Der Auftrag des Aeltesten
muss von Galbatorix’ Gaunereien verwirrt gewesen sein und hat den Falschen zu ihrem Reiter erwählt.« Die umstehenden Elfen brachen in aufgeregtes Gemurmel aus, mit offenkundiger Missbilligung für diese ungeheuerliche Beleidigung.
Eragon knirschte mit den Zähnen. Er ertrug es, wenn man ihn beschimpfte, nicht aber, wenn jemand Saphira angriff. Sie war schon im Begriff, sich zu rühren, aber er kam ihr zuvor, als seine angestaute Frustration, seine Furcht und sein Schmerz aus ihm herausbrachen und er mit hochgerissenem Schwert herumwirbelte.
Der Schlag hätte Vanir auf der Stelle getötet, wenn er ihn nicht in letzter Sekunde abgeblockt hätte. Die Wildheit des Angriffs schien ihn zu überraschen. Diesmal hielt Eragon sich nicht zurück, sondern trieb Vanir in die Mitte des Feldes und schlug um sich wie ein Verrückter. Er war fest entschlossen, dem Elf wehzutun, egal wie. Er traf Vanir so hart an der Hüfte, dass trotz Zar’rocs stumpfer Schneide Blut floss.
Sowie er den Treffer gelandet hatte, explodierte in Eragons Rücken ein so fürchterlicher Schmerz, dass er ihn mit allen fünf Sinnen erlebte: als ohrenbetäubenden Wasserfall, als metallischen Geschmack auf der Zunge, als beißenden Essiggestank, der ihm die Tränen in die Augen trieb, als pulsierende Farben und vor allem als das Gefühl, Durza hätte ihm gerade erneut den Rücken aufgeschlitzt.
Er sah Vanir über sich stehen und verächtlich auf ihn herabstarren. Da wurde Eragon klar, dass der Elf noch sehr jung sein musste.
Nach dem Anfall wischte Eragon sich das Blut vom Mund und hielt Vanir die blutverschmierte Hand hin. »Dünn genug?«, fragte er. Vanir würdigte ihn keines Blickes, sondern schob einfach das Schwert in die Scheide und ging davon.
»Wo willst du hin?«, rief Eragon ihm nach. »Wir sind noch nicht miteinander fertig.«
»Du bist nicht gesund, du kannst nicht kämpfen«, höhnte der Elf.
»Versuch’s doch!« Eragon mochte den Elfen zwar unterlegen sein, aber er würde ihnen nicht die Genugtuung geben, ihre Einschätzung seiner mangelhaften Fähigkeiten zu bestätigen. Er würde ihren Respekt durch schiere Unnachgiebigkeit gewinnen.
Er bestand darauf, eine volle Schwertkampfstunde zu bekommen, so wie es Oromis festgelegt hatte, und am Ende ging Saphira auf Vanir zu und legte ihm eine spitze Klaue an die Brust.
Tot
, zischte sie ihn an. Vanir wurde blass und die anderen Elfen wandten sich von ihm ab.
Als sie in der Luft waren, sagte Saphira:
Oromis hatte Recht.
Womit?
Du strengst dich mehr an, wenn du einen richtigen Gegner hast.
Vor Oromis’ Hütte ging es wie gewohnt weiter. Saphira und Glaedr flogen zu ihren Lektionen, während Eragon bei Oromis blieb.
Eragon war erschrocken, als Oromis von ihm verlangte, zusätzlich zum Schwertkampf auch noch den Rimgar zu absolvieren. Es kostete ihn allen Mut, seinem Lehrmeister zu gehorchen, doch seine Befürchtungen waren unbegründet. Der Tanz von Schlange und Kranich verlief heute sehr sanft und überforderte ihn nicht.
Die Dehnungsübungen und die anschließende Meditation in der Baumgrotte boten Eragon endlich die Gelegenheit, seine Gedanken zu ordnen und über die Frage nachzudenken, die Oromis ihm gestellt hatte.
Unterdessen beobachtete er, wie seine roten Ameisen in einen kleineren, konkurrierenden Ameisenhügel einfielen, die Bewohner überrannten und deren Vorräte plünderten. Am Ende des Massakers überlebte nur eine Hand voll der ehemaligen Rivalen, die nun allein und ziellos zwischen den Kiefernnadeln umherirrten.
Wie die Drachen in Alagaësia
, dachte Eragon. Seine Verbindung zu den Ameisen erlosch, als er über das traurige Schicksal der Drachen nachdachte. Dabei offenbarte sich ihm Stück für Stück die Lösung des Problems, bis er schließlich eine Antwort auf Oromis’ Frage fand, mit der er leben und an die er glauben konnte.
Er beendete seine Meditation und kehrte zur Hütte zurück. Diesmal war Oromis zufrieden mit dem, was Eragon zu berichten hatte.
Als der Elf das Mittagessen auftrug, sagte Eragon: »Ich weiß jetzt, warum es wert ist, gegen Galbatorix kämpfen, obwohl dabei tausende ihr Leben verlieren könnten.«
»Wirklich?« Oromis setzte sich. »Dann erzähl es mir.«
»Weil Galbatorix in den letzten hundert Jahren mehr Leid verursacht hat, als wir Übrigen jemals in einer einzigen Generation anrichten könnten. Und anders als bei einem gewöhnlichen Tyrannen können wir nicht auf seinen Tod hoffen. Er könnte seine
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