Der Auftrag des Aeltesten
dass der Rat genau das tut, was er soeben getan hat. Und nun kann ich tatsächlich die Führung der Varden übernehmen.«
»Du hast also nicht vor, dich von ihnen manipulieren zu lassen?«, sagte Eragon verwundert.
»Nein. Behalte Ajihads letzte Worte bitte für dich. Es wäre unklug, sie herauszuposaunen, denn die Leute könnten denken, dass er dich als seinen Nachfolger bestimmen wollte, und das würde meine Autorität schwächen und die Varden verunsichern. Er tat, was er für richtig hielt, um die Varden zu schützen. Ich hätte dasselbe getan. Mein Vater...« Sie stockte kurz. »Das Werk meines Vaters wird nicht unvollendet bleiben, selbst wenn es mich ins Grab bringt. Ich möchte, dass du, Drachenreiter, das weißt. Ajihads Pläne, Strategien und Ziele sind nun die meinen. Ich werde ihn nicht durch Schwäche enttäuschen. Wir werden das Imperium besiegen, Galbatorix entthronen und dafür sorgen, dass eine rechtmäßige Regierung eingesetzt wird.«
Als sie zu Ende geredet hatte, rann ihr eine Träne über die Wange. Eragon starrte sie verwundert an. Er wusste um ihre schwierige Lage und erkannte plötzlich in ihr eine Charaktertiefe, die er vorher nie bemerkt hatte. »Und was ist mit mir, Nasuada? Was soll ich bei den Varden tun?«
Sie schaute ihm direkt in die Augen. »Du kannst tun, was immer dir beliebt. Die Ratsmitglieder waren töricht zu glauben, sie könnten dich kontrollieren. Für die Varden und Zwerge bist du ein Held, und selbst die Elfen werden sich über deinen Sieg über Durza freuen, sobald sie davon erfahren. Falls du dich gegen den Rat oder gegen mich stellen solltest, werden wir nachgeben müssen, denn die Menschen würden dich aus ganzem Herzen unterstützen. Im Augenblick bist du der mächtigste Mann bei den Varden. Wenn du jedoch meine Führerschaft akzeptierst, werde ich den von Ajihad eingeschlagenen Weg fortsetzen: Du wirst mit Arya zu den Elfen gehen, deine Ausbildung dort vollenden und danach zu uns zurückkehren.«
Warum ist sie so ehrlich zu uns?,
wunderte sich Eragon.
Wenn es stimmt, was sie sagt, hätten wir die Forderungen des Rats dann doch lieber ablehnen sollen?
Saphira ließ sich einen Moment Zeit mit der Antwort.
So oder so, es ist zu spät. Du hast ihnen bereits dein Wort gegeben. Ich glaube, Nasuada ist aufrichtig, weil dein Zauber es ihr erlaubt und weil sie hofft, so deine Loyalität zu gewinnen.
Plötzlich hatte Eragon eine Idee, doch bevor er Saphira davon erzählte, fragte er:
Können wir darauf vertrauen, dass sie hält, was sie versprochen hat? Es ist sehr wichtig.
Ja,
antwortete Saphira sofort.
Sie hat aus dem Herzen gesprochen.
Nun erzählte er Saphira, was er im Sinn hatte. Sie erklärte sich einverstanden, daher zückte er sein Schwert und ging auf Nasuada zu. Er sah Furcht aufblitzen, als er sich ihr näherte. Ihr Blick schoss zur Tür, dann steckte sie die Hand in eine Stofffalte ihres Kleides und griff nach etwas. Eragon blieb vor ihr stehen, dann kniete er nieder, Zar’roc auf den Handflächen.
»Nasuada, Saphira und ich sind erst seit kurzem hier. Aber in dieser Zeit hat Ajihad unseren Respekt gewonnen und nun gilt dieser Respekt dir. Du hast in Farthen Dûr gekämpft, während andere geflohen sind, darunter die beiden weiblichen Ratsmitglieder, und du warst ehrlich zu uns, hast uns nicht zu täuschen versucht. Deshalb biete ich dir meine Klinge dar... und meinen Treueschwur als Drachenreiter.«
Er sagte es mit einem Gefühl der Endgültigkeit, wohl wissend, dass er so etwas vor der Schlacht niemals getan hätte. Aber die vielen Menschen, die er hatte sterben sehen, hatten seinen Blickwinkel verändert. Wenn er jetzt dem Imperium entgegentrat, dann nicht mehr nur für sich selbst, sondern auch für die Varden und alle anderen Menschen, die unter Galbatorix’ Joch standen. Ganz gleich wie lange es dauern würde: Dieser Aufgabe hatte er sich nun verschrieben. Fürs Erste konnte er gar nichts Besseres tun, als zu dienen.
Dennoch, er und Saphira gingen ein hohes Risiko ein, indem sie Nasuada Treue schworen. Der Rat konnte nichts dagegen einwenden, denn Eragon hatte zwar gesagt, er würde einen Treueschwur ablegen, aber nicht, wem dieser Schwur galt. Trotzdem hatten er und Saphira keine Garantie, dass Nasuada sich als gutes Oberhaupt der Varden erweisen würde.
Aber es ist besser, sich einem aufrichtigen Narren zu verschreiben als einem verlogenen Gelehrten
, sagte er sich.
Ein Ausdruck der Überraschung breitete sich auf Nasuadas
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