzureden. Vielleicht geschieht ja in den nächsten Tagen noch irgendetwas, das unsere Position ändert... Vielleicht hat Arya eine Idee.
Ohne Vorwarnung nickte Eragon und sagte: »Wie ihr wünscht. Ich werde an Nasuadas Ernennung teilnehmen.«
Jörmundur wirkte erleichtert. »Gut, gut. Dann müssen wir nur noch eine Angelegenheit klären, bevor du gehst: Wir brauchen Nasuadas Einwilligung. Es gibt keinen Grund zu warten, wo wir doch schon alle hier versammelt sind. Ich lasse sofort nach ihr schicken. Und nach Arya
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